Es krachte, Holzsplitter flogen in alle Richtungen. Dann Feuer, laute Rufe. Ich stand da, wartete, dass mich jemand holte, doch es kam niemand. Also wankte ich ins Freie. Es krachte noch einmal. Unsere Schule, oder das Unbeschreibliche, was es jetzt noch war, war rot. Blut, überall Tote, wo war Naiti? Ich rief sie. Da! Sie stürzte aus dem Gebäude. Auch sie war verletzt, wie so viele andere. Sie nahm mich bei der Hand und führte mich wortlos und ruhig durch das Chaos zum Hafen. "Karima, du musst jetzt leise sein!", sagte sie sanft. Dann zog sie mich zu einem Boot, das bereits ziemlich beladen war. Sie hängte sich an den Rocksaum einer etwas älteren Frau. Die Frau beachtete uns nicht. Die Dame ging aufs Boot. Sie gab einem Mann ein paar Scheine. Der musterte diese kritisch und schickte die Frau weiter. Wir gingen mit. Niemand schien uns zu sehen. Das Boot startet, es fuhr, fuhr, fuhr ...
Endlose Stunden vergingen, in denen ich mich fragte, ob wir denn noch Hoffnung hatten.
Ich sah nur Wasser und Menschen.
Alle schwiegen, manchmal hörte man das verzweifelte Weinen eines Babys.
Als wir anlegten, führten uns weiß gekleidete Menschen vom Boot. Ich folgte meiner Schwester. Naiti stellte sich in eine lange Reihe vor einem Tisch und nahm nach langem Warten einen großen Sack entgegen. Eine Weile lang versuchte sie, den Sack hinter sich herziehen. Letztendlich aber lud sie ihn sich auf den Kopf und nahm meine Hand.
DU LIEST GERADE
Auf der Flucht
Short StoryIn diesem Buch gibt es eine Geschichte. Eine Geschichte, in der es um Flucht geht. Zwei Mädchen ergeht es, wie es jedem vom uns ergehen könnte. Auf der Flucht vor Krieg. Allein. Für immer.