Kapitel 36

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Tränenüberströmt und verwirrt starrte ich den leeren Stuhl vor mir an, auf dem noch vor nur wenigen Sekunden Benjamin gesessen hatte.

Nach dem Sieg der Blacks ist alles ganz schnell gegangen. Die restlichen Silver und ihre neuen Anhänger wurden gefesselt und nacheinander verhört, während Benjamin seinen Sieg feierte und das Gefühl des Triumphes genoss.

Aber nicht lange hielt sein Triumph an. Zu viele mussten heute ihr Leben lassen und sollten gebührend verabschiedet werden. Wie herzlos es sich jetzt auch anhörte, aber weniger als eine Stunde nach dem Sieg der Blacks begannen die Aufräumarbeiten. Es wurde kein Unterschied zwischen den Leichen der Blacks oder Silver gemacht, jeder Tote hatte Familie oder Freunde, die um ihn trauern würde und der Tod machte alle gleich. Die toten Körper wurden der Reihe nach auf der Wiese hingelegt und Benjamin entschied, dass man ein Grab für jeden der Opfer ausheben sollte. Die Liste der Verstorbenen war erschreckend lang und ich hörte mehr als nur einmal einen bekannten Namen.

Meine leiblichen Eltern - ich musste mich noch an den Klang gewöhnen - halfen tatkräftig bei der Bergung von Verletzten und kümmerten sich um ihre Wunden. Ihr Schreie und Wehlaute klangen mir noch lange danach in den Ohren.

Unfähig mich zu berühren huschten meine Augen von einem Ort zum nächsten und begutachteten das Chaos, die Verletzten und Toten.

Noch während der Aufräumarbeiten kam Benjamin zu mir und führte mich behutsam am Ellenbogen in das Rudelhaus der Blacks.
Shane war wie vom Erdboden verschluckt und ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz sich verletzt dabei zusammenzog.

Benjamin führte mich in sein Arbeitszimmer, das durch seine große Fensterfront einen hellen und freundlichen Eindruck machte. Ich sank auf in dem riesigen weißen Sofa ein, während sich der Alpha der Black es sich auf seinem Schreibtischstuhl hinter einen großen Tisch bequem machte.

"Ich kann mir vorstellen, dass es ein ziemlich großer Haufen an Informationen heute für dich war Arya.", begann er und verschränkte seine Hände.

Wortlos starrte ich ihn an.

"Es stellt sich heraus, dass dein Vater nicht dein richtiger Vater ist und plötslich tauchen fremde Leute auf, die behaupten deine wirklichen Eltern zu sein."

Er wartete auf eine Reaktion meinerseits.

"Zuerst natürlich bist du verletzt aufgewacht und hast dich in einem riesengroßen Chaos wiedergefunden. Du bist Zeuge eines der gewaltigstens Kämpfe der letzten Jahre geworden und ich bin mir sicher, dass es einige Fragen bei dir aufwirft.", fuhr er fort und machte eine Pause, damit ich ihm Fragen stellen konnte.

Er stieß einen kleinen Seufzer aus und ergänzte: "Die Silver haben dich bei deiner Flucht nicht aufgehalten, da sie uns von unserem Rudelhaus weglocken wollten und während wir zu dir gelaufen waren, haben sie die Chance genutzt und haben uns von der anderen Seite angegriffen. Zum Glück hatten wir Wachen aufgestellt, die sie aufhalten konnten, bis wir zurückkamen. Ich wusste, dass wir die Blacks nicht so einfach besiegen konnten, also mussten wir uns eine Hintertür überlegen. Tom hatte schon immer einen Sinn für das dramatische und eine Vorliebe für einen Kampf um Leben und Tod. Wenn ich mich also schwach darstellte, würde er also Fehler machen und das hat ihm auch letzendlich das Leben gekostet."

Ich nickte, als würde ich verstehen, was er meinte und endlich konnte ich mich dazu aufraffen etwas zu erwidern.

"Das ist einfach alles zu viel für mich.", flüsterte ich und starrte ein Loch in die Wand neben Benjamins Kopf. "Ich hab mir immer eingebildet, dass die Silvers meine Familie wären, aber schlussendlich habe ich mich all die Jahre nur selber etwas vorgemacht."

Haunting | #wattys2016 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt