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Die erste Woche verging wie im Flug. Ab und zu, wenn niemand hinschaute, durfte ich Rose mal umarmen und wenn ich Glück hatte, auch mal küssen aber diese schönen Momente waren mir viel zu kurz und zu wenig. Außerdem hasse ich es, dass wir uns ständig verstecken müssen. Andererseits geht es ja wohl nicht anders ... Bis ich volljährig bin dauert es noch 1 einhalb Jahre! So lange will ich doch nicht warten müssen, bis es Rose erlaubt ist, mit mir zusammen zu sein. Vielleicht will sie mich bis dahin garnicht mehr ... Der Gedanke versetzt mir einen Stich in Herz. Ich denke zuviel nach. Ich muss die ganze Zeit schon ständig die gleiche Zeile lesen, weil ich zu sehr in meine Gedanken vertieft bin. Ich lege mein Harry Potter Buch beiseite und kuschle mich noch mehr in den Sessel. Hier ist der perfekte Ort zum lesen, besonders wenn gerade niemand Zuhause ist. Der Klingelton von meinem Handy reißt mich aus den Gedanken und lässt mich hochschrecken. Wie ich dieses Teil hasse. Wenn es heutzutage nicht wichtig wäre, hätte ich gar kein Handy. Ich schaue auf den Bildschirm. Rose ruft an! Ich gehe ran und begrüße sie mit einem aufgeregtem Hey. "Hey Kleine, ich hab heute frei bekommen, darf ich vorbeikommen?" fragt sie fröhlich. Samstags arbeiten. Ist ja grauenhaft. Jetzt weiß ich, dass ich sicher keine Ärztin werde. "Klar, gerne!" sage ich und spüre wie mein Herz einen Hüpfer macht, bei dem Gedanken, dass Rose gleich hier ist. "Ok, bin in 5 Minuten da." sagt sie noch und legt dann auf. Mein Blick wandert zurück auf Harry Potter. Wird Rose mich für kindisch halten, wenn sie sieht, dass ich sowas lese? Ich räume es vorsichtshalber zurück ins Bücherregal, zwischen die anderen Teile. Dann höre ich auch schon die Klingel. Ich sprinte die Treppe hinunter und mache die Tür auf. Auf Rose's Lippen schleicht sich ein Lächeln, welches ich erwidere. "Komm rein." sage ich und ziehe sie ins warme Haus. Ihre schwarzen langen Haare sind mit ein paar weißen Schneeflöckchen bedeckt, was irgendwie echt schön aussieht. Es erinnert mich sofort an einen Roman. "Ganz schön kalt draußen." lacht sie und schnieft einmal, während sie ihre Schuhe auszieht. "Ich kann uns einen Kakao machen, wenn du willst." biete ich ihr an und sehe lächelnd dabei zu, wie die Schneeflöckchen in ihren Haaren schmelzen. "Das wäre toll." antwortet sie und zieht ihren zweiten Stiefel aus. "Mach ich. Setz dich ruhig ins Wohnzimmer. Ich bin gleich wieder da." Ich tapse in die Küche, mache schnell zwei Tassen Kakao und stelle sie dann in die Mikrowelle. Als die Mikrowelle piepst, hole ich die zwei Tassen wieder heraus und geselle mich zu Rose ins Wohnzimmer. Ihr Blick verrät mir, dass sie ins Zimmer meiner Mutter schaut, wo das große Bücherregal steht. "Deine Mutter liest wohl gerne, oder?" merkt sie an und nippt an ihrem Kakao. "Es sind eigentlich nicht ihre ..." murmele ich. "Soll ich den Kamin anmachen?" frage ich, um das Thema zu wechseln. "Ja, bitte. Aber wenn es nicht ihre sind, warum stehen sie dann in ihrem Zimmer?" will sie wissen. Woher ist sie sich sicher, dass es das Zimmer meiner Mutter ist? Ich schaue nochmal zur Tür. Ach so, Amber und ich hatten, als wir klein waren, 'Mamas und Papas Schlafzimmer' auf die Tür gekritzelt. Sie wollte es zur Erinnerung so lassen ... "Lady?" Rose zieht mich wieder aus meiner Gedankenwelt. "Alles ok?" fragt sie besorgt. "Ja, alles gut!" lüge ich und setze mich neben sie auf die Couch, nachdem ich den Kamin anmache. "Darf ich es mir mal ansehen?" fragt sie. Ich nicke zustimmend und führe sie zum Regal. "Ich glaube, so viele Bücher auf einmal, habe ich nur in der Bücherei gesehen. Sie sehen alle echt interessant aus. Wer auch immer von euch die liest, der hat einen guten Geschmack!" schwärmt sie. Dann wandert ihr Blick auf die Kommode, die neben dem Bücherregal steht. Eine Sammlung von Fotorahmen stehen dort drauf. Eins liegt mit dem Bauch auf dem Boden, sodass man das Foto darin nicht sehen kann. "Ist das deine Mutter? Sie sieht dir gar nicht ähnlich." Rose zeigt auf ein Hochzeitsfoto mit meinem Vater und ihr drauf. "Sie ist nur meine Stiefmutter. Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass ich ihr nicht ähnele." Ich schaue angewidert auf das Foto. Rose bemerkt meinen Blick und ihre Miene wird besorgter. "Darf ich nach deiner richtigen Mutter fragen?" fragt sie zögerlich und ich nicke. Ich richte das eine Bild auf, welches gerade noch auf dem Bauch lag, und zeige es ihr. "Das ist sie." sage ich und drücke es Rose in die Hand. "Wow, sie ist fast so hübsch wie du. Sie hat genauso große blaue Augen. Sind deine Haare auch so braun?" will sie wissen und fährt durch meine lila gefärbten Haare. "Ja, von Natur aus schon." antworte ich. "Du hättest sie nicht färben sollen." schmollt sie und legt das Bild wieder auf der Kommode ab. "Ich mag meine Haare so aber." murmele ich. "Na dann~" ist das letzte, was sie sagt, denn da liegen ihre roten Lippen schon auf meinen.

Too young for you [GxG]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt