Capter 3

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Heute ist Samstag. Der Todestag meiner Mutter, die vor fünft Jahren aufgrund eines betrunkenen Autofahrers starb. Seitdem mied mein Vater Alkohol, selbst bei besonderen Anlässen.

Ich war gerade mal 12 Jahre, in diesen Jahren würde ich langsam zu einer Frau heranwachsen und bräuchte ihre Unterstützung. In den letzten fünf Jahren wurde mein Vater zu meiner Ersatz Mum. Bei ihm hatte ich nie das Gefühl alleine zu sein. Er war Vater und Mutter zugleich.

»Lucy, du hast noch 2 Minuten.«, rief mein Vater durch die ganze Wohnung, obwohl ich ein Zimmer von ihm entfernt war.

Mit rasendem Herzen prüfte ich mein Spiegelbild und steckte eine lose, braune Strähnen hinter mein Ohr.

Ich kann das.

»Lucy!«, ertönte es erneut. Mein Vater war der ungeduldigste Mensch auf Erden.

Ich kann das.

»Ich komme.«, mit diesen Worten schloss ich noch schnell die Haustür zu und setzte mich zu ihm ins Auto.

Ich kann das.

Das Auto setzte sich in Bewegung, weswegen ich meine Aufmerksamkeit den Bäumen schenkte, an denen wir vorbei fuhren.

Ich kann das.

Mum...war eine sehr liebevolle Frau. Oft erzählte Dad mir, wie sie sich kennengelernt haben. Beide waren damals um die 23. Während meine Mum studierte, hatte mein Vater gerade seine Ausbildung absolviert. Jerry meinte immer, es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Ich kann das.

Dann wurde sie schwanger von ihm. Es war nie geplant gewesen, doch eine Abtreibung wäre für beide gar nicht in Erwähnung gezogen. Also machte mein Dad ihr einen Heiratsantrag und gleich nach der Hochzeit gebärte sie mich. Ein Mädchen namens Lucy.

Ihr Tod hat Dad sehr erschüttert. Wie mich, ich liebe sie immer noch.

Ich kann das.

Das Geräusch der Handbremse rieß mich aus meinen Gedanken. Mein Dad umklammerte den Lenker so fest, dass seine Finger weiß herausstachen. Ich wusste, ihm ging es nicht gut. Er bräuchte dringend eine Pause, er war über ihren Tod nicht hinweg.

»Ich bin bei dir.«, hauchte ich und hielt mit Mühe meine Tränen zurück. Leicht berührte ich seine Hand und nahm sie in meine.

Ich werde immer bei dir bleiben. Immer.

»Los, Mum wartet schon auf uns.«

Er schenkte mir kurz ein dankbares Lächeln und stieg dann aus. Ich tat es ihm gleich und zusammen schritten wir auf das weiße Grab zu.

Ella Grayson, stand darauf.

Ich kann das.

Mit zitterten Händen fuhr ich mit meinen Händen über den weißen Stein. Anschließend über die harte Erde unter dem sie lag.

»Mum.« hauchte ich mit zittriger Stimme. »Happy Birthday. Welch Ironie...», sagte ich mit erstickter Stimme.

Ich kann das. Das nächste, was ich spürte, waren seine Hände auf meinen Schultern.

»Ich - Dad- vermissen dich. Es ist nicht mehr so, wie es früher war. Etwas fehlt uns, du fehlst mir. Cami und Dad versuchen ihr bestes um das Loch in meinem Herzen zu ersetzten, doch niemand anderes wird es jemals fühlen können.«

»Die Schule läuft gut. Ich habe mir überlegt Kunst zu studieren, wie du. Dad meint immer, ich habe deine Kreativität und künstlerische Fähigkeiten geerbt. Mein Abschluss findet am Ende des Jahres statt, doch leider kannst du nicht dabei sein. Du wirst mich nie sehen können, wie ich mein Abschlusszeugnis erhalte. Wie ich mich verliebe. Wie ich ein gebrochenes Herz habe. Heir-rate. Ki-ind-der bekomm-me...«, ein Heulkrampf schüttelte meine Körper.
»Mum, ich vermisse dich!«

Niemals wünschte ich das Gefühl, seine eigene Mutter verloren zu haben.

»Warum musstest du sterben? Vielleicht klingt es egoistisch, aber warum musstest du sterben? WARUM NICHT JEMAND ANDERES?!«, schrie ich und umklammerte ihren Grabstein als wäre es ihr Körper. Meine Wangen waren schon nass von den vielen Tränen.

Meine Worte hingen schwer in der Luft. Hinter mir hörte ich meinen Vater leise weinen. Nur meine Schluchzen waren in der trauergefüllten Stille zu hören.

Ich kann das nicht. Mich selbst zu belügen klappte nicht. Ihr Verlust lastete noch schwer auf meiner Seele.

†††

Später als es langsam Abend wurde und die Sonne langsam sank, fuhren wir zurück.

»Bis bald, Mum.«, flüsterte ich, gab einen Kuss auf ihren Grabstein.

Der Weg bis zum Auto zo sich unendlich in die Länge. Mein Vater war die ganze Zeit über erstaunlich leise gewesen.

Zuhause verzog sich jeder in sein Zimmer. Keiner hatte die Kraft, etwas zu kochen oder ähnliches zu machen.

Mit geröteten Augen setzte ich mich auf das Bett und fuhr mir einmal durch das Gesicht. Ich war müde, doch ich wusste, einschlafen konnte ich nicht. Merkwürdigerweise war mir bewusst, dass die Beruhigungsmittel mir nichts bringen würden. Oder ich wollte nicht, das sie etwas brachten.

Die Träume waren schrecklich.

Allein der Gedanke an die Träume brach mir der Schweiß aus. Ruckartig stand ich auf und öffnete das Fenster, worauf sofort kalte Luft in mein Zimmer strömte. Tut das gut.

Was war das für laute Musik?

Weiter entfernt von mir spielt eine Musik, die von der Schule kam. Ach ja die Party. Cami war sicherlich dort und wie ich sie kannte, würde sie sich betrinken. Dann hoffen wir mal, dass sie genug Hirn benutz, um mit keinem in die Kiste zu springen.

Zur Musik mischte sie noch etwas dazu. Ein Geschäft leuchtete in allen Farben, das war das »Madam Viola's«.

Ich brauchte die Arbeit, aber wollte ich wirklich bei Prostituierten arbeiten? Immerhin war ich noch nicht volljährig, also kann ich nur als Reinigungskraft oder ähnliches arbeiten statt meinen Körper für Geld zu verkaufen.

Entschlossen zog ich mich um. Eine Jeans mit einem schlichten, weißem T-Shirt würde reichen. Aber wie sollte ich mich an Dad vorbei schleichen, ohne das ich mich verrate. Er würde mich nicht aus dem Haus lassen, wenn er wüsste, was ich vorhabe.

Mein Blick wanderte zurück zum Fenster. Das würde klappen. Keine 5 Minuten später war ich auf dem zweiten Stock gesprungen und stand unversehrt am Boden. Mein Vater würde mich dafür umbringen.

Immer wieder sah ich hinter mich, denn ich befürchtete jeden Moment, dass mein Dad hinter mir auftaucht und mich zurück nach Hause schleift.

Mein Atem verschnellerte sich als ich vor dem Eingang stand, aus denen gerade drei Männer kamen. Neben ihnen die junge Frau, die mich angesprochen hatte.

Die Augen der Männer wanderten kurz über meinen Körper, doch die Frau lenkte bewusst ihre Aufmerksamkeit auf sich, damit mir einige Sprüche von den Männern erspart blieb. Sie wusste, dass ich dringend Geld brauchte.

»Wie wäre es, wenn ihr oben auf mich wartet. Ich komme gleich.«, säuselt sie dicht an einem Mann und fuhr mit ihren Finger kurz über seine Brust. Die Männer grinsten sie nur an, und verschwanden nickend.

»Männer sind solche Schweine.«, sprach sie mich gleich an, als die Männer außer Hörweite waren. Kurz darauf begann sie laut zu lachen.

»Du siehst aus wie ein verschrecktes Kaninchen. Los komm, ich stell dich der Chefin vor.«, mit diesen Worten schon sie mich in den Club und sofort schlug mir der Geruch von Schweiß und billigem Parfüm ins Gesicht.

»Man gewöhnt sich daran.«, sagte sie laut als sie mein verkniffenes Gesicht sah.

Der Club war groß, sehr groß sogar. Irgendwo in einer Ecke spielte ein DJ seine Musik, der Club bestand hauptsächlich aus männlichen Geschlechtern.

Auf den Meisten saß eine Frau auf ihren Schoß, bei manchen zwei.
Jeder dieser Männer war ...alt und angetrunken. Kurzgesagt: Die Männer sahen aus wie typische Vergewaltiger.

»Du musst erstmal den anderen Bereich sehen, dort wird dir der Mund offen stehen.«

Und dann zeigte sie ihn mir.

»Oh mein Gott.«

Verführt von einem Werwolf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt