Kapitel 2

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P.o.V.: Arya
Ich sitze vor dem Esszimmertisch auf dem ein Kuchen mit genau 17 Kerzen und einige Päckchen stehen. Meine Eltern und mein Bruder singen "Happy Birthday", mehr schlecht als recht und mein Bruder Aiden besonders lustlos und ich tue genau das, was man eben tut, wenn man an seinem Geburtstag etwas vorgesungen bekommt: ich sitze da und weiß nicht was ich machen soll, lächele und probiere verschiedene Haltungen, was meine Hände angeht, aus und keine davon fühlt sich besonders natürlich an. Immer wieder schiele ich zur Uhr, um den genauen Moment meiner Geburt abzupassen. 14:56. Diese Tradition hatte damals meine Kindergärtnerin begonnen und ich habe sie bis heute fortgeführt. Es ist eine dumme, kleine Sache, die für andere keinerlei Bedeutung hat, aber manchmal sind es eben diese dummen, kleinen Sachen, die das Leben ein Stückchen schöner machen.
Meine Familie beendet ihr Ständchen, ich bedanke mich, beuge mich über den Kuchen, halte meine braunen Haare zurück und puste einmal kräftig. Mit einem Schlag sind alle Kerzen aus und meine Familie klatscht, weil ich es erfolgreich geschafft habe, kräftig auszuatmen.
Dann geht es auch endlich an die Geschenke. Sind wir doch mal ehrlich, Menschen, die behaupten sie würden ihren Geburtstag nicht wegen den Geschenken mögen, lügen. Bei Weihnachten ist das eine andere Sache, Weihnachten, da ist man mit der Familie zusammen und für 3 Tage haben sich alle lieb und es ist friedlich(meistens), das kann man durchaus auch ohne Geschenke toll finden, aber Geburtstag? Was macht einen Geburtstag aus? Es gibt Kuchen(was auch toll ist), einen Tag lang kannst du alle mit drei Worten davon abhalten dir etwas aufdrängen zu wollen(nämlich mit "ich hab Geburtstag", was auch echt toll ist) und es gibt Geschenke(was verdammt toll ist). Es gibt also drei Gründe seinen Geburtstag toll zu finden. Man wird älter wäre der 4. Grund, aber das ist auch nur toll bis man 21 ist.
Aber das ist im Grunde ja auch unwichtig. Heute ist mein 17. Geburtstag und es geht mir gut, viel mehr ist ja doch nicht wichtig. Naja, außer vielleicht die Tatsache, dass Morgen die Schule wieder beginnt. Aber egal, daran möchte ich jetzt eigentlich auch gar nicht denken. Ich greife nach einem der Geschenke. Es ist in mit Blumen verzierten Geschenkpapier sauber und ordentlich verpackt, sowie alle Geschenke, außer eins. Das eine ist mehr umwickelt als eingepackt und das Papier ist grün kariert und ich frage mich ernsthaft, wieso wir so ein Geschenkpapier überhaupt haben. Aber hey, immerhin hat Aiden das Geschenk selbst eingepackt und hat es nicht Mama zugeschoben. Er hat sich tatsächlich Mühe gegeben für mich.
Ich packe die Geschenke von meinen Eltern aus. Bücher, Spiele, Dvds, CDs und ein Armband mit blauen Steinchen in silberner Fassung kommen nach und nach zum Vorschein. Ich freue mich über jedes Geschenk tierisch und umarme am Ende meine Eltern, die freudig strahlen. Es ist schön, wie sie sich am Glück eines anderen erfreuen könne und das macht mich noch glücklicher.
Wieder huscht mein Blick zur Uhr. Noch eine Minute, wenn ich jetzt Aidens Geschenk aufmache, könnte ich den Moment verpassen, also umarme ich meinen Vater noch etwas länger, während der Zeiger über die Uhr tickt.
10, 9, 8, starte ich den Countdown in meinem Kopf. Der Zeiger huscht auf die 12, ich löse mich von meinem Vater und grinse noch ein wenig mehr. Aiden sieht mich an, schaut auf die Uhr und zieht eine Augenbraue hoch. Er weiß genau, was ich gerade gemacht habe. Kaum merklich zucke ich mit den Schultern und greife nach seinem Geschenk. Ich rupfe das Papier regelrecht auf. Auch wenn ich meinem Bruder die meiste Zeit nicht ganz so nahe stehe, er hat es mit dem Schenken echt drauf.
Auch dieses Mal hat er es geschafft. Eine zylinderförmige Kerze kommt zum Vorschein. Sie ist dunkel rot und mit goldenen Schnörkeln verziert. Ich drehe sie in meinen Hände und entdecke die goldenen Lettern auf dem Boden der Kerze. "Arya" mein Name in einer wunderschönen, verschnörkelten Schrift.
"Wow", hauche ich, begeistert von dieser Kerze, die in meiner Sammlung fabelhaft aussehen wird, "Danke Aiden."
"Kein Ding", er lächelt und widmet sich seinem Handy, schreibt irgendwem, wem kann man nie so genau sagen.
"Gut, wer will Kuchen?", meine Mutter steht auf und geht Richtung Küche, die Antwort brauch sie nun wirklich nicht abzuwarten. Sie holt ein Messer, Geschirr und Besteck, mein Vater holt aus einer Schublade im Esszimmer die Kuchenschaufel und Aiden und ich räumen den Tisch leer, werfen das Papier draußen in den Müll und legen die Geschenke aufs Sofa.
Keine drei Minuten später sitzen wir gemeinsam am Tisch und essen Kuchen.
"Schmeckt er dir?", erkundigt sich meine Mutter und ich nicke, da man mit vollem Mund nicht sprechen sollte. Schließlich hab ich das erste Stück leer und bin dabei mir das nächste auf den Teller zu schieben.
"Wenn du noch mehr isst, gehst du noch auseinander", kommentiert Aiden mein Essverhalten, von mir bekommt er dafür nur die Zunge rausgestreckt und die nächste Gabel mit Kuchen schiebe ich mir demonstrativ langsam in den Mund.
"Aiden", tadelt mein Vater,"so was sagt man nicht, du solltest dich freundlicher deiner Schwester gegenüber verhalten" Aiden zuckt mit den Schulter.
"Ist schon okay Papa", sage ich schnell, um einen größeren Streit zu vermeiden. Mein Vater brummt etwas und wir essen weiter.
Am Nachmittag kommen Verwandte, mit meinen Freunden feiere ich nächste Woche Samstag, am Abend gehen wir chinesisch essen und dann ist mein Geburtstag auch erst mal vorbei(natürlich inklusive tausend mal zum Telefon rennen weil Leute anrufen).
Schließlich liege ich um 0 Uhr im Bett und kann nicht einschlafen, kein Wunder, mit Serien, Büchern und Videospielen hab ich mir meinen Schlafrythmus über die Ferien einfach nur zerstört. Ich liege wach und starre an die Decke, stehe schließlich auf und greife nach der Kerze, die ich heute bekommen haben. Mit meinem Zeigefinger fahre ich die Muster nach, meinen Namen auf dem Boden und schließlich den Docht hoch. Es gibt einen Funken und die Kerze brennt, ohne, dass sie auch nur in die Nähe eines Feuerzeugs gelangt ist. Gerade so kann ich mich davon abhalten einen spitzen Schrei auszustoßen. Stattdessen starre ich geschockt auf die brennende Kerze und rede mir ein, Aiden hätte mir eine besondere Kerze geschenkt, die sich selbst entzünden kann. Ich puste die Kerze aus und stelle die wieder an ihren Platz, gehe ins Bett und schließe die Augen und nehme mir fest vor, Aiden morgen darauf anzusprechen. Schließlich falle ich in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich immer wieder aufwache und die Kerze kontrolliere, ob sie vielleicht begonnen hat zu brennen.
Ich rede mir weiter ein, dass sich die Kerze von selbst entzündet hat, aber Aiden ist eigentlich nicht dumm, er würde mir doch nie etwas schenken, dass das Potential hat das Haus abzufackeln...

RedsyDevil

Beta-leser: SirFlo

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