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Es war schwül. Drückend warm und so anstrengend obwohl es Nacht war. Selbst atmen war anstrengend. Ich starrte hoch in den Himmel und sah die Sterne funkeln. Es war gerade mal ein oder zwei Uhr, ich wusste es nicht genau, ich hatte weder Uhr noch Handy dabei. Der Asphalt war auch warm, doch angenehm und ich lehnte mich gegen den Laternenpfosten. Ein paar Mücken flogen um den Lichtpegel und ich senkte angewidert den Blick von den Insekten. Er ließ mich entweder warten oder hängen. Wie lang brauchte er denn noch um den Weg zu finden? Ich seufzte und winkelte ein Bein an um es knacksen zu lassen und zeitgleich fuhr sein Wagen um die Ecke. Schnell rappelte ich mich auf und wedelte mit dem Arm hin und her. Als er anhielt stieg ich eilig in das Auto und stieß ein langgezogenes "Endlich" aus. "Sorry. Hab mich ein paar Mal verfahren." Chris sah gut aus. Er hatte sowohl braunes Haar als auch braune Augen. Diesen Augen entging nichts. Seine Gesichtszüge waren markant, sein Charakter war einzigartig und er hatte kleine Sommersprossen auf der Nase die er selbst verabscheute, aber die ich irgendwie toll fand. Selbst seine Stimme ließ mich schmachten und innerlich schlug ich mich jedes Mal dafür. Als er losfuhr schaute er mich nur kurz an, lächelte und murmelte: "Hey." Ich grinste wie eine Idiotin und drehte die Musik laut auf. Wir fuhren schweigend ein paar Kilometer bevor er einen Hügel hinauffuhr und wir schließlich ausstiegen. Von dem Hügel aus sah man die ganze Stadt und ihre Lichter. Darüber die Wolken, die Sterne und der Mond. Es war der beste Platz auf der ganzen Welt. Wir setzten uns auf die Bank, schwiegen weiter und schauten. Irgendwann drehte ich mich zu ihm und meinte grinsend: "Hi."
Er lachte und kam mir näher. "Ich liebe dich. Habe ich immer und werde ich immer." Mein Herz raste und lächelnd drückte ich meine Lippen auf seine. Er seufzte.
Dieses Seufzen habe ich in den darauffolgenden Monaten oft gehört. Das nächste Mal hörte ich es als er mich nach Hause fuhr und wir uns verabschiedeten. Dann immer wenn wir miteinander schliefen. Ich hörte es als ich ihn betrunken anrief und er mich abholte. Er seufzte als er mich versorgte als ich den größten Kater meines Lebens hatte. Als ich ihn überraschen wollte, ihn mit einer anderen aufgefunden habe und als wir Schluss gemacht haben, habe ich das Seufzen auch gehört. Jedes Mal hatte dieses einfache Seufzen mein Herz schnell und schneller schlagen lassen. Er hatte mich aufgegeben und betrogen doch das war okay. Denn Chris hatte losgelassen.
Er hat unsere Beziehung losgelassen.
Er hat unsere Zukunft losgelassen.
Er hat mein Vertrauen auf ihn losgelassen.
Und er hatte damals mich zurück- und losgelassen mitsamt seinem ungeborenen Kind, das ich Wochen später abtrieb.

Das Zurückgelassene MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt