LENNY - Die Biographie

Pampers | weiterhin Tag 1

Später am Nachmittag:

*Kunstpause*

Die Du-Person war immernoch dabei das Geschehene zu verarbeiten, indem sie auf ihrem Stuhl saß und ausdruckslos an die Wand starrte. Plötzlich platzte ihre Mutter Rude ohne zu klopfen ins Zimmer. Die Du-Person erschreckte sich so sehr, dass sie mit ihrem Stuhl nach hinten kippte und in einer dramatischen Zeitlupe zu Boden fiel. Ihre Mutter kommentierte das mit einem missbilligenden Blick.
"Bubbelle, ich habe eine Bitte an dich."
"Nicht schon wieder..."
"Meine Erwachsenen-Pampers sind leer, kaufst du mir neue? Aber die große Packung, wo 'extra saugfähig' draufsteht. Ich möchte mich damit ungern selbst in der Stadt blicken lassen, weißt du."
"Kann Frank das nicht machen?" Fragte die Du-Person hoffnungsvoll. Frank war Rudes 35-jähriger Pfleger. Er war spindeldürr, hatte eine Halbglatze und ein künstliches Gebiss, dass ihm hin und wieder herausfiel.
"Frank und ich sind anderweitig beschäftigt!" Winkte ihre Mutter ab. Die Du-Person versuchte verzweifelt die Vorstellung daran zu verdrängen.
Um all dem schnellstmöglich zu entgehen, lief sie aus dem Haus und ging die Erwachsenen-Pampers kaufen.

Unbekümmert lief sie ihres Weges, als ihr plötzlich der unscheinbar braune Haarschopf Lennys ins Auge stach. Er schien völlig abwesend und auf eine fette, hässliche Motte fixiert. Die Du-Person hörte nur noch wie Lenny sagte: "Oh, ein schöner, bunter Schmetterling!", ehe er dem fliegenden Geschöpf auf die Straße folgte. Doch die Motte kroch in einen Gulli. Vermutlich war sie nun im Untergrund.
Lenny stand mitten auf der Straße, als die Atmosphäre plötzlich umschwang. Ein Lkw raste mit hoher Geschwindigkeit, mindestens 10 kmh, auf ihn zu.
Die Du-Person reagierte sofort, natürlich erst nachdem sie sich die Szene angesehen und sie sorgfälltig ausgewertet hatte.

Dann hastete sie zu Lenny hinüber, packte ihn am Kragen und zerrte ihn auf die andere Straßenseite. Nur drei Minuten später fuhr das Auto langsam vorbei.
Plötzlich lugte Motty die Motte wieder aus dem Gulli hervor und sah sich um, ehe sie vollständig herauskroch, losflog und vom nächsten Auto erfasst wurde.

-R.I.P., Motty-

Die Du-Person richtete sich auf.

Etwas war anders.

Anders als sonst

Er war anders.

Er war nicht mehr der Lenny den sie einmal kannte.

Oder zumindest nicht mehr der, den sie heute Morgen kennengelernt hatte.

Er hatte etwas... dummes an sich. Und ein verklärtes Lächeln, welches die Du-Person von da an nicht mehr aus dem Kopf bekommen sollte.

. . .

Plötzlich hupte ein Auto hinter ihr und riss sie aus ihren Gedanken.

"Wieso sind denn nur so viele Autos auf dieser verdammten Hauptstraße?!" Empörte sie sich.

Diesmal war es ein schwarzer Impala.
Das Fenster wurde runtergekurbelt und ein braunhaariger, Anfang 20-jähriger Mann mit Joint, sah heraus.
"Hey Loser, ich hab schon die halbe Stadt nach dir abgesucht." Sagte er zu Lenny, welcher den Fremden gar nicht beachtete und weiter auf den Fleck starrte, der einmal Motty war.
Der Kiffer murmelte etwas, was sich nach "Nicht schon wieder" anhörte und seufzte dann.
"Ok, steig ein, Bertie."
Bei diesen Worten sah Lenny endlich auf und stieg dann vor sich hin lächelnd in das Auto.
Nun bemerkte der Kiffer die Du-Person, welche sichtlich verwirrt zwischen den beiden hin und her schaute.

"Und wer bist du? Eine Freundin von ihm?" Fragte er und deutete nach hinten, wo Lenny sich mitsammt seinem Kindersitz zur Seite warf und vergeblich versuchte seine Faust in den Mund zu stecken.

Nach einer kurzen Pause hatte sich die Du-Person wieder gefangen.
"Eine Mitschülerin... die ihm, nebenbei bemerkt, gerade das Leben gerettet hat." antworte sie schroff.

"Was ne' Leistung." Meinte der Kiffer unbeeindruckt und zog wieder an seinem Joint.

"Und wer bist du?" Fragte die Du-Person, da er keine Anstalten machte sich vorzustellen.

"Ich bin Henry. Und unter uns..." er beugte sich vor und bließ ihr dabei den Rauch ins Gesicht, "Wenn du schlau bist, hältst du dich von ihm fern."

Damit startete er den Motor und verschwand in der Schwärze der Nacht.

Es war mittlerweile dunkel geworden.

Die Du-Person machte sich auf den Weg die Pampers zu kaufen.