das Zwischendings

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Es ist genau 12:00 Uhr. Vögel fliegen, vom lauten Klang der Kirchenglocke aufgeschreckt, scheinbar ziellos umher, bis sie sich nach geraumer Zeit auf das Dach eines Bushaltestellenhäuschens setzen und ihr Zwitschern fortsetzen. Es ist sonnig. Ein richtiger Bilderbuchtag. Einer, bei dem die Familien mit ihren Kindern in den Park gehen, um ein Picknick zu machen, Jugendliche sich im Schwimmbad treffen, um Spaß zu haben und Rentner wieder mal ein Grillfest wie in alten Tagen veranstalten.

Zwischen all den Familien im Park umarmen sich gerade zwei Menschen, als hätten sie sich lange nicht mehr gesehen. Die Frau hat einen Korb bei sich, der Mann hält eine Decke unter seinem Arm. Sie reden miteinander und scheinen sich gut zu verstehen.

„Wie geht es Janine und den Kindern?" fragt sie, während sie ihm ein Sandwich reicht. Er beißt ein Stück ab, bevor er antwortet: „Es geht ihnen ganz gut. Laura tut sich sehr leicht in der Schule und wechselt bald in die Oberstufe, während Kevin gerade ein Praktikum im Altersheim macht. Er will Pflegehelfer werden." Verwundert schaut sie ihn an. Es war immer sein Traum gewesen, mit alten Menschen zu arbeiten, und sie konnte es nicht verstehen, als er Banker wurde. Dass Kevin so einen Weg einschlägt, hätte sie nie gedacht. Sie merkt, dass ihr Gegenüber in Gedanken abschweift und probiert, seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Jacob was ist los? Wirst du wieder so grüblerisch wie in alten Tagen?" Er schreckt auf. „Alles Ok, bin wieder voll da", meint er mit einem leichten Grinsen, um sie zu beruhigen. Dass das Lachen nicht echt ist, wissen sie beide, aber niemand erwähnt es. Sie unterhalten sich weiterhin lebhaft und man merkt die Freundschaft, die sie verbindet. Die Zeit vergeht, aber sie achten nicht darauf. Es ist wie früher, als alles noch normal zwischen ihnen war, bis er sie etwas fragt, womit sie nie gerechnet hätte. Und für einen Moment bleibt die Zeit stehen.

„Weißt du noch, als du gesagt hast dass man es merkt, wenn man jemanden wirklich liebt?" Er klingt resigniert. Die Stimmung ist so schnell umgeschlagen, dass es sie fast überfordert.

„Ja, Jacob, das war, bevor du auf einmal weg warst."

„Du hast gesagt du liebst mich. Was ist aus dem geworden?" Er starrt sie an. Kann seinen Blick nicht abwenden, ergründet jede Regung in ihrem Gesicht.

„Warum fragst du so etwas?" Sie ist überrascht, will es aber noch cht zeigen. Er lässt nicht locker, das merkt sie und sinkt immer mehr in sich zusammen.

„Sag mir einfach was daraus geworden ist! Wo ist das hin was du für mich empfunden hast?" Jetzt klingt seine Stimme härter als beabsichtigt. Seine Stimmung ändert sich im Sekundentakt. Wie früher.

„Weißt du Jake, Menschen ändern sich. Wir hatten etwas, ja, aber Zeiten ändern sich auch. Diese Gefühle hast du mit deinem Verschwinden mitgenommen. Merkst du nie etwas? Du hast alle meine Gefühle genommen. Du hättest da sein müssen, aber du warst es nicht." Tränen rinnen ihr Gesicht hinunter, während sie ihm diese Wörter ins Gesicht schleudert. Plötzlich ist dieser Tag nicht mehr so schön wie er angefangen hat. Es tut ihr weh, nochmal daran zu denken. Daran, wie er sie eiskalt sitzen gelassen hat. Was er getan hat, seine Worte, seine Liebe und die gemeinsamen Momente, die er dann achtlos weggeworfen hat.

Danach hat sie ihr Leben wieder aufgebaut. Nein, nicht allein. Ihre Freunde und ihre Familie haben ihr geholfen, ihren Weg wieder zu finden. Sie haben alle zusammen die Scherben aufgesammelt und wieder zusammengefügt. Es war ein harter und steiniger Weg, aber sie hat es geschafft und sie hat sich geschworen, sich nie wieder brechen zu lassen. Nicht von ihm, nicht von irgendjemand anderem.

„Wir sind glücklich so wie wir es jetzt sind. Lass es einfach Jake." Sie steht auf, dreht sich um, will gehen aber er hält sie an der Hand zurück. Sie möchte nicht schwach wirken, das hat sie schon zu lange. Und doch bleibt sie stehen, reißt sich nicht los.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 26, 2017 ⏰

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