The Night Chronicles (Pausiert wegen Stress und Ideenlosigkeit)

Prolog: Was hab ich eigentlich erwartet?!

Ich hatte nie Angst vor dem Tod. Respekt, ja, natürlich. Aber Angst? Niemals. Ich hatte Angst vor dem Universum, der Zukunft und der Zombie-Apokalypse. Aber nicht vor dem Tod. Ich habe mir manchmal vorgestellt, wie es wäre, ganz plötzlich einfach zu sterben. An einem Herzinfarkt zum Beispiel. Oder durch einen Bombenanschlag vom IS. Wäre vermutlich nicht so schlimm gewesen. Ich meine, man merkt ja eh nichts. Du lebst und boom, im nächsten Moment hat's dir den Kopf weggerissen. Wie gesagt, ich hatte keine Angst vor dem Tod. Ich hatte Angst davor, zu altern. Wenn du alt bist, weißt du nicht, wann es eintrifft. Es könnte ganz plötzlich kommen. Du weißt es aber nicht. Klar, bei einem Anschlag weißt du es auch nicht. Aber du hast nicht diese Gewissheit, dass der Tod dich immer umgibt. Du gehst einfach in die Stadt oder in den Supermarkt, um einzukaufen. Im hohen Alter gehst du einkaufen und brichst vielleicht auf einmal zusammen. Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich, weshalb ich dieses ganze Zeug überhaupt erzähle und mich wie ein totaler Emo aufführe. Tja. Das ist eine wirklich gute Frage. Vielleicht, weil mir auf einmal klar wurde, dass das Leben kürzer ist als wir denken. Vielleicht auch, weil mir ein alter Schamane mit mystischem Getue und seltsam riechenden Kräutern die Augen geöffnet hatte. Es könnte aber auch daran liegen, dass sich unmittelbar vor meinem Gesicht ein riesiges Monster befand und versuchte, mir die Kehle durchzubeißen, während ich panisch und ziemlich erbärmlich schrie. Aber was hatte ich auch erwartet?

Eigentlich hatte mein Tag ganz normal begonnen. Ich war viel zu früh aufgewacht, konnte danach nicht wieder einschlafen und hatte mich kurz nach dem Klingeln des Weckers mühsam aus dem Bett gequält. Ich war mehr ins Bad gekrochen als gelaufen, hätte beim Anblick meines Spiegelbilds beinahe einen Herzinfarkt bekommen und gleich darauf auch fast noch einen zweiten, da der Wecker meiner Zimmergenossin nun ebenfalls beschlossen hatte sich zu melden. Sie hatte ihn daraufhin gepackt und durchs Zimmer geschleudert, war aus dem Bett geplumpst und hatte sich so sehr in ihrer Decke verheddert, dass sie erst nach viel Gehüpfe und Gefluche zu mir ins Bad kam. So standen wir nun also beide vor dem Spiegel, schauten uns in diesem kurz an und seufzten gleichzeitig. Wir hatten uns fertig gemacht, waren ins Klassenzimmer ein Stockwerk tiefer gehastet und hielten uns bis zur Mittagspause mit gegenseitigen Schlägen auf die Arme zumindest weitestgehend wach. Nicht allzu ungewöhnlich, nicht wahr? Schön wärs. Aber es wäre vielleicht einfacher, nochmal ganz von vorne zu starten...