EINS

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25/JUN/16,SON

"Lauren!Wann räumst du denn jetzt endlich mal dein Zimmer auf?" rief meine Mum, runter ins Wohnzimmer unseres kleinen, aber feinen Einfamilienhauses. Konnte man nicht einmal seine Ruhe haben? Ich legte mein Buch über mittelalterliche Dichter bei Seite und steuerte mein Zimmer im ersten Stock an. Meine Mutter stand mit dem Wäschekorb in meinem Zimmer und räumte meine schmutzigen Klamotten von meinem Schreibtischstuhl weg. "Ich habe immer noch keine Antwort bekommen, Lauren." murmelte meine Mum genervt vor sich hin. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich eine Ausrede auf Lager hatte und versuchte es mit: "Ich saß gerade am Lernen für die Französischprüfung und ich dachte das Schule immer vorgeht, deshalb-". Sie unterbrach mich mit diesem typischen Blick, der darauf deutete, dass ich wohl wirklich meine Klappe halten sollte. "Ich werde es jetzt gleich am Besten aufräumen,Mamilein." gab ich mit einem aufgesetzen Lächeln von mir. Meine Mama, heißt übrigens Helen und arbeitet als Journalistin, bei einer Redaktion, eines Frauenmagazins. Sie liebt genauso wie ich das stundenlange Lesen und Schreiben. Kein Wunder, dass wir so viele Bücher haben. Mein Dad hingegen ist mehr der Bildung gewidmet. Er arbeitet als Professor an der "University of California". Mich reizt sowas nicht, die meisten Studenten hören sowieso nicht zu und wenn, dann verstehen sie es auch nicht. Jedenfalls heißt er John und ist ein richtiger Super-Dad, könnte man sagen. Eben, könnte man sagen. Er hat mich als Baby vom Wickeltisch fallen lassen, ich habe ihm aber mittlerweile verziehen. Meine Mutter trat wieder aus meinem Zimmer und ging höchstwahrscheinlich in den Waschkeller. Ich betrachtete das Chaos und musste meiner Mum Recht geben. In meinem, mit weiß gestrichenen Wänden, Zimmer hatte sich so einiges angesammelt. Ich warf eine Blick auf mein Handy und es verriet mir das es kurz vor halb fünf war. Das hieß dann wohl, Ärmel hochkrempeln, Haare zurückbinden und los gehts! Ich war nicht sonderlich motiviert aber lieber jetzt, als es dann wieder Tage lang vor mir her zu schieben. Ich bewaffnete mich mit Staubsauger und Lappen und begann aufzuräumen. Als ich dann langsam fertig wurde, endeckte ich zwischen dem Bücherstapel auf meinem Nachtkästchen, mein altes Tagebuch wieder. Wie jedes mal lenkt mich immer irgendwas ab, also setzte ich mich auf meinen Bettrand und stöberte durch. Schöne, aber auch traurige Erinnerungen vom letzten Schuljahr kamen hoch und damit brach auch genauso eine kleine Träne die Barriere und floss meine Wange herunter. Ich klappte das Buch schnell zu und schloss meine Augen. Die Träne tropfte ganz leise auf das Leder. Ich lag das Tagebuch wieder in die unterste Schublade meines Nachtkästchens. Mit Verdrängung an die Momente des Schmerzes, stand ich auf und versuchte Ordnung zu schaffen. Ich räumte meine Bücher wieder in die Regale, nahm den vollen Müllbeutel aus dem Papierkorb, knotete ihn zu und brachte ihn mit den angesammelten leeren Mineralwasserflaschen runter in die Küche. Ich hörte wie ein Auto in die unsere Einfahrt rollte und vermutete, dass es wahrscheinlich mein Papa war.

Es war mittlerweile Abend und ich beschloss zu duschen, immerhin war morgen Schule und ich wollte nicht am Morgen duschen. Ich stieg in die Dusche und genoss, wie die heißen Wassertropfen meinen Körper runterliefen. Nach zirka 20 Minuten, band ich mir ein Tuch um meinen Körper und verließ den, in Dampf gefüllten Raum. Ich zog schon meinen Schlafanzug an, da ich bald sowieso in meinem Bett liegen würde. Ich lief mit nassen Haaren die Treppe nach unten, nur um von einem tollen Geruch umgeben zu werden. Es roch verdächtig nach Pizza, was nebenbei einer meiner Hauptnahrungsquellen war. Ich maschierte in die Küche und sah wie drei Tiefkühlpizzen im Backofen lagen. Mit Trauer darüber, dass das Essen immernoch nicht fertig war, gesellte ich mich zu meinen Eltern auf das Sofa. Es lief irgendeine Realityshow im Fernsehen, die meine Mum sehr interessieren zu schien. Mein Dad fragte:"Und Prinzessin, wann ist deine nächste Prüfung? Ich meine viele können es nicht mehr sein, es ist bald Schuljahresende!"Ich stimmte ihm zu und informierte ihn darüber, dass ich nur noch eine Prüfung in Mathe und eine in Englisch hatte. Danach widmete ich mich meinem treuen Begleiter und scrollte durch die diversen Nachrichten die sich über den Tag hin angesammelt haben. Es waren ein paar von Heather, sie schrieb mir das sie heute am Strand wohl angeblich ihren Traummann getroffen hat. Ich musste vor mich hingrinsen, ich war echt froh darüber sie zu haben. Sie ist sowas wie meine Seelenverwandte, dennoch sind wir total gegensätzlich. Sie ist mehr aufgeschlossen und nicht so schüchtern wie ich. Ich habe sie echt über alles gern, aber manchmal ist sie auch einbisschen zu naiv. Ich ging auf Instagram, nur um zu sehen, ob Douglas vielleicht etwas gepostet hat. Aber nein, wie immer, er hat nichts gepostet. Er gehört zu den Leuten die nie etwas posten. Sorry Douglas, aber ich will ehrlich gesagt nicht mehr das Bild von vor zwei Jahren, vom Hawaiiurlaub anstarren! Ich erschrock als meine Mutter abrupt aufsprang und in die Küche rannte. Langsam und sicher roch ich jetzt auch den unangenehmen Gestank. Anhand ihres Fluchens konnte ich mir denken, dass unser Abendessen wohl nicht mehr verzehrbar sein kann. Sie kam wieder ins Wohnzimmer und gab bekannt,dass wir wohl heute noch was bestellen mussten. Wir entschieden uns für indisches Essen, gaben eine Bestellung auf und nach einer halben Stunde, kam dann auch ein Lieferant und brachte uns unsere heißen Gerichte. Wir verschlangen wortwörtlich unsere scharfen und leckeren Chicken-Currys. Ich bin echt froh, aber ich kann mir nicht erklären wieso ich nicht dick werde, obwohl ich so viel esse. Gegen acht Uhr verkroch ich mich dann mit einem kurzen:"Gute Nacht.", nach oben. In meinem Zimmer angekommen, nahm ich meinen Laptop von meinem Schreibtisch und legte mich in mein Bett. Ich öffnete ihn und mich begrüßte ein Bild von Heather und mir. Meine Mama hat es an meinem 17.Geburstag aufgenommen. Es war ein wundervoller Abend, auch wenn es nur Heather und ich waren. Wir hatten den ganzen Tag nur Serien geschaut und sind dann am Abend am Strand spazieren gegangen. Ich öffnete Google und ging auf Netflix. Ich war schon müde, aber ich wollte noch einen Film anschauen. Ich entschied mich für "If I stay", es ist einer meiner Lieblinge. Gegen Ende des Filmes waren meine Augen schon fast zugefallen, doch ich wendete noch die letzte Kraft auf und legte den Laptop auf den Teppichboden neben mir. Ich war hundemüde und hoffte einfach nur einen erholsamen Schlaf zu haben.

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