Mein "Retter"

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Ich machte mich bereit meine letzten Atemzüge zu tätigen...

Aber es passierte - nichts.

Ich war zu verängstigt, um die Augen zu öffnen, doch mir fiel auf, dass sich etwas verändert hatte. Es roch nach... Zimt!

Roch der Mann schon die ganze Zeit nach Zimt? Oder roch die Hölle etwa nach Zimt? Wenn ich das gewusst
hätte...

Ich liebte den Geruch von Zimt.

Langsam wurde das Gewicht auf meiner Brust schwerer und jemand flüsterte mir ins Ohr: "Du kannst die Augen jetzt wieder auf machen."
Aber das konnte ich nicht.

Langsam löste sich der Druck von meiner Brust und die Stimme erklang ein weiteres Mal: "Pass auf, geh lieber nach Hause. Ein Mädchen, wie du, sollte nicht alleine rausgehen. Vorallem nicht in einer Gegend, wie dieser. Pass auf, dass sowas nicht nochmal passiert."

Ein Mädchen, wie ich? Hm.
Ein Mädchen, wie ich würde niemanden in ihre eigene kleine Welt lassen. Keinem ihre Gefühle zeigen. Und erst recht nicht vor einem Fremden weinen.

Mir fiel auf, dass es ein Mann sein musste. Außer natürlich, eine Frau hätte einen tiefen Basston, wenn sie redete. Aber das schloss ich mal aus.
Außerdem dachte ich nicht, dass eine Frau mich innerhalb einer halben Sekunde hätte hochziehen können, denn das passierte gerade.

Als ich stand, hatte ich die Augen immernoch fest zusammengekniffen.
Der Mann hatte meinen Arm fest umschlossen.

"Hey hörst du mir überhaupt zu?", erklang seine Stimme und er drückte leicht meinen Arm.

Ich werde sie niemanden zeigen. Ich werde nicht weinen. Was sollte das denn bringen?

Als ich bemerkte, dass mein Arm losgelassen wurde, öffnete ich langsam meine Augen.

Der Himmel war schon fast ganz schwarz.

Ein Blick in Richtung meines "Retters" zeigte mir, dass er schon fast in der Dunkelheit verschwunden war. Von hinten sah er ziemlich schmal und groß aus. Wobei ich nicht so viel aussagen konnte, da es ja dunkel war und ich nur seinen Rücken sehen konnte.

Ich würde ihn zwischen 16 und 25 schätzen.
Ziemlich genau oder?

Da er ging, ging ich davon aus, dass er keine Lust mehr hatte sich mit dem stummen Mädchen abzugeben.

Kann ich verstehen. Ein Mensch, der keine Emotionen zeigt, ist bestimmt echt gruselig.
Ich bin bestimmt echt gruselig - aber das ist okay.

"Danke", brachte ich leise hervor.
Auch, wenn es nicht danach klang, war ich echt dankbar.

Für die Leute, die es nicht wissen:
Ich sehe immer gleich aus.
Meine Gesichtszüge ändern sich nie und meine Stimme ist auch monoton.
Also bin echt nicht undankbar auch, wenn man es so verstehen könnte.

Als ich mich umdrehte, merkte ich, dass er mich ansah. Ich spürte seinen Blick noch auf mir, bis ich hinter der nächsten Ecke verschwunden war.

"Retter" POV. :
Ich ging gerade vom Training nach Hause, als ich sie bemerkte. Julie. Ein Mädchen aus meiner Schule. Sie war sowas, wie meine persönliche Stalkerin. Naja nicht wirklich persönlich. Sie stalkte jeden, der in ihren Augen gut aussah.

Also was machte ich Dummkopf? Natürlich versteckte ich mich und lief in die völlig entgegengesetzte Richtung meiner Wohnung.

Vollidiot.

Als ich in einer kleinen Gasse ankam, bemerkte ich ein Mädchen, dass vor einem Schaufenster stand.

Wusste sie nicht, dass das hier das Kriminellenviertel war?

Als ich mich schon zum gehen abgewandt hatte, hörte ich nur ein *rums*.
Blitzartig sprang ich herum, um zu sehen, dass das Mädchen unter einem Mann lag.

Er kam ihrem Gesicht immer näher.
Sie hatte die Augen geschlossen und ihr Gesicht sah wirklich - entspannt aus?

War es ihr gleichgültig, was dieser Mann mit ihr vorhatte?

Ich musterte sie noch einen Moment.

Es war schon ziemlich dunkel geworden aber ich konnte ihre braunen Haare sehen, die zu einem Dutt hochgesteckt waren. Ihr Pony fiel ihr ins Gesicht.
Sie sah aus als wäre sie zwischen 13 und 17. Es war wirklich schwer zu sagen, denn sie sah ziemlich klein aus.

Als der Mann über ihr ausholte, um sie anzufassen, schnellte ich nach vorne und beendete das alles.

*

Anscheinend hatte sie gar nicht gemerkt, dass ich den Mann "entfernt" hatte. Denn sie lag immernoch mit krampfhaft geschlossen Augen auf dem Boden.

Als ich mich zu ihr runterbeugte, betrachtete ich ihre langen Wimpern. Sie berührten schon fast ihre hohen Wangenknochen.

"Du kannst die Augen jetzt wieder auf machen",flüsterte ich ihr zu, da ich befürchtete sie würde sich erschrecken, wenn ich zu laut sprechen würde.

Als sie nicht reagierte versuchte ich es erneut.

"Pass auf, geh lieber nach Hause. Ein Mädchen, wie du, sollte nicht alleine rausgehen. Vorallem nicht in einer Gegend, wie dieser. Pass auf, dass sowas nicht nochmal passiert."

Da sie nicht antworte, zog ich sie erstmal wieder auf die Beine.
Als sie so vor mir stand, fiel mir auf, dass sie wirklich klein war.
Sie ging mir gerade mal bis kurz unter die Brust.

Was machte so ein Mädchen alleine hier?

"Hey hörst du mir überhaupt zu?"

Anscheinend ja nicht. Hm. Ein Blick auf die Uhr hinter mir zeigte mir, das wir schon 21:16 Uhr hatten.

F*ck.
Mum wird mich umbringen.

Da es so aussah, als ob ich ihr sowieso nichts als Angst bereiten würde,
(auch wenn sie keinen bestimmten Gesichtsausdruck hatte) machte ich mich schnell auf den Weg nach Hause.

Ich drückte ihren Arm noch einmal kurz und ging dann.

Als ich mir durch die Haare fuhr, roch ich ihren Geruch an meinem Handgelenk.
Granatapfel?

"Danke", hörte ich jemanden leise hinter mir murmeln.

Ich drehte mich um.
In ihrer Stimme lag nichts dankbares, dennoch war ich mir sicher, dass sie es ernst meinte.

Ich sah ihr noch hinterher, bis sie um die Ecke verschwunden war und fragte mich welche Augenfarbe ihre langen Wimpern wohl umspielen würden...

Wo ist der Mann bloß hin... XD

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 07, 2017 ⏰

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