Kapitel 4

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P.o.V.: Aiden

„Dieses Jahr wird der Hammer!" Ich hebe eine Augenbraue und sehe meinen besten Freund fragend an. Er grinst frech zurück. „Ab morgen sind wir nicht mehr die unreifen High School Schüler. Nein, dann sind wir endlich Studenten und können tun und lassen, was wir wollen!" Na da ist einer ja optimistisch. Aber es stimmt: Ab morgen sind wir offiziell Studenten. Ich für meinen Teil jedoch weiß nicht, was ich nun davon halten soll. Einerseits stimmt es mich glücklich, sowie auch traurig. Es ist ein neuer Schritt Richtung erwachsen werden, aber will ich das überhaupt? In spätestens ein paar Jahren wird es ernst werden, ich muss dann einen Job finden, von dem ich gut leben kann. Wenn ich das nicht schaffe, werde ich mir nie ein eigenes, schönes Leben aufbauen können. Wenn ich mein Studium abgeschlossen habe, will ich hier wegziehen. Vielleicht nach New York oder Seattle. Dort werde ich mir ein kleines Apartment mieten, welches nicht allzu weit von der Schule entfernt ist, an der ich unterrichten werde. Warum ich ausgerechnet Lehrer werden will, ist mir ein Rätsel. Bis vor kurzem habe ich Kinder noch gehasst. Allerdings erkläre ich Leuten unglaublich gerne etwas und liebe es, vor anderen Vorträge zu halten. Und mit der Zeit würde ich mich sicher auch an Kinder gewöhnen.

„Hey, Aiden, hörst du mir überhaupt zu?" Toby fuchtelt mit einer Hand wild vor meinem Gesicht herum, womit er mich aus meinen Gedanken reisst. Ich blinzle und schaue ihn verwirrt an.

„Wir sind da!" meint er nur genervt. Überrascht sehe ich wieder nach vorne und tatsächlich: Wir stehen vor dem grossen Einkaufszentrum. Hier müsste ich etwas finden, was ihr gefallen könnte.

„Was suchen wir hier eigentlich?" Mein bester Freund ist gelangweilt, das sehe ich ihm deutlich an. Er geht nicht gerne einkaufen, egal um was es sich dabei handelt.

„Meine Schwester hat heute Geburtstag und ich hab' noch kein Geschenk für sie."

„Da bist du ja ziemlich früh dran, Aiden." Meint er nur sarkastisch, bis ihm anscheinend etwas einfällt und er mich interessiert fragt: „Und warum wolltest du unbedingt, dass ich mitkomme?"

„Ganz einfach." Sage ich gelassen. „Du bist mein bester Freund und außerdem Experte, was meine Schwester angeht." Sein Gesicht nimmt einen dunklen Rotton an, sodass er ohne weiteres einer Tomate Konkurrenz machen könnte. „W... Wa... Was meinst du? Ist gar nicht wahr!", versucht er sich herauszureden. Ich lache lautstark los.

„War doch nur Spass, Mann." Er schnaubt angesäuert und verschränkt die Arme vor der Brust. „Nicht witzig. Ich..." doch weiter kommt er nicht, denn hinter uns ertönt ein leises Kichern. Wir drehen uns verwundert um und sehen etwas weiter entfernt zwei Mädchen, etwa in unserem Alter. Sie tuscheln aufgeregt und die eine zeigt mit dem Finger auf mich. Es hat zwar Vorteile, wenn man so gut wie ich aussieht, doch momentan nervt es mich ungemein, dass mir fast alle Mädchen hinterhergucken und erröten, wenn ich sie anlächle.

„Komm mit.", sage ich nur zu Toby und ziehe ihn am Arm die Rolltreppe hoch, die in den ersten Stock führt. Hier befinden sich Boutiquen, Juweliere und Bücherläden. Kurz: Alles, was meiner Schwester gefallen könnte. Ich steuere direkt auf ein Schmuckgeschäft zu, in dessen Schaufenster Halsketten, Armbänder und Ohrringe um die Wette glitzern. „Was meinst du, Toby, würde Arya das gefallen?" Frage ich begeistert und zeige auf eine kleine Goldkette an dessen Anhänger ein kleiner, grüner Stein angebracht ist. Mein bester Freund rümpft nur die Nase. „An sich ja keine schlechte Idee, Aiden, aber wahrscheinlich wird ihr schon jemand Schmuck schenken." Ich nicke nur und gehe weiter. Unsere nächste Station ist ein etwas grösserer Buchladen, doch auch dort finden wir nichts, was dem Geschmack meiner kleinen Schwester entspricht. Drei Boutiquen, vier Juwelieren und zwei andere Bücherläden später stehen wir vollkommen erschöpft stehen wir vor einem Laden, der vom Aussehen her so gar nicht hier her passt. Die Schaufenster sind so verstaubt, dass man nur erahnen kann, was sich hinter ihnen ausgestellt wird. Über der alten Glastür, die schon erhebliche Kratzer aufweist, befindet sich ein Schild, auf welchem schlicht mit blauer Farbe ‚Granny's' steht.

Natürlich unnatürlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt