Kapitel 2 - Phantasie

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Ich weiß nicht wann es angefangen hat. Wann ich das erste Mal dachte, dass alles einfacher wäre wenn mein Mann tot sei.

Ich glaube nicht dass ich schon vor der Hochzeit so dachte. Bevor wir heirateten oder uns verlobten waren wir zwei Jahre zusammen. Er war der Erste mit dem ich zusammen zog, der erste dem ich ganz ehrlich und verliebt sagte "Ich liebe dich", und vielleicht der siebte Schwanz den ich in meinem Leben sah, den meines Vaters mit einberechnet. Wie gesagt Verdrängte Erinnerungen und so, ist eine Schätzung.

Er war auch der erste der mich zu einem Orgasmus brachte. Und ich meine nicht so einen Masturbationsorgasmus, ein bisschen fingern, fertig und müde. Nein, ich meine einen Orgasmus bei dem dir schwarz vor Augen wird, du anfängst zu schwitzen und erst noch liegen bleiben musst, weil deine Beine zu sehr zittern um dich zutragen. Vielleicht war der Orgasmus einer der Gründe warum ich ja sagte, aber vielleicht war es auch nur mein jugendlicher Leichtsinn.

Ich zog mit 18 von Zuhause aus und bei ihm ein. Die erste Wohnung. Sie war nichts Besonderes. Nicht besonders groß, oder besonders modern, aber sie war mein. Zumindest im übertragenen Sinn, den Mike bestand darauf, dass er im Mietvertrag steht, schließlich bezahlte er auch die Miete, da ich zur damaligen Zeit mein Fachabitur in Wirtschaft machte. Ich war jung und naiv und sorglos. Sieben Jahre später hat sich eigentlich nicht viel geändert, nur bin ich nicht mehr so sorglos.

Ein Seufzen verlässt meinen Mund und ich stehe auf. Ich hielt mich nie für besonders groß, aber wenn man einer Studie Glauben schenken soll, liege ich weit über dem Durchschnitt mit meinen 1,70, die in diesem Moment eher 1,80 sind, da ich wie alle jungen Frauen der 90er High Heels trage. Ich sollte eigentlich keine tragen, meine Koordination ist schon in flachen Schuhen eine Katastrophe, aber in den Jahren habe ich gelernt in ihnen zulaufen ohne alle paar Minuten umzuknicken. Viele Männer finden diese Koordinationslosigkeit, die sich manchmal in totale Ungeschicklichkeit umwandelt, für süß. Zur Info liebe Männer: Niemand will süß sein, nicht mal dieser bescheuert singende Hase auf VIVA.

Ich mache mich langsam auf den Weg nach Hause. Keine Eile, kein Zeitdruck. Ich habe heute nichts vor. Mike kommt erst gegen Abend nach Hause. Ich werde das Essen fertig haben und er wird meckern, da es schon wieder etwas Veganes ist. Ich werde dann wie immer sagen: "Sorry Schatz, aber du wolltest abnehmen und gesünder leben." Ich bin eine verantwortungsbewusste Ehefrau. Ich achte darauf, dass mein Ehemann gesund bleibt.

Vor einiger Zeit hab ich mich gefragt ob er mich "verrückt" gemacht hat. Sagt man schließlich nicht "Liebe macht verrückt" oder "Ich bin verrückt nach dir"?

Ich bin aber zu dem Ergebnis gekommen das ich schon immer anders war. Zumindest soweit ich mich erinnere, ergo begann es ab meinem 15. Lebensjahr. Gut kombiniert, Watson!

Er hat mich also nicht irre gemacht, trotzdem trägt er ein gewisses Maß an Mitschuld. Schließlich hätte er wissen müssen dass eine 18 Jährige die mit einem 30 Jährigen geht, zu 78 % an einem Elektrakomplex leidet. Und wenn man selbst noch wie der Vater seiner Angebeteten heißt kann man eins und eins zusammen zählen.

Trotzdem hab ich ihn nach 2 Jahren Verlobungszeit geheiratet und nach 3 Jahren Ehe stelle ich mir vor, wie ich ihm 0,5 Milligramm Rizin, das ich aus Castorbohnen gewinne, unters Essen mische und er an den Symptomen wie bei einer Grippe stirbt. Normalerweise reichen 0,25 Milligramm bei Erwachsenen, allerdings würde ich auf Nummer sicher gehen.

Keine Sorge, mein Brokkoli-Kartoffel-Auflauf ist giftfrei. Doch Niemand währe überrascht. Nach 3 Jahren Ehe hat er einen Bauch und er Raucht und treibt keinen Sport, außerdem hat er viel Stress (von was auch immer). Niemand würde mich verdächtigen, da man das Gift nicht im Blut nachweisen kann. Außerdem wirke ich auf viele Menschen, dank meines „gefühlvollen" Wesens das förmlich aus meinen grünen Augen strahlt sehr nett und unschuldig, was die Leute nicht davon abhält mir dauernd ans Bein zu pissen, aber das zu einem anderen Zeitpunkt.

CarolineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt