Ein normaler Teenager

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Es war der letzte Donnerstag des Schuljahres vor der Zeugnisvergabe, wir hatten es bereits 07:30 Uhr. Ich wachte durch einen Albtraum auf. Eigentlich viel zu spät, denn normalerweise bin ich bereits um 06:00 Uhr auf den Beinen und wir mussten bereits um 7:45 Uhr beim Treffpunkt erscheinen. Wir hatten für heute eine Exkursion in das Naturhistorische Museum geplant. Eigentlich recht spannend, doch ich war mit der Unterstufe bereits mehrmals dort, weshalb ich keine große Freude aufzeigte. Ich rannte ins Badezimmer, machte mich so schnell wie möglich fertig und ab ging's zum ausgemachten Treffpunkt. Auch wenn es mir viele nicht anmerken, denn ich zeigte mich fröhlich, schwirrten viele Gedanken in meinem Kopf herum. Manche davon bereiteten mir Sorgen und manche wiederum machten mich glücklich. Klingt zwar seltsam, weil es der letzte Schultag ist, dennoch machte ich mir Gedanken. Ich fühlte mich nicht wohl hier. Nach diesem Schuljahr bin ich zu dem Entschluss gekommen, hier nicht noch weitere 4 Jahre meines Lebens zu verbringen wollen. Ich besuchte damals eine HTL und war in der Abteilung für Informatik sowie Software Engineering. Am Tage der Exkursion geschah nichts mehr besonderes, wir hatten bereits um 12 Uhr aus und wurden vor Ort entlassen. Ich fuhr nach Hause und war froh, dass ich nur noch einen Tag mit dieser Klasse überstehen muss. Auch wenn bei der Zeugnisvergabe nicht viel passieren wird, war es nicht leicht für mich. Ich bekam meine Schulnachricht und sah mir meine Noten an. "Hey, ich habe viel bessere Noten, als ich erwartet habe." sagte ich zu meinem Sitznachbarn, mit dem ich recht gut auskam. Er nahm mein Zeugnis in die Hand und schaute es sich an. "Oha, wie hast du das geschafft?" fragte er. "Ich weiß es nicht, in meiner letzten Schulstufe hatte ich einen Notendurchschnitt von 2.4 und das war schon ein Wunder" merkte ich an. Ich hatte diesmal einen Schnitt von 1.8 und das in einer höheren Schule! Obwohl ich mich hier unwohl fühlte, aber das änderte nichts an meiner Entscheidung, die Klasse oder sogar die Schule zu wechseln.

Es war eine echte Zitterpartie, bis ich überhaupt eine höhere Schule gefunden habe, welche mich nahm. Eigentlich war es spontan, denn Anfangs wollte ich eine Lehre beginnen und damit meine Brötchen verdienen.  Aber da es mir meine Familie sowie Freunde zutrauten und meinten, ich solle es wenigstens probieren und weil ich sowieso nichts zu verlieren habe, entschied ich mich dazu, bei mehreren höheren Schule anzumelden. Die Tatsache, dass ich immer noch nicht wusste, was ich mit meinem Leben anstellen solle, verleitete mich immer mehr dazu, mich für eine Schule zu entscheiden. Aber das war ganz normal für einen Teenager in meinem Alter, oder nicht? "Was willst du werden?", fragten Sie. "Du brauchst eine Matura", sagten Sie. Man wurde unter Druck gesetzt, wusste nicht was man werden wollte. Wenn du nicht gerade ein Hobby oder eine Interesse hattest, welches du mit einer/einem dafür spezifizierten Schule oder Beruf ausleben konntest, warst du sehr wahrscheinlich am Ende. Dadurch das sich mein Bruder oft über seine Berufung beklagt hatte, wurde meine Entscheidung für eine höhere Schule noch Mal bekräftigt. Jetzt war die schwierige Aufgabe eine zu finden, die es tatsächlich sagen wir mal wagt, mich aufzunehmen. Denn: Die 9. Schulstufe lief nicht prickelnd. Ich ging in einen 1-Jährigen EDV-Lehrgang einer Handelsakademie, in welcher ich schlichtweg nichts tat. Es war auch nicht wirklich vonnöten, jene Fächer die irgendeine Verbindung zu Computern hatten oder am Computer gemacht wurden, habe ich problemlos mit mindestens einem "Gut" abgeschlossen und die anderen Fächer waren - zumindest am Anfang - auch nicht schwer. Das erste Semester war schnell vergangen und mit einem Notendurchschnitt von 2,4 geschafft. Zum Start des zweiten Semesters ging mir durch den Kopf, ich würde auch mit Nichtstun weiterkommen und somit endlich meine 9. Schulstufe sowie meinen Schulabschluss haben. Leider kam es - wie zu erwarten - anders: Ich hatte Ende des zweiten Semester ein "Nicht Genügend" in Mathematik und Betriebswirtschaft und somit die 9. Schulstufe nicht bestanden. Mathematik hatte ich nicht verstanden und in Betriebswirtschaft bin ich nie erschienen. Ich fand letzteres für unnötig, weil ich wusste den kompletten Stoff und wir hatten Betriebswirtschaft immer Freitags für vier Stunden, danach war der Schultag zu Ende.

Ich war am Boden. "Was soll ich machen?" fragte ich oft meiner Mutter und mich selbst. Ich wusste nicht, wie es weiter geht. Ich soll eine höhere Schule mit einem nicht bestandenen Schuljahr besuchen? Das ist unmöglich, die nehmen mich doch nie! Über eine Lehre durfte ich erst gar nicht denken! Nach etlichem hin und her nahm mich die HTL Donaustadt in Wien, Österreich - sogar ohne jegliche Aufnahmetests - auf. Die nette Sekretärin brachte uns freundlicherweise die Auskunft, es lege hauptsächlich daran, dass ich mit 15 Jahren bereits 9 Schulstufen hinter mir habe. Ich freute mich wie ein kleines Kind, es kann nur bergauf gehen, dachte ich mir. Endlich eine Schule, wo ich mein komplettes Wissen über Computer, Software und dergleichen zeigen kann. Ich interessiere mich schon seit ich denken kann für Hardware. Spezifiziert habe ich mich auf Smartphones/Konsolen und besonders auf Computer/Laptops. Mit jungen 15 Jahren habe ich meinen ersten eigenen PC selber zusammengebaut. Ich brauchte ihn, er war wichtig für meine Schullaufbahn. Nur leider war die Tatsache, mich für genau diese höhere Schule entschieden zu haben, ein großer Fehler...

Plötzlich MobbingopferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt