Briefe von niemandem (1)

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Das mit der Schlange hatte Harry seine bisher längste Strafe eingebracht. Und hart wie er war, hatte er auch diese überstanden.
Mittlerweile hatten die Sommerferien angefangen, Dudley hatte bereits seine Kamera und sein ferngesteuertes Flugzeug geschrottet, ebenso wie Mrs Figg, die er mit seinem Rennrad über den Haufen getadelt hatte, dabei war Mrs Figg noch nicht einmal ganz genesen gewesen und musste auf Krücken laufen.
Tja, nun galt sie für Harry jedenfalls als Querschnittsgelähmte.
Und natürlich hatte Dudley auch noch viele weitere Menschen und deren Eigentum verletzt oder zerstört, doch niemand traute sich, seine Eltern auf Schadensersatz oder wegen (fahrlässiger) Körperverletzung zu verklagen.
Aber Dudley war ja auch unzurechnungsfähig, denn durch sein ganzes Fett stieß er beinahe schon ausversehen alle und alles mögliche um, was auch nur in seine Nähe kam.
Harry war nur ziemlich verwundert, dass Dudley scheinbar keine Massenpanik verursachte, als dieser und seine Eltern in London seine Schuluniform für Smeltings besorgten.

Am nächsten Morgen, als Harry zum Frühstück in die Küche kam, schlug ihm ein fürchterlicher Gestank entgegen, der aus Petunias Richtung kam.
Entweder hatte sie gefurzt oder der Inhalt der Emailschüssel in der Spüle hatte damit etwas zu tun.
Es stellte sich als letzteres heraus, da Petunia gerade dabei war, Harrys "neue" Schuluniform einzufärben, denn er sollte nach den Sommerferien auf die Gesamtschule in der Nachbarschaft gehen, die Stonewall High.

Gerade als Vernon und Dudley sich durch die beiden Türrahmen in die Küche quetschten und sich auch von dem Gestank die Nase zu hielten, quietschte die Klappe des Briefschlitzes und die Post klatschte auf die Türmatte.

"Dudley, hol ma die Post, schwör", forderte Vernon seinen Sohn auf, der dann aber Harry die Post holen ließ.

Die Post bestand aus einer Postkarte von Vernon Schwester Marge, die ebenso fett war und Freien auf der Isle of Wight (das ist die Insel mit der Felsformation und dem Knoblauchfest) machte, einem kackbraunen Umschlag, der vermutlich eine Rechnung enthielt sowie - und Harry konnte es erst gar nicht in seinen kleinen Schädel bekommen - einem Brief, der tatsächlich für Harry war. (Was ja auch überhaupt nicht offensichtlich war oder so, weil er an ihn adressiert war. Oder besser gesagt, an seinen Schrank, denn auf dem Brief hieß es:
"Mr. H. Potter
Im Schrank unter der Treppe
Ligusterweg 4
Little Whinging
Surrey")

Als er wieder zurück in die Küche ging, und vorher nicht auf die Idee gekommen ist, seinen Brief vielleicht lieber in den Schrank zu legen, entbrannte zwischen Harry und Dudley ein Streit um Harry's Brief, weil er einfach neidisch war, dass er keinen Stalker hatte, der ihm Briefe schickte. (Wobei die stattdessen wohl eher mit "der fette Junge" adressiert wären, denn Dudley's Zimmer zu erwähnen wäre kaum etwas besonderes.)
Dann wurde ihr Streit aber durch Vernon unterbrochen, der misstrauisch geworden war, weil Harry einen Brief bekommen hatte. Also riss er Harry einfach den Brief aus der Hand und las diesen.

Harry Potter und der Stein der Weisen-"Parodie"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt