Das alltägliche Chaos

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Es soll Menschen geben, die es lieben, auf dem Land zu leben. Zu diesen Menschen gehörte Emilia Fransen definitiv nicht. Denn mit 16 jahren wollte man nur ungern um halb sechs Uhr morgens aufstehen, nur um den Bus zur Schule pünktlich zu kriegen. Aber da Pünktlichkeit für Emilia eher eine Frage der Definition war, stand sie wie immer eine viertelstunde zu spät auf und hatte damit noch genau zehn Minuten übrig, um sich anzuziehen, was zu essen und die zwei Tonnen schweren Schulbücher zusammen zu suchen, von denen die Hälfte älter als sie selbst war. 

Also quälte sie sich mit einen leisen "Scheiße" und einen schnellen Blick auf ihr Handy aus dem Bett und rannte in's Bad, wo ihre Schwester Clara sie angrinste und sagte: "Guten Morgen, ich hoffe du hast nicht die Absicht in diesem Outfit zur Schule zu gehen, oder? Außerdem sehen deine Haare aus, als ob letzte Nachte etwas darin gestorben wäre und du hast riesige Augenringe. Soll ich dir vielleicht mit ein bisschen Concealer helfen, oder gleich bisschen make-up?"

Emilia, die sich gerade darin versuchte gleichzeitig die Zähne zu putzen und die Haare zu kämmen, hatte für dieses typische du-solltest-ein-bisschen-mehr-aus-dir-machen-und aussehen-wie-ein-Mädchen-Gerede von Clara nur einen schiefen Blick und ein "Und du solltest versuchen, ein bisschen weniger von diesem Scheiß benutzen und ein bisschen weniger wie eine Tussi aussehen." übrig. Daraufhin lachte Clara nur und dann musste auch Emilia lachen, wobei sie den halben Spiegel mit Zahnpasta sprenkelte. Davon mussten die beiden nur noch mehr lachen. Clara warf Emilia schnell einen Lappen zu, um die Sauerei wegzumachen, als auch schon ihr Vater aus der Küche nach oben brüllte: "Hey ihr zwei, wenn ihr noch was essen wollt, müsst ihr JETZT zum Tisch kommen, ansonsten essen wir alles alleine auf!"   Clara ging auch schon die Treppe runter, während Emilia in ihr Zimmer rannte und nur schnell ein "Bin gleich da!"in Richtung Treppe brüllte. 

In ihrem Zimmer angekommen fiel einem das blanke Chaos in die Augen, das dort herrschte. Das jedenfalls sagte ihr Mutter immer, wenn sie Emilia einmal die Woche damit quälte ihre Klamotten sorgfältig zusammen zu legen und in den Schrank zu räumen, die Stapel von Büchern in Schränke zu stellen und das angesammelte Geschirr Richtung Spülmaschine zu transportieren. Für Emilia hingegen herrschte kreative Unordnung, aber mit System. Also griff sie zielstrebig in den Haufen Kleidung auf dem Boden und förderte eine schwarze Jeans und ein grün-weiß- kariertes Flanellhemd zu Tage. Während sie sich in sekundenschnelle anzog, versuchte sie noch schnell ihre Schulsachen zusammen zu suchen und, nach Möglichkeit, auch das richtige davon einzupacken.  Als sie die ansatzweise richtigen Dinge alle zusammen hatte, schaute sie noch schnell in den Spiegel. Ein ziemlich müdes Mädchen in einem viel zu großen Hemd mit kupferroten,kinnlangen  Haaren starrte zurück. "Okay, es wird ein toller Tag und wir werden versuchen das beste daraus zu machen." sagte Emilia zu ihrem Spiegelbild, welches wenig enthusiastisch zurückstarrte. dann warf sie sich ihre leicht zerfledderte schwarze Tasche über die rechte Schulter und rannte die Treppe runter. 

"Okay. Emilia du hast jetzt noch genau fünf Minuten um etwas zu essen und das nächste mal bist du bitte pünktlich am Tisch, es kann nicht sein, dass du immer so spät aufstehst und dann das Frühstück mit deiner Familie verpasst." sagte ihre Mutter mit einen offensichtlich wütendem Gesichtsausdruck. "Okay, ich werde versuchen mich zu bessern, aber es ist doch echt nicht meine Schuld, dass wir so weit weg wohnen, dass der Bus fast eine Stunde braucht, um zur Schule zu kommen. Deshalb ist es auch nicht meine Schuld, dass ich verschlafe, denn ich bin nun mal ein Teenager und du weißt, ich brauche sehr viel Schlaf, ansonsten kann ich in der Schule echt nichts.", erwiderte Emilia und griff nach einem Apfel und einer Banane. Mehr war heute früh nicht mehr drin.  dann lief sie auch schon in Richtung Haustür, schnappte sich ihr liebstes schwarzes Sweatshirt, schlüpfte in ihre heißgeliebten Doc Martens mit den gelben Schnürsenkeln und rauschte auch schon aus der Tür. 


Ein Mädchen wie ThaliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt