Prolog

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48,2. "Scheisse" murmelt Lia als sie auf die Anzeige der Waage schaut. Verzweifelt rauft sie sich die langen hellblonden Haare und gähnt.

Gestern waren es doch noch 400 Gramm weniger. Weniger essen. Fettes Schwein.

Lia macht einen Schritt von der Waage hinunter und dreht sich zum Waschbecken. Langsam greift sie zu ihrer Zahnbürste uns fängt an sich die Zähne zu putzen. Sie legt die Zahnbürste weg und beginnt sich zu schminken. Concealer auf die dunklen Augenringe damit niemand merkt wie erschöpft sie ist. Die Wimpern werden getuscht, die Augenbrauen nachgezogen, ein perfekt geschwungener Eyeliner sitzt auf ihrem Augenlid und ihre Lippen glänzen in einem matten rosa Ton. Für einen kurzen Moment findet Lia sich sogar hübsch als sie in den Spiegel schaut.

Traust dich nicht mal ohne Schminke raus. Du Feigling.

Auf ihren langen Beinen überquert Lia nun den Flur und geht langsam auf ihre Zimmertür zu. "Guten Morgen Dalia." Ihre Mutter ist gerade dabei die Treppe hinunter zu gehen um Frühstück zu machen. Lia beachtet sie nicht.

Lia. Nenn mich einfach Lia, so wie alle. Dalia klingt schrecklich. Scheiss Name.

Lia steht vor ihrem Kleiderschrank. Sie zieht ein schwarzes Top mit Spitze heraus und dazu eine dunkelgraue Jeans. Als sie den Schrank schließt sieht sie in den Spiegel, der an der Schranktür befestigt ist.

Diese Oberschenkel, diese Hüften. Widerlich. Abnehmen. Dünner werden.

Ihre eisblauen Augen sehen leer aus, kraftlos.

Lia zieht sich das ausgewählte Outfit an und nimmt ihre Schultasche, die neben ihrem weißen Ledersofa steht. Ihr Blick streift ihren Arm, der mit Narben übersehet ist. Rasch nimmt sie ihre schwarze Sweatshirtjacke von ihrem pinken Jackenhalter und zieht sie über, damit niemand die Narben und Schnitte sehen kann, die sie sich jede Nacht aufs Neue zufügt.

Versager.

Lia verlässt ihr Zimmer und läuft die Treppe zum Erdgeschoss hinunter. Ihre Mutter ist gerade in der Küche, als sie Lia hört ruft sie: "Ich hab dir Frühstück gemacht. Liegt auf dem Esstisch.", doch Lia tut so als höre sie das nicht und geht auf direktem Weg aus der Haustür, Richtung Bushaltestelle, wo ihre Freundin Clara auf sie warten wird.

Leichter Als Eine Tafel SchokoladeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt