Kapitel 1

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1 Jahr zuvor
Als ich das erlösende Klingeln der Schulglocke hörte, packte ich sofort meine Sachen ein und verließ den Physiksaal hinter Rachel und William. ,,Noch eine Minute länger und ich wäre eingeschlafen!", murrte Rachel, als wir den Gang entlang liefen. ,,Wenigstens haben wir gleich Kunst", entgegnete ich etwas erleichtert. ,,Mit Mister Scofield", fügte Rachel hinzu. Schon seit Jahren liebte ich das Zeichnen über alles und ich versuchte immer wieder besser zu werden, doch früher war ich selbst mein eigener Lehrer. Kunst in der Schule förderte meine Stärken nicht wirklich, bis ich nach der 9. Klasse die Schule wechselte und jetzt in Kunst von Mister Scofield unterrichtet wurde. Mister Scofield war in meinen Augen ein großer Künstler, obwohl er hier an der Schule gerade mal sein Referendariat machte. Auch seine Art wie er unterrichtete war einzigartig. Er zeichnete oft auf unseren Armen, vorallem den Jungs zauberte er mit einem Filzstift zukünftige Tattoos. Außerdem hasste er es, wenn wir Mädchen mit offenen Haaren arbeiteten, weshalb er den Mädchen immer die Haare flocht. Mit seinen 25 Jahren sah er auch nicht sehr schlecht aus. Die Mädchen aus meiner Klasse schmolzen während seinem Unterricht oder ließen absichtlich ihre Haare offen, nur dass Mister Scofield ihnen eine Frisur flocht. Ich achtete nicht sonderlich auf diese Kleinigkeiten. Mich faszinierte es mit welcher Leichtigkeit er mit den Stiften arbeiten konnte und was für Kunstwerke am Ende rauskamen. Er hatte mir innerhalb von einem Jahr mehr beigebracht, als andere in den letzten 4 Jahren. ,,Ich kann ihn immer noch nicht leiden", murrte Will. ,,Angst vor der Konkurrenz?", grinste ich. William war der attraktivste Junge aus unserer Stufe und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht auch ein bisschen auf ihn stehe. Seine schwarzen Haare saßen Tag für Tag perfekt und jetzt im Sommer, am Schuljahresende, trug er immer wieder Shirts, in denen man seinen durchtrainierten Oberkörper perfekt erkennen konnte. Er war ein Jahr älter als ich, da er die 10. Klasse wiederholen musste, aber so viele Mädchen aus meiner Stufe und aus den Stufen unter mir waren heiß auf ihn, sodass ich mir nichtmal Hoffnungen machte. Außerdem war ich total unerfahren im Bett, während er anscheinend die wildesten Spielchen mit den Mädchen trieb. ,,Du hast gar nichts zu melden. Du bist ja immerhin sein Bae", entgegnete Will. Ich schüttelte abwertend den Kopf. ,,Du musst selbst zugeben, dass du Mister Scofields Lieblingsschülerin bist!", fügte Rachel hinzu. ,,Nur weil ich mich mehr für Kunst interessiere, heißt das ja nicht gleich, dass ich seine Lieblingsschülerin bin!", meinte ich. Das Gespräch war beendet, als wir am Kunstsaal ankamen und uns auf unsre Plätze nieder ließen. Mister Scofield kam etwas später, was eigentlich typisch für ihn war, aber dieses mal kam er ungewöhnlich spät. Nach etwa einer halben Stunde fand er dann auch den Weg in den Kunstsaal. Etwas unmotiviert ließ er sich auf den Stuhl fallen. ,,Guten Morgen", murmelte er mit einem niedergeschlagenen Unterton. Unsere Klasse antwortete auf die Begrüßung. ,,Nach 5 Jahren geht das mit uns jetzt zu ende", begann er den Unterricht. Ich bin erst dieses Schuljahr an diese Schule gewechselt und hatte deshalb bis jetzt nur ein Jahr Unterricht mit Mister Scofield, doch der Rest der Klasse hatte ihn schon seit der 5. Klasse als Klassenlehrer. ,,Wie ihr wisst habe ich meine Prüfungen bestanden und bin jetzt kein Referendar mehr, sondern offiziell Lehrer"
Mister Scofield hatte mit unserer Klasse jegliche Prüfungen gemacht und dieses Jahr seine aller letzte. Nach den Sommerferien wollte er uns auch ins Abitur begleiten. Er war nicht nur unser Klassenlehrer sondern unser Freund. ,,Ich wurde jetzt auf eine andere Schule versetzt...", erzählte er. Pure Enttäuschung fuhr durch die Klasse. Die ganze Stunde war nicht mehr an Unterricht zu denken. ,,Lasst uns eine Abschlussfeier machen", schlug Mister Scofield vor, was wir mit Begeisterung entgegneten. ,,Aber nicht so 'ne Scheiße mit Eltern in irgendeiner Grillhütte. Wir machen eine richtige Hausparty bei mir zu Hause. Nur ihr 21 Schüler und ich"
So kam es dann. Ein paar Wochen später war der letzte Schultag angekommen. In den Abendstunden gings dann für unsere Klassen zu Mister Scofield. Es war wirklich kein gewöhnliches Klassentreffen. Der Alkohol floss literweise und selbst ich, die die kaum Alkohol trank, griff nicht nur einmal zum Glas. Der Abend verging zu schnell, wir feierten bis in die Nacht rein und irgendwann, mitten in der Nacht verließen die Schüler langsam sein Haus. ,,Soll ich dich mitnehmen?", fragte Will und zeigte auf seinen Roller. Ich schüttelte den Kopf. ,,Danke, aber ich habe meiner Mutter schon geschrieben", antwortete ich. Also fuhr alleine davon und ich blieb nun als letzte mit Mister Scofield zurück.

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Heyhoo 🙏💘
Ich will euch hier nicht lange nerven, weil das wahrscheinlich eh kaum einer liest, aber ich wollte mich erstmal für über 200 Reads bedanken! Das ist echt krass, vorallem weil uch schon lange nicht mehr aktiv war und trotzdem so viele hier sind und meinen shit lesen 👀❤
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