Kapitel 3 - Myror

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- Dienstag -

Munter stieg ich aus meinem Bett. Es gab ein paar Laute von sich, da es schon alt war, aber was soll man schon erwarten, wenn man bei seinem Opa lebt? Ich machte mich fertig für die Schule, stylte meine Haare und fuhr dann mit dem Fahrrad gemütlich dorthin. Unterwegs nahm ich noch Olivia - eine gute Freundin - mit. Sie rollte mit ihrem Fahrrad zu mir und wir stiegen bei der Schule wieder ab. Ich ging in den Unterricht und setzte mich nach Wahl, da ich sonst niemanden kannte neben Olivia. In Chemie sah sie mich immer so verträumt an... Na gut, nicht nur in Chemie, sondern eigentlich immer. Ich wusste, dass sie in mir mehr als nur einen guten Freund sah, aber ich wollte nichts von ihr. Da sie das nicht begreifen wollte, machte ich es mir zum Nutzen. Mir gefiel es einfach, wenn jemand das tat, was ich wollte und mir blind vertraute. Jedenfalls gingen die Stunden schnell vorüber und die Pause brach an.

Als ich mir einen Platz zum Stehen suchte und mich gerade umdrehte, prallte ich gegen ein Mädchen. Sie sah geschockt zu mir und war verwirrt. "Oh Entschuldigung. Es war keine Absicht, tut mir leid" sagte sie rasch und schüchtern mit leiser Stimme. "A-alles okay." stammelte ich. Normalerweise wäre ich weitergegangen und hätte sie nicht beachtet, aber heute war es irgendwie anders. Ich hatte das Gefühl, dass sie anders war. Ohne weiter nachzudenken, stellte ich mich erst einmal vor. "Hi ich bin Myror. Ist schon okay. Sag mal, du gehst doch auch in meine Klasse, oder?" fragte ich leicht durcheinander und fuhr mir durch meine wuscheligen schwarzen Haare. Dabei setzte ich mein schiefes Lächeln auf. "Ich bin Lina" stellte sie sich vor und gab mir die Hand. "Ja, ich gehe wirklich in deine Klasse... Aber du bist neu hier, sonst würde ich dich kennen. Milan ist auch neu hier." sagte sie mir. "Ja das stimmt, aber wer ist Milan?" erkundigte ich mich. "Ach, ich sag mal ein Freund, den ich im Deutschunterricht kennen gelernt habe... Er ist echt nett." Schwärmte sie etwas, was mir so gar nicht gefiel. "Aha..." Brummte ich leicht eifersüchtig. "Naja, ich muss dann mal wieder los" sagte ich noch flüchtig und verschwand schnell. Diesen Milan muss ich mir mal vorknöpfen... dachte ich später kühl und hasserfüllt. Ich ging zu Olivia, die schon auf mich wartete. "Wer war denn diese blöde Kuh, die gegen dich gelaufen ist?" fragte sie. Man konnte ihre Eifersucht gut heraushören. "Niemand. Sie ist ganz okay" erklärte ich nur, ohne ihr Genaueres zu erzählen. "Aha." Knurrte sie und widmete sich dann leider wieder mir. "Und wie geht es dir so?" fragte sie mit sanfter Stimme und zwinkerte mir zu. Typisch Mädchen... dachte ich nur und verdrehte die Augen. Genervt von ihr drehte ich mich zu Lina und sah nebenbei einen Jungen mit dunkelbraunen Haaren. Er sah die ganze Zeit verträumt zu ihr. Das muss wohl Milan sein. dachte ich und hatte böse Hintergedanken. Dennoch ging ich erst einmal zur nächsten Stunde - dieses Mal Mathe. Ich setzte mich in den Gang und wartete, bis Milan vorbeikam. Als er vorbeilief, stellte ich ihm meine Tasche in den Weg. Er stolperte und rollte sich jedoch geschickt ab, sodass er normal wieder weiterging. Die anderen Schüler hatten das nicht gemerkt und ich wartete auf meine nächste Gelegenheit.

Nach Mathe gingen alle zur Turnhalle. Auf dem Weg lief ich vor ihm und blieb ruckartig stehen. Milan knallte gegen mich und ich tat so, als ob ich hinfallen würde. "Sag mal hast du sie noch alle?!" rief ich ihm am Boden zu. Er sah mich verwirrt an. Durch mein lautes Rufen hatte ich die Aufmerksamkeit der anderen gewonnen. Alle Augen waren nun auf uns gerichtet. Als ich mich nochmal umschaute, erblickte ich auch Lina. Milan sah mich unschuldig an. "Was hab ich denn gemacht? DU bist doch stehen geblieben, sodass ich gegen dich geknallt bin. Ich hab dir gar nichts getan." Er gab mir seine Hand, damit ich besser aufstehen konnte, aber so leicht würde ich ihn nicht davon kommen lassen. Ich werde ihm so einen schlechten Ruf machen, dass sie nichts mehr von ihm halten wird. Sie wird merken, dass ich der Bessere bin. Ich nahm seine Hand, tat aber nicht das, was alle von mir erwarteten. Da ich auf dem Rücken lag, zog ich ihn zu meinem Kopf. Ich hob mein rechtes Bein und drückte ihn so hinter mich. Er machte eine Rückwärtsrolle und prallte unsanft auf den Steinen auf. "Nein Milan, du hast mir ja gar nichts getan." sagte ich ironisch. "Aber wer sich mit mir anlegt, der sollte aufpassen." fauchte ich zu ihm und stand wieder auf. Milan lag noch auf dem Boden. "Ahhh... Du hast echt ein Problem..." stöhnte er. Dann rappelte er sich schnell auf und warf mir einen bösen Blick zu. Seine Augen funkelten kurz blau, aber das bemerkte ich nicht. Da unsere Mitschüler zum Glück nicht die Schlauesten waren, fing einer an zu sagen. "Kämpft! Kämpft!" Bald stiegen auch die anderen ein. "Kämpft! Kämpft! Kämpft! Kämpft!" brüllten sie und ich setzte mein hämisches Grinsen auf. "Ich kämpfe nur, wenn es sich lohnt" sagte Milan ruhig und wollte gehen. "Ach, feige bist du auch noch?!" zog ich ihn auf und klang wütend. Da drehte er sich wieder um. "Der beste Kampf ist der, den man nicht führt!" meinte er nun laut und es wurde still. Das wurde mir zu viel. Ich rannte zu ihm und zielte mit meinem Bein auf seinen Bauch, sodass er durch den Stoß wieder zu Boden fiel. Die andern sahen gespannt zu und ihre Augen weiteten sich. Milan schien das nicht zu gefallen und er schlug schnell auf mich ein. Durch einen Hebelgriff konnte ich ihn zu Boden drücken. "Ahhh! Lass los!" rief er schmerzhaft. Ich beugte mich zu ihm und flüsterte in sein Ohr: "Lina gehört mir, nur dass das klar ist." "Du wirst schon sehen, für wen sie sich entscheidet!" gab er mir als Antwort. Er befreite sich aus meinem Griff und warf mich schnell auf den Boden. Ich spürte wie der Schmerz und die Kälte der Steine meinen Körper durchfuhren. "Lass es gut sein." meinte Milan nur, stand auf und ging Richtung Turnhalle. Er kam jedoch nicht weit, da ein Lehrer sich ihm in den Weg stellte. "Was ist denn hier los?!" Nun kam ich ins Spiel. "Milan hat mich grundlos angegriffen und verletzt!" rief ich vom Boden aus. "Ist das wahr?" fragte unser Lehrer mit ernster Miene. "Nein, eben nicht. Ich würde nie grundlos einen Kampf beginnen..." Milan dachte weiter nach. "Können wir es nicht bei dem Vorfall belassen und mit dem Unterricht beginnen? Es wird nicht wieder passieren, okay?" fragte er. Der Lehrer stimmte mürrisch und widerwillig zu und so ging der Tag vorbei. Zu Hause trainierte ich noch und bereitete mich auf den nächsten Tag vor, um Lina näher zu kommen und Milan Probleme zu bereiten. Ich würde die Wette schon noch gewinnen.

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