Theater

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Zitternd saß ich auf dem Boden. Meine kleinen Hände um die eingezogenen Knie geklammert. In dieser Position starrte ich den Engel an. Mein Vater lag vor dem Fenster regungslos auf dem Boden.

"Konzentriere dich auf den Engel. Nur auf den Engel." höre ich das silberhaarige Mädchen flüstern.
Ich presse meine Augen noch mehr zusammen und lasse mir das Szenario des Mordes durch den Kopf gehen.

Zitternd saß ich da. Mein Atem ging unregelmäßig und starr blicke ich auf den Engel, welcher noch immer fauchend in der Ecke steht. Er scheint Angst zu haben. Vor was? Vor mir? Nein, das gibt es nicht, denn wiso sollte ein Engel, welcher über unglaubliche Macht verfügt, von einem kleinen Kind wie mir in die Flucht geschlagen werden? Eine gewisse Kälte ging von ihm aus. Er wirkte starr. Er wirkte traumatisiert. Er hat wirkte zielgerichtet.

"Was noch?" flüstert mir meine Begleiterin und erschöpft sehe ich mir die Bilder an. Als der Engel sich zu mir, unter das schöne Ehebett, beugte...er wirkte....als würde er vor einem Wunder stehen. Überwältigt. Dann malte er mir etwas auf die Stirn. mein Kopf dröhnt als würde mir jemand mit einem Bohrer hineinbohren. Ich fühle wie seine Finger über mein Gesicht gleiten. kalt und traurig. kalt und eisig. Als wäre er schon so oft vom leben entäuscht worden. Genau! Das ist das Wort. Depressiv.

"Depressiv." murmle ich leise. "Das ist die Austrahlung des Engels. Er wirkt traurig." Ich öffne die Augen denn ich weiß, dass dies meine Partnerin wissen wollte. "Sehr gut." Sie schlägt ihren beiden weißen Hände zusammen und lächelt von einem Ohr bis zum andrem. "Dann lass ihn uns suchen." Ermüdet stehe ich auf und wir treten wieder hinaus aus der Gasse, ins Tageslicht. Die grelle Sonne blendet mich, desshalb halte ich schützend meine hand vors Gesicht. "Sag mal" , fange ich an zu reden, "kann ich dir nicht einen Namen geben?" Das Mädchen sieht mich an. "Namen sind unwichtig. Sie verurteilen." ist ihre kalte Antwort. "Ja aber....ich möchte dir einen geben." stottere ich. Die Türkisäugige lässt ihren Blick auf mir ruhen. "Wie du meinst."  Innerlich juble ich auf. "Ich nenne dich Doreen, passt das?" grinse ich. Doreen nickt und sieht zufrieden aus. "Welchen Namen trägst du?" fragt sie mich jetzt. "Lourdes." Damit ist unser Gespräch beendet und wir sehen uns in der Stadt um. Jedes Wesen hier könnte der Engel sein. Doreen hat mir erklärt ich soll ihrer Aura folgen. Der kalten und depressiven Aura. Sie führt uns etwas abseits des Marktplatzes. Wenige Bewohner dieses Reiches laufen hin und her, und weniger Stände sind aufgebaut. Es wirkt generell etwas düster.

"Bist du dir sicher das dich ihre Aura hierher führt?" fragt Doreen. Es wirkt allerdings nicht so als würde sie eine Antwort erwarten. Ich erwidere nichts. Ich bin mir sicher. Ich fühle mich als würde ich von einer unbekannten Macht angezogen werden. Von dem Engel. Als würde er mich rufen. Als würde er etwas von mir wollen. Wäre dies möglich? Suche nicht nur ich ihn, sondern er mich auch? Aus welchem Grund? In Gedanken versunken schlendere ich weiter. Die Pflastersteine werden brüchiger. Älter. Es ist kein Laut mehr zu hören. Wir stehen vor einem altem Steintheater. Wirkt beinahe griechisch. Mit den vielen Säulen und den breiten Sitzgelegenheiten. Kein Laut. Nicht einmal der Wind bläst uns um die Ohren. Es ist angenehm warm. Wie der Spätsommer. Schüchtern bewege ich mich voran. In das Theater hinein. Dieser Ort erzählt Geschichten aus längst vergangener Zeit. Ich lasse ihn ein wenig auf mich wirken. Doreen wirkt etwas gestresst. Garnicht ihre Art. "Es gefällt mir hier nicht." höre ich sie sprechen. "Wiso?" frage ich zurück. Sie antwortet nicht. Sie fragt: "Fühlt es sich hier richtig an?" Ich bejahe stumm. Doreen lässt ihren Blick über das Gelände schweifen. Ihre silbernen Haare hängen schwer zu Boden. Lautlos hebt sie einen Finger in die Höhe, atmet tief ein, und bläst die Luft vor dem Zeigefinger wieder aus. Was macht sie? Plötzlich entsteht eine rießige Druckwelle, welche in einer Geschwindigkeit über uns hinweggeht. Mein Brustkorb schmerzt, und dann realisiere ich das mich der Druck zu Boden riss. "Was?!" Ich blicke auf. Die Umgebung hat sich verändert. "Doreen was hast du....?"  Sie deutet mir leise zu sein. Sie dreht sich einmal im Kreis. Um die Umgebung auszukunden. Das Theater ist wie Neu. Efeu überwuchert die Landschaft und die Plastersteine sind von Moos überzogen. Mitten in dem Theater auf der Bühne steht ein junges Mädchen. Sie ist ganz in weiß gekleidet und hält einen Strauß Rosenähnlicher Blumen in den Händen.

Doreen weist mich zurück als ich zu der geraden 10-jährigen hingehen will. "Nicht." flüstert sie.


City of AngelsWhere stories live. Discover now