„Das wird eine lange Nacht" dachte sich Deputy Ferro. Er stand an dem Kaffeevollautomaten, welcher seid kurzem das neue Schmuckstück des Reviers war. Vergebens versuchte er seine Gedanken zu ordnen um sich die Bedienungsanweisung in Erinnerung zu rufen. Erst gestern erklärte ihm ein Kollege welche Tasten er zu drücken hatte um in den Genuss eines Caffé Mocha zu kommen. Er strich sich mit der Handfläche über sein Gesicht, als wolle er die Müdigkeit wegwischen.
'Warum müssen die Menschen immer alles verkomplizieren?'
Seine Nerven lagen blank und die Erschöpfung zehrte an seiner letzten Kraftreserve. 32 Stunden hat er bereits kein Auge zugetan, nicht weil er es nicht konnte, nein er wollte es nicht. Nicht bevor Ferro die vermisste Any finden würde. Any! Das Mädchen kannte er schon lange. Sie war erst 4 Jahre alt als er in das kleine, verschlafene Städtchen Ashmont kam. „Oh Gott wie die Zeit vergeht" flüsterte Ferro leise, dabei atmete er frustriert aus.
„Wenn Sie immer nur das Ein- und Aus Knöpfchen drücken passiert da heute nicht viel, Deputy" mit einem breiten Lächeln auf den Lippen näherte sich ein junger Mann dem genervten Hilfssheriff.
Deputy Ferro erkannte die Stimme ohne sich umdrehen zu müssen. Er verdrehte die Augen, den dieser Mann nervte ihn seid dessen Ankunft vor drei Tagen. Ihm war klar das sie jede Hilfe gebrauchen konnten und nur diese Tatsache hielt Ihn davon ab von seiner Waffe Gebrauch zu machen. Als der Sheriff seinem Deputy verkündete das professionelle Hilfe aus der Großstadt kommt, da dachte Ferro nicht an einen unerfahrenen FBI-Agenten der sich, seiner Meinung nach, entweder hoch geschlafen hatte oder verdammt gutes Vitamin-B besaß. Zum Glück war der Partner des jungen Agenten ein älterer Ermittler der schon Erfahrung mit Serienkillern hatte. Denn genau das war ihr Fall, nicht irgend eine Entführung, nein, Sie jagten einen Killer. Es gab bisher 4 Opfer, die genau 5 Tage nach Ihrem Verschwinden tot aufgefunden wurden und Amy war bereits seid fast 2 Tagen vermisst.
Ferro ignorierte den jungen Agenten und sah stattdessen zum Wasserkocher rüber. Nein! Ein Teetrinker war er nicht. Der FBI-Agent öffnete vor seiner Nase den Küchenschrank und holte sich eine Tasse heraus. Dabei kam er Ferro so nahe dass der Deputy seinen warmen Atem an der Wange spürte. „Agent O' Connor ..." er hielt inne und starrte dem großen Mann in seine blaue Augen. Der Agent sah ihn auffordernd an „Sie müssen es tiefer einschieben Deputy Ferro" bei diesen Worten drückte er die Kaffeekapsel tiefer in den Automaten. Ohne den Blick von Ferro abzuwenden, betätigte er die schwarze Taste „Sie könnten es auch mit Streicheln Probieren"er hob eine Augenbraue, wandte sich ab und ging zum Wasserkocher rüber. Einige Sekunden war der Hilfssheriff erstarrt bis er realisierte das sein Kaffee fertig war. Er atmete tief ein, das wohltuende Aroma schlich sich in seine Sinne. Bevor er seinen ersten Schluck nahm, schielte Ferro zu O' Connor rüber, der voll und ganz damit beschäftigt war sich eine Tasse Tee zu kochen.
'Was stimmt den nicht mit dem?!' dachte er sich.
„Sie sollten etwas schlafen Deputy" der Agent ging an ihm vorbei, legte kurz seinen Hand auf dessen Schulter und drückte sie sanft, dabei nippte er kurz an seinem Tee und verschwand anschließend aus dem Zimmer.
Agent Erik O' Connor war ein Großstadtkind. Hektik und Stress hatte sein Körper genau so nötig gehabt wie Nahrung und Schlaf. Um so mehr nervte ihn die Einöde von Ashmont, wo die Straßen so menschenleer waren, wie die Tundra von Russland. Selbst die Tatsache, dass ein Serienkiller bereits 4 Menschen getötet hatte und dass 5 bereits vermisst wurde, schien die Menschen in diesem Städtchen nicht in Panik zu versetzen. Andererseits, was hat er denn erwartet, dass die Bewohner der kleinen Stadt die Arme in die Luft warfen und Hilfe schreiend durch die Straßen rannten!?
Sein Partner, Agent Brook, war mit dem Sheriff unterwegs um einen Hinweis nachzugehen.
O' Connor hatte die Aufgabe mit den Hilfssheriff, Deputy Ferro zusammen zu arbeiten. Er hatte sich darüber auf keinen Fall beschwert, denn Ferro war im Vergleich zum Sheriff ein junger, gutaussehender Mann. Doch die Tatsache dass die Zusammenarbeit sich seit 8 Stunden darauf beschränkte, mit einem Suchtrupp im Wald nach der vermissten zu suchen, begeisterte ihn wenig. Nach dieser stundenlangen Wanderung durch die Wälder, die wie er von Anfang an prophezeit hatte erfolglos blieb, war er müde, hungrig und verschwitzt. Und letzteres nervte ihn am meisten.
Er ließ sich auf die braune, abgewetzte Couch, welche im Büro vom Sheriff stand, fallen. Nahm sich vorsichtig die Tasse vom Tisch daneben und trank ein paar kräftige Schlucke. Wenigstens amüsierte ihn die Tatsache, dass er den süßen Deputy so durcheinander brachte.
Der Agent schmunzelte bei dem Gedanken an Ferro 'Er ist genau mein Typ, dieses ernst blickende ... Landei'.
Mit einem Seufzer nahm er die Fallakte in die Hand. „O.K. O' Connor, konzentriere dich auf das Wichtigste, sonst erträgst du es heute nicht alleine zu Duschen, vom Schlaffen kann ja überhaupt keine Rede sein".
Er betrachtete alle Beweisstücke noch einmal genauer. Beim Anblick der Tatortfotos musste Erik laut schlucken. In seiner kurzen Zeit als Agent sind ihm schon einige grausame Tötungsdelikte untergekommen, jeder Fall an dem er gearbeitet hatte, warf immer die gleiche Frage auf 'Warum tun Menschen das einander an?'
Bei den Dateiaufnahmen der Opfer fröstelte es O' Connor. „Krank" in einem Zug kippte er seinen Tee hinunter, dabei wünschte er sich es wäre etwas Hochprozentiges.
Die Beschreibung der Obduktion offenbarte grausame Details der unmenschlichen, brutalen Vorgehensweise des Täters.
Erik gähnte und streckte sich, er war todmüde.
Alle Opfer wurden mit einer Stahlschnur, welche der Täter um den Baum geschlungen und mit Hilfe eines Stockes zugedreht hatte, erdrosselt. Dabei sah es vom Weiten aus, als ob die Opfer an den Baum gelehnt standen.
Das Gähnen überwältigte O' Connor wieder und er gab dem widerwillig nach. Seine Augenlider wurden immer schwerer, er musste mehrmals Blinzeln um weiter lesen zu können.
Post mortem wurde ihnen der Brustkorb aufgeschnitten, das Herz entfernt und mit Eicheln gefühlt. Es sah aus wie ein Ritualmord ... ja ein Ritualmord.
Bei diesem Gedanke siegte die Müdigkeit, alles wurde unklar vor seinen Augen, die von der Anstrengung tränten. Seine Arme wurden schwer und er gab sich der Erleichterung hin sie einfach auf seinem Schoss ruhen zu lassen. Die Akte glitt ihm aus der Hand und landete beinahe stumm auf dem Boden. „Nur ein paar Minuten ..." dachte sich O' Connor und versank in der erholsamen Welt der Träume.
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SiGnS - Das Grauen von Ashmont -
Mystery / ThrillerSigns wird, hoffe ich mal, eine Reihe. Im Vordergrund stehen die FBI Agenten O' Connor und Brook, die mysteriöse Fälle bearbeiten. Mehr möchte ich dazu nicht verraten, sonst geht die ganze Spannung flöten. :) Inspiriert hat mich zu der Geschicht...