Kapitel 2

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Wir laufen wieder auf dem Kiesweg durch die Grünanlage vor dem Hauptgebäude, dann biegen wir ab, gehen um den Flügel des Gebäudes herum, in dem die Schlafräume sind und nehmen den kleinen Verbindungsweg zwischen dem Internatsgelände und der Reitanlage.
„Also, dann fangen wir erstmal an mit der Führung. Was hast du denn schon gesehen?", fragt Natalie mich.
„Ich bin zwischen den Koppeln hindurchgefahren und hab mein Pferd in einen Stall gebracht, die Sattelkammer hab ich da auch schon gesehen."
„Na das ist ja fast gar nix. Also der Weg den wir jetzt genommen haben endet am Anbindebalken oberhalb der Ställe. Du weißt ja schon, dass es jeweils zwei Ställe für Schul- und Privatpferde gibt. Die Koppeln sind auch danach getrennt, zusätzlich stehen die Pferde auf den Koppeln in reinen Stuten- oder Wallachherden. Das heißt also, dass wir auch vier Koppeln haben."

Wir sind mittlerweile angekommen und schauen uns um. Nora deutet auf das andere Ende des Anbindebalkens und sagt:
„Dort hinten findest du den Waschplatz und den Misthaufen, diesen wirst allerdings kaum benutzen müssen, gemistet wird hier vom Personal."
Wir drehen uns nach links und gehen ein Stück den Weg hinauf.
„Hier oben findest du zwei Hallen, zwei Plätze und unseren Roundpen. Allerdings würde ich immer darauf achten für was die Plätze oder Hallen genutzt werden wenn du reiten willst. Nicht dass gerade eine Springstunde stattfindet und du da mittendurch Dressur reiten willst."
Pia lacht verlegen. Ich schaue sie forschend an.
„Ist dir das etwa schon mal passiert?"
Sie wird puterrot und ich muss lachen, Natalie knufft ihr nur in die Seite und grinst.

Nora schaut in die Runde, überlegt kurz und sagt dann:
„Mädels, was haltet ihr eigentlich davon Annabelle mal unser Ausreitgelände zu zeigen? Die Anlage an sich kennt sie ja jetzt und mein Pferd muss heute noch bewegt werden. Ich hätte wirklich Lust auf einen gemütlichen Ausritt."
Ich schaue sie zweifelnd an.
„Kayla ist gerade vorhin erst angekommen, ich will ihr eigentlich ein bisschen Ruhe gönnen und sie nicht gleich so überfordern."
„Kein Problem, Natalie und Pia müssen eh bei Frau Schneider fragen ob sie Schulpferde haben dürfen, da fragen wir für dich gleich mit. Das versteht sie bestimmt. Mein Pferd durfte über die Ferien hierbleiben, ich wohne allerdings auch nur fünfunddreißig Kilometer entfernt, da ist es für mich leicht immer herzufahren und ihn zu bewegen."

Also machen wir uns auf den Weg in Richtung der Ställe um Frau Schneider zu suchen. Wir finden sie in einem der Schulpferdeställe, sie ist gerade dabei einem Tigerschecken einen Stein aus dem Huf zu holen.
Natalie lächelt sie lieb an und Frau Schneider grinst.
„Lasst mich raten, so wie ihr angezogen seid und so lieb wie ihr guckt wollt ihr fragen ob ich euch Pferde gebe zum Reiten?"
Pia lacht.
„Ja genau, wir wollten eine Runde ausreiten um Annabelle das Gelände zu zeigen. Allerdings ist ihre Stute ja auch grade neu hier, wäre es möglich dass sie heute auch ein Schulpferd bekommt?"
„Natürlich, das ist gar kein Problem. Holt am besten Lola für sie. Bei euch beiden muss ich ja nicht fragen, ihr wollt eh eure Lieblinge haben."
Wir bedanken uns bei Frau Schneider, holen die Halfter und machen uns auf den Weg zu den Koppeln. Nora verabschiedet sich und geht hinüber zu den Privatpferden. Ich muss mich ziemlich beeilen, Natalie und Pia scheinen sehr motiviert zu sein ihre Lieblingspferde wieder zu sehen, sie rennen schon fast zur Koppel.

Dort angekommen dreht Natalie sich zu mir um.
„Unsere beiden stehen bei den Wallachen. Du sollst ja Lola nehmen, das ist die hellbraune Oldenburger-Stute dort drüben. Sie ist schon etwas älter und sehr lieb, du kriegst es hin sie alleine zu holen, oder?"
„Hm ich weiß nicht ob ich so etwas Schwieriges schon alleine schaffe..."
Ich muss mir ein Grinsen verkneifen und die anderen Beiden fangen an zu kichern. Dann machen wir uns auf den Weg die Pferde zu holen. Lola bleibt brav stehen als ich zu ihr gehe und schaut mich neugierig an. Ich streichele ihr über den Kopf, halftere sie auf und führe sie von der Koppel.

Kurz darauf kommen auch Natalie und Pia mit zwei Pferden im Schlepptau zu mir. Pia hat Grasflecken auf der Hose und schimpft wie ein Rohrspatz. Ich schaue sie verwundert an und Natalie winkt nur ab.
„Das ist hier Alltag. Pia will immer unbedingt Rico reiten, der lässt sich aber nie einfangen. Beim Fangen spielen mit ihm ist sie eben schön hingefallen. Das hättest du sehen sollen, sah wirklich lustig aus."
Pia guckt erst sie empört an und dann mich, da ich mir ein kleines Lachen nicht verkneifen kann. Der kleine Dunkelfuchs, den sie am Strick hat, schaut als ob er das liebste Pony der Welt wäre und nichts verbrochen hätte, er stupst Pia sogar an und bettelt nach Leckerchen. Nun muss auch sie lachen. Wir machen uns auf den Weg zum Anbindebalken.
„Siehst du, eigentlich ist er total toll. Er ist ein Deutsches Reitpony, warte mal ab bis du uns im Parcours siehst, wir springen beide für unser Leben gern."
„Na da bin ich gespannt. Und wie heißt dein Lieblingspferd?", frage ich Natalie, neben der ein dunkelbrauner Wallach läuft.
„Das ist Primus, er ist ein Traber. Ich habe keine Lieblingsdisziplin, ich mache von allem ein bisschen was."

Deine SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt