Venatores tenebris animas - Jäger der schwarzen Seelen

Kapitel 1

Kapitel 1

Es sind 15 Jahre vergangen, seit mein Bruder sich für mich geopfert hat.

Der Krieger entpuppte sich als der Logan Grimnar, der Anführer des legendären "Ordo Venatores Tenebris Animas", den mächtigsten Dämonenjägern des Kaiserreichs. Als ich ihn gebeten hatte, mich in den Orden aufzunehmen, stellte er sowohl meinen Geist, als auch meinen Körper auf die Probe.

Heute ist der Tag meiner letzen Salbung, einem Ritual, das mich zu einem wahren Krieger und somit zu einem vollen Mitglied der Jäger erstarken lassen soll. Da mir niemand verriet, was dabei geschehen wird, außer, dass dort die größte Prüfung meines bisherigen Lebens auf mich wartet.

Seit Stunden versuche ich, Herr über meine Nervosität zu werden, habe in der Bibliothek unseres Ordens erfolglos mehrere Bücher nach dem Ritus durchsucht, übte meine Angriffstechniken mit Pythol, meinem besten Kameraden, wusch mich und lege mir nun meine neue, silberne Rüstung an, darüber den blauen Festumhang mit dem Wappen der Venatores, einem goldenen, brüllendem Löwenkopf, meinen Waffengurt mit Meinem Adamantschwert in der Scheide,befestigte meinen Silberschild an meinen Rücken, nahm dann meinen Helm in die Hand und sah in eine lange Weile an. Kalt, emotionslos, schön und gleichzeitig auf eine gewisse Art Respekt einflößend, wie ein Dämonenjäger sein soll, wenn man den Gerüchten, die überall im Kaiserreich zu hören waren, Glauben schenken sollte.

Pythol kam herein, seine graue Rüstung frisch poliert und seine Doppelschwerter in ihren Scheiden am Rücken befestigt. "Zeit für dich ein Venator zu werden."

Ich setzte den Helm auf und bemühte mich, nicht allzu aufgeregt zu wirken. 

Dem Grinsen meines Ordensbruders nach zu urteilen, anscheinend vergeblich. "Keine Sorge, es ist nur ein Einweihungsritus", versuchte er mich zu beruhigen. 

"Wenn es nichts besonderes ist, dann könntest du mir auch gleich erzählen,  

was dort passiert." 

"Ruhig, Jungblut. Folge mir einfach in die Versammlungshalle, dann wirst du schon sehen." 

Er kehrte auf der Stelle um und marschierte hinaus in den Gang.

In der Versammlungshalle warteten schon alle anderen Venatoren und standen im Halbkreis um Grimnar, der in der Mitte des Raumes in seiner silbernen Rüstung mit der heiligen Kriegsaxt Antraath auf dem Rücken auf uns wartete.

Ich ging weiter, während Pythol an seinem Platz im Halbkreis hielt. Als ich gegenüber meines Ordensmeisters wartete, entdeckte ich, dass sich ein Koron, einer der Anführer der Höllenbrut, hinter ihm, an einem Pfahl gefesselt und befandt.

"Was in Talos'...?"

"SCHWEIG!"

Ich verstummte sofort.

"Ordensschwerstern und -Brüder!" Logans Blick schweifte einmal durch den Raum. "Wir haben uns hier versammelt, da sich ein Venatorenanwärter nach 15 Jahren des Studiums der Kampfwissenschaften und des Bekämpfens der Hllenbrut als bereit erwiesen hat. Schwester Riatha", er wandte sich an die Jägerin in ihrer Lederrüstung. "Hat er sich in den Übungen im Kampf mit dem Bogen bewiesen?" 

Sie antwortete ihm mit respektvollem Ton: "Ja, Meister, er hat sich bewiesen und ich empfehle ihn als neues Mitglied weiter." 

Er nickte und ging weiter zu Farakir, der mich in der Kunst des Schleichens und des Schlösser knackens unterwiesen hatte. "Bruder Farakir, hat er sich in der Schulung der heimlichen Künste bewiesen?" 

"Ja, Meister, er hat sich bewiesen und ich empfehle ihn als neues Mitglied weiter."

Logan fuhr mit der Prozedur mit Pythol, der mich im Schwertkampf trainiert hatte und Zalon, der mir das Schmiedehandwerk beibrachte. Von beiden kam die selbe Antwort. Danach begab er sich wieder in die Mitte der Halle.

"So hat er sich auch bei mir in dem Studium der Zauberei bewiesen." Er legte eine kurze Pause ein. "Nun, Aravan, benetze dein Schwert mit dem Blut des Dämons, den du hinter mir sehen kannst, um deine Aufnahme in den Orden mit dem Blut der Höllenblut zu besiegeln."

Ich ging entschlossen auf die Kreatur zu, zog mein Schwert und stieß es bis zum Griff in ihre Brust. Der Koron schrie und schlug nach mir, doch ich ging einen Schritt zurück und musste verwundert zusehen, wie sich die Wunde innerhalb weniger Sekunden wieder schloss. Ich holte weit aus und ließ das Adamant durch den Hals schneiden. Geköpft brach die Bestie zusammen. Diese Wunde konnte nicht mehr heilen.

Logan ging auf mich zu und legte mir seine Hand auf die Schulter. "Nun, mein Junge, bist du ein wahrer Dämonenjäger."

Die anderen zogen sich, nachdem sie mich beglückwünscht haben, wieder zurück und gingen ihren Pflichten nach. Ich stand nur da und sah in die leeren Augen des Kopfes, der zu meinen Füßen lag und den Boden mit seinem Blut besudelte.

Endlich begriff ich, wieso dieses Ritual mich zu einem Venator machte.

Erleichtert ging ich hinaus, in ein neues Leben als ein Jäger der schwarzen Seelen.