Eine Weile blieb ich wie angewurzelt stehen und starrte auf das Küstenwaldstück, in dem Louis verschwunden war. Ich habe ihn, nach jahrelanger Freundschaft, endlich gestanden, dass ich ihn liebe und was tut er? Er haut einfach ab.
Ich hatte mich erst wenige Meter vorwärtsbewegt, als sich der Himmel über mir verdunkelte. Dicke schwarze Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben und der Wind frischte stürmisch auf. Ich blickte nachdenklich hinauf und bekam prompt den ersten dicken Tropfen auf meine Nase ab.
>>Na klasse, das hat mir gerade noch gefehlt<<,ärgerte ich mich. Kaum hatte ich das gesafrm ging auch schon ein unerwartet heftiger Platzregen auf mich nieder.
Im Tosen der prasselnden Tropfen bemerkte ich Louis erst, als er mich bei der Hand packte und mich stumm mit sich zog. Hinauf ins abgesperrte Dünengebiet, das wir mit gesenkten Köpfen im Laufschritt durchquerten, um schnell zu den ersten kleineren Ausläufern des dahinterliegenden Küstenwalds zu gelangen. Dorthin, wo das Geflecht aus Bäumen, Ästen und Blättern so sicht war, dass es uns als schützendes Dach vor dem Niederschlag diente.
Als wir atemlos voreinander standen, ließ ich seine Hand nicht los, obwohl er sie mir entziehen wollte.
>>Was soll das?<<,fuhr er mich an.
Ich verdrehte die Augen. >>Du bist einfach abgehauen.<<
Genervt fuhr sich Louis mit der freien Hand durch das feucht glänzende Haar.
>>Du weißt doch, im Fehlermachen bin ich der Größte<<,presste er hervor.
>>Was für Fehler meinst du?<<
Erneut seufzte er. >>Nikki. Das mit uns, ich meine, was zwischen uns passiert ist und was ich zu dir gesagt habe.<<
>>Und warum ist das ein Fehler für dich?<<
Seine Gesichtszüge wirken nun gequält. >>Ich hätte unsere Freundschaft nicht aufs´ Spiel setzen solln. Dieser Kuss war ein Fehler, und ich wünschte, ich könnte ihn ungeschehen machen.<<
>>Welchen meinst du, Louis? Den vor neulich oder die von gestern Abend? Man Louis, ich liebe dich.<<
Er schüttelt energisch den Kopf. >>Alles. Einfach jeden Moment, in dem wir uns nahegekommen sind. Ich werde bald heiraten und das mit uns, hat keine Zukunft.<< Er sah so verzweifelt aus, dass es mir fast das Herz zeriss. Dennoch musste ich es jetzt von ihm hören. Wollte aus seinem Mund hören, das er mich nicht liebt.
>>Liebst du mich überhaupt? Und hatten diese Küsse echt keine Bedeutung für dich?<<
Louis schnaufte. >>Ich kann das nicht, und das weißt du ganz genau!<<
Ich funkelte ihn herausfordernd an. >>Nichts weiß ich! Beantworte einfach meine Frage!<<
Louis setzte zu einer Erwiderung an. >>Ich kann nicht...<< Aber ich ließ ihn nicht weiter reden. Ich ließ seine Hand los und legte stattdessen meinen Zeigefinger auf seine regennassen Lippen.
>>Es ist doch schon längst zu spät, sich dagegen zu wehren..<<,wisperte ich, und ein Teil von mir konnte selbst nicht glauben, was ich da tat.
Louis schloss die Augen. Ich fürchtete mich schon vor seiner Antwort.
>>Bist du dir sicher, dass du die Antwort hören willst?<< Seine Stimme was nur noch ein raues Wispern.
Nein!, dachte ich, aber ich nickte.
>>Nikki. Ich empfinde etwas für dich, aber ich weiß nicht, ob es nur Freundschaft oder mehr ist. Ich werde bald heiraten! Verdammt. Ich will das alles nicht. Wenn du unsere Freundschaft nicht gefährden willst, dann lass es gut sein und erzähle es niemaden weiter. Hast du mich verstanden, Nikki?<<