Begegnungen

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Ihre Schwester wartete natürlich schon am Bus, welcher sich in genau diesem Moment quälend langsam um die Biegung ihrer, einzigen, Dorfstraße schob. Emilia rannte über die Straße und kam schlitternd auf dem Stück Wiese stehen, an dem sich das Schild befand, dass anzeigte, dass hier tatsächlich ein Bus halten sollte. Clara war schon eingestiegen, während Emilia noch ihren Busausweis rauskramte. Dieses ausweisgroße Stück Plastik entschied darüber, ob man entweder einsteigen durfte, oder total am Arsch war, weil man es verloren hatte und nicht mitfahren durfte. Nachdem sie in fast allen ihren Taschen nachgesehen hatte, fand sie das Teil schließlich doch noch, als Lesezeichen in ihrem Lieblingsbuch. Der Busfahrer schaute sie zwar ziemlich dumm an, aber sie stieg schnell ein und ignorierte die genervten Blicke der anderen und quetschte sich auf ihren Stammplatz. Dann holte sie ihre Kopfhörer aus der Tasche,  stöpselte sie in ihr leicht zerkratztes Handy und drehte ihre Lieblingsplaylist extra laut auf.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Bus dann endlich an der Haltestelle für Emilias Schule. An der Kreuzung, an der der Bus hielt, wartete auch schon Sophia, ein Mädchen mit dem Emilia nicht direkt befreundet war, die aber in der fünften Klasse neben sie gesetzt wurde und seitdem waren sie so eine Art ich-will-bei-den Gruppenarbeiten-nicht-mit-dem-verrückten-Typen-arbeiten-Freundinnen. Emilia stellte die Musik leiser und nahm einen der Kopfhörer raus, während sie auf Sophia zulief. „Hey Emilia, hast du schon gehört dass bei der Party von Jonas was zwischen Maria und Justus gelaufen sein soll, obwohl sie mit ihrem Freund da gewesen ist? Soll wohl voll das Drama gegeben haben. Wo warst du eigentlich? Ich hab dich den ganzen Abend da nicht gesehen?", sagte Sophia und schaute dabei die ganze Zeit nicht einmal von ihrem neuen IPhone auf. „Dir auch einen guten Morgen und nein, das habe ich noch nicht gehört, aber ehrlich gesagt ist es mir auch scheißegal, was auf der Party von welchem dieser  Idioten gelaufen ist.", antwortete Emilia und strich sich eine ihrer dicken Haarsträhnen hinter ihr Ohr. Sophia seufzte nur und antwortete: „ Das sollte dir aber nicht egal sein, du hast nie von irgendetwas eine Ahnung und hängst immer nur bei den ganzen Strebern und Losern ab. Es würde dir echt nicht schaden, auch mal zu einer der Partys zu gehen." Emilia nickte nur und rollte mit den Augen. „Diese sogenannten Streber und Loser sind wenigstens lustig und achten auf wichtigeres, als wer mit wem gerade was am laufen hat." Dachte Emilia und betrat ihre Schule.

Das Gebäude an sich war zweigeteilt, es gab den wunderschönen alten Teil des Hauses. Mit steinernen Treppen und Holzfußböden und alten Türen mit geschmiedeten Griffen. Und dann gab es noch den gläsernen Neubau, der nur aus Stahl und Beton und einem Glasdach bestand. Aufgrund von dem vielen Glas wurde es darin immer Sommer auch um die dreißig Grad heiß. Aber den Altbau liebte Emilia, denn als sie neu an der Schule war, dachte sie immer sie sei in Hogwarts aus der Harry Potter Serie und außerdem wurden ihre liebsten Fächer dort unterrichtet. Zu einem von diesem war sie gerade auf dem weg, als jemand in sie reinlief. „Aua, sag mal, kannst du nicht aufpassen, wo du hin gehst?", entfuhr es Emilia, während sie ihre heruntergefallene Tasche wieder aufhob. Als sie sich nach der Person umdrehte, die schuld an dem Chaos war, sah sie zunächst nur einen riesen Haufen rabenschwarzer Locken und grün. Die leuchtendsten grünen Augen, die sie je gesehen hatte. 

Ein Mädchen wie ThaliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt