#1 Eine andere Welt

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Ein Knall brach die Stille der Nacht in der ich eben noch geschlafen hatte. Durch den Druck der Explosion wurde ich an meine Zimmerwand geschleudert. Dröhnender Schmerz durchfuhr meinen Kopf und als ich mit meiner Hand hin langte, fühlte ich das warme Blut, welches meine Hand und meine Wange hinunter floss. Ich blickte auf. Die halbe Zimmerwand war weg gesprengt. Im Nachthimmel waren unzählige Dämonen mit ihren Pechschwarzen Flügeln zu erkennen. ,,Wir müssen hier weg!" rief meine Mutter welche in mein Zimmer gerannt kam und mich am Arm grob hinaus zerrte. Mein Vater stand schon an der Haustür und drängte uns in den Garten. Unzählige Gedanken durchflogen meinen Kopf.

Meine Eltern liefen an einen völlig von Rosen verwucherten Ort, in einer hinteren Ecke des Gartens. Viele Explosionen landeten nacheinander in der Stadt und man fühlte, wie die Erschütterungen den Boden unter unseren Füßen erzittern ließen. Währenddessen versuchten meine Eltern das Gestrüpp zu entfernen. Hervor kamen einige Runen an der Mauer. Meine Mutter zerrte mich vor diese und begann einige Formeln zu murmeln. Ein Portal erschien an der Hauswand. Ich dachte im Angesicht des Todes nicht darüber nach wie und woher das Portal kam und das meine Eltern eines heraufbeschwören konnten.

Am anderen Ende des Gartens hörte ich ein Kichern. Eine junge Dämonin stand dort mit einer Waffe in der Hand welche auf uns gerichtet war. ,,Geht schnell in das Portal!" rief mein Vater und meine Mutter zögerte kurz und schubste mich dann in das Portal. Ich hörte nur noch wie die Dämonin kicherte und den lauten Schrei meines Vaters.

...

Ich stürzte auf den Boden. Was war gerade geschehen? Lebten meine Eltern noch? Bestimmt. Ich sah mich zu dem Portal um. Es war verschwunden. Was war das gerade? Warum wurden wir von Dämonen angegriffen? Ich richtete mich auf und sah mich um. Ich stand auf einer Aussichtsplattform bei Nacht. Der Blick auf die unten liegende Stadt war mit ihren unzähligen Lichtern wunderschön und Glühwürmchen tanzten in der lauen Sommernacht um Mich herum. Ich lächelte kurz, erinnerte mich dann aber an meine Situation und schlagartig überkam mich die Trauer. Würde ich meine Eltern und mein Zuhause je Wiedersehen können? Ich bin mir Sicher das meine Eltern überlebt haben, aber konnte kein Portal beschwören. Sie sind sehr stark und wurden im schlimmsten Fall von den Dämonen gefangen genommen. Aber ich wollte nicht daran glauben. Aber wichtiger war jetzt, wo ich war. Mithilfe meiner Magie ließ ich meine sonst gebannten Drachenflügel erscheinen nachdem ich mein Shirt bis zu den Schulterblättern hochzog. Mit einem Flügelschlag der viel Staub aufwirbelte, sprang ich in die Lüfte und flog auf die Stadt zu um mir ein Bild von den Einwohnern zu machen.

Ich landete auf einer Straße und sah mich um, meine Flügel hatte ich noch immer ausgebreitet um bei möglichen Gefahren mich in die Luft zu schwingen. Als es hinter mir raschelte ging ich in Kampfstellung und fuhr meine blutroten Krallen aus.

Ein paar Meter weiter weg von mir stand ein Mädchen. Sie hatte hellblonde Haare die ihr bis zur Brust gingen und strahlende Blaue Augen welche mit Angst erfüllt waren als sie mich ansah. Sie hatte nur ein Nachthemd an und Hausschuhe. Neben ihr lag ein Müllsack aus dem nun ein wenig herausgefallen war. Hinter ihr war die Tür zu einem Haus offen worin Licht brannte.

,,Wer bist du?" Sagte sie mit zitternder Stimme. Ich spannte mich an und wartete ab ohne eine Antwort zu geben. Blitzschnell zig sie ein Büchlein aus einer Nachthemdtasche und blätterte extrem schnell darin herum. Ich wartete ab. Nun legte sie das Buch ab und formte nun beim Ablesen Handzeichen. Ich entfernte mich langsam, aber ohne meine Deckung zu vernachlässigen. Als sie fertig war, erschien ein weißer Bogen mit goldenen Verzierungen. Nun legte sie einen goldenen Pfeil ein und Zielte auf mich. Ich hatte noch nie wirklich gekämpft und so versuchte ich nur auszuweichen. Ich spürte wie sich der Pfeil tief in meinen Flügel bohrte und ich zu Boden fiel. Ich sah wie das Mädchen ihren Bogen fallen ließ und zu mir rannte. ,,Ich habe noch nie einen Dämonen bekämpft. Es tut mir leid aber du sahst so Gefährlich aus" weinte sie und hockte sich neben mich. Ich wollte vor Schmerz aufschreien könnte aber nicht einen Laut herausbringen. Durch die Erschöpfung könnte ich meine gebannte Gestalt nicht mehr aufrecht erhalten und es verwandelten sich nun auch Augen, Zähne und ein paar Schuppen die an manchen Stellen meine Haut leicht bedeckten. Ja, ich war kein echter Drache. Ich war ein Halbdrache.

Langsam öffnete ich meine Augen. Ich lag in einem Bett. Ich versuchte aufzustehen aber dabei durchzog ein beißender Schmerz meinen linken Flügel. Automatisch biss ich die Zähne zusammen und schaute wie die Wunde inzwischen aussah. Viel konnte ich nicht sehen da mein halber Flügel in einem Mullverband steckte. Jetzt sah ich mich im Zimmer um. Ich saß auf hellrosaner Bettwäsche welche auf einem weißen Bett lag. Die Wand des viereckigen Zimmers war auch weiß und passte auch zu dem Farblich selbigen Schreibtisch auf dem viele Schreibutensilien verstreut auf einer rosanen Unterlage lagen. In dem Raum gab es ein Fenster welches von Vorhängen in der Farbe der Bettwäsche umrahmt wurde. Trotz dem Schmerz stand ich auf um aus dem Fenster zu sehen. Es war Tag und die Sonne schien auf einen kleinen Garten welcher von Vielen zwitschernden Vögeln heimgesucht wurde.

,,Oh, du bist wach. Dabei war ich nur kurz unten in der Küche" sagte eine nett aussehende Frau lächelnd, die mit einem Tablett in der Hand in der Tür stand. Sie hatte hellblondes Haar wie das Mädchen in der Nacht welche zu einem Zopf zusammengebunden waren und auch wie sie, hellblaue Augen. Sofort ging ich in Abwehrstellung. Der Schein kann oft Trügen haben mich meine Eltern gelehrt. ,,Ganz Ruhig. Ich habe nicht vor dir etwas zutun" sagte die Frau und hob beschwichtigend die Hände. Ich vernachlässigte jedoch nicht meine Deckung. ,,Na gut" fuhr sie fort, setzte sich auf das Bett und stellte das Tablett welches mit Obst befüllt war, auf den Nachttisch. ,,Es kommt nicht oft vor das sich ein Drache in diese Gegend verirrt. Und dazu noch von einer so seltenen Sorte. Wie kommt es das du hier bist?" fragte sie weiter. Ich antwortete nicht sondern sah nur kurz bedrückt zu Boden. ,,Du musst es nicht erzählen wenn du nicht willst. Aber ich möchte mich noch bei dir entschuldigen das meine Tochter dich gestern angegriffen hat. Du musst wissen das sie noch nie andere Wesen als unsere Art und Menschen gesehen hat und sie deshalb so reagiert hatte" Die Frau lächelte wieder. Ich verzog keine Miene. ,,Ich lasse dir das Obst hier und du kannst davon essen soviel du willst. Ich lasse dich jetzt mal alleine. Wenn du Hilfe brauchst, ich bin unten in der Küche" Mit diesen Worten verschwand die Frau und ließ mich mit dem Obst alleine.

Chaos DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt