Kapitel 2

20 3 0
                                    

Eigentlich gibt es nichts was ich nicht mag. Zumindest nichts, woraus sich nichts positives schließen ließ. Optimismus ist besser als Pessimismus. Der Meinung war ich schon immer gewesen. Zwar weiß ich, dass Ballett eine der strengsten Sportarten ist, ohne Disziplin und Ehrgeiz kam man nicht besonders weit. Früher betrieb ich Ballett nur, weil ich ein richtiges Mädchen sein wollte und ich fand, dass man die Tutukleidchen im Ballett tragen musste. Mittlerweile machte es mir ungeheueren Spaß bestimmte Drehungen einzuarbeiten oder auf Wettkämpfen auf dem Podium zu stehen. Und ich versuchte so oft es ging die Goldmedaille um meinem Hals zu tragen.

Amy wohnte so wie ich in Malibu, nur zwei Straßen weiter stand das moderne Haus der Carpenters. Das Teil war riesengroß und mit kalter weißer Farbe gestrichen, das Dach wurde in einem flachen zustand gebaut. Ich lief die lange asphaltierte Einfahrt hinauf und klopfte. Amy öffnete sofort die Tür. Mich erstaunte ihr Anblick ein wenig: sie trug ein kurzes schwarzes Kleid, war geschminkt und hatte die Haare perfekt gestylt. "Willst du ausgehen?", ich betrachtete sie kritisch. Amy verdrehte genervt die Augen und zog mich in das Haus. "Hast du nicht von der Party gehört? Die Tiago veranstaltet? Die Straße runter." Sie hob die Augenbrauen: "Hast du das nicht gehört?" Ich schüttelte den Kopf. "Wieso sollte ich?" Amy schüttelte ihren Kopf und schaute an mir herunter. Ich trug mein schwarzes Sweatshirt mit der Evulotion vom Menschenaffen zur Balletttänzerin, sowie eine kurze Hot Pants: "Wir müssen dich umziehen. Definitiv."

Am Ende steckte ich in einem halblangem hellgrünen Partykleid mit gleichfarbigen High Heels und offenen Haaren. "Ich sehe aus wie eine Schlampe", stellte ich entrüstet fest und verzog gequält das Gesicht. "Das ist eine Beleidigung für meinen Kleiderschrank!" Amy öffnete die Tür ohne noch einmal Rücksicht zu nehmen. "Können wir?" Mein Leben war dem Tode geweiht worden...

Tiagos Eltern schienen steinreich zu sein, zumindest sah ihr Haus danach aus. Persönlich kannte ich Tiago nicht, nur von Erzählungen. Soweit ich wusste war er 18, spielte Baseball und veranstaltete regelmäßig Partys, wenn seine Eltern auf Berufsreisen waren. Die Party war schon in vollem Gange als wir ankamen. Im Vorgarten liefen betrunkene Teenager herum und grölten sich und uns an. Einige lagen bereits neben ihren Bier- und Schnapsflaschen auf den Boden. Draußen war jedoch kein Vergleich zu dem treiben in Inneren, die Musik dröhnte in den Ohren und es tanzten so viele Leute, dass man kaum Platz fand. "Wollen wir was trinken?", schrie Amy mir lauthals zu. Ich musste sie aber kurz fragen bzw. schreien was sie meinte. Sie zeigte nur auf wortlos die Bar, ich verstand und nickte. Nachdem wir uns durch die Menschenmassen gequetscht hatten, kamen wir an der Bar an. "Hey Erik" Amy drängelte sich auf einen der Barhocker und gab mir mit einem trommeln auf ihren Oberschenkel zu verstehen, dass ich mich auf ihren Schoß setzten sollte, was ich schließlich auch tat. "Hey Amy", er zwinkerte ihr zu und ich bemerkte, wie meine Freundin anfing zu erröten. Amy konnte es natürlich wieder mal nicht lassen ihn in ein Gespräch zu verwickeln. "Du gibst hier die Drinks aus?" Erik nickte und füllte zwei Cocktail Gläser mit einer orangefarbenen Flüssigkeit. "Tiago brauchte eine Aushilfe." Erik ging in die Klasse über uns, alle Bezeichneten ihn als den 'Player', was bei seinem ständigen Frauenwechsel nicht verwunderlich war, dass schlimmste daran war eher das sich trotzdem alle in ihn verliebten. Okay, er sah mit dem kräftigen Oberkörper, den brauen Haaren, den leuchtend grünen Augen nicht mal schlecht aus, aber ein Idiot blieb er trotzdem.
"Und ich kann das nun mal am Besten" Ich schnaubte. Hatte ich seine Arroganz schon erwähnt? Erik ignorierte meine Kommentar gekonnt und stellte uns die beiden Getränke vor die Nase.
"Danke" Amy fing sofort an aus ihrem Strohhalm zu trinken, dagegen war ich etwas misstrauischer. "Ist da Alkohol drin?" Er warf mir einen Blick zu der Bände sprach. Hätte Jack Dawson in Titanic Rose jemals so einen Blick zugeworfen, wäre sie sicher freiwillig zu ihrem Verlobten gerannt. "Du wirst morgen schon noch deine Pirouette drehen können, keine Angst!" Ich zog die Augenbrauen zusammen und stecke ihm die Zunge raus. Er fing nur an zu grinsen und machte einen schrecklich misslungenen Versuch einer Pirouette.
"Na, wen haben wir denn da?" Amy, Erik und ich drehten uns gleichzeitig um und erblickten Tiago, der in Badehose und nassen Haaren zu uns kam. Ich wusste ungefähr wie er aussah, weil Amy mir mal eine sejlhr detaillierte Beschreibung geliefert hatte; so wie sie es bei jedem Typen, den sie süß fand machte. Dazu muss ich hinzufügen, dass Amy jeden Kerl süß fand, der über 17 und teuflisch überheblich war. Ich dagegen mochte solche Typen weniger.
"Tiago", begrüßte Amy den Halbspanier mit den dunklen Haaren und Augen. Erik reichte ihm ein Bier, Tiago nippte kurz daran, bevor er wieder sprach: "Warum geht ihr nicht zum Pool, Ladies? Das Wasser ist herrlich..." In seiner Stimme schwang der spanische Akzent mit, für den Amy sterben würde. "Wir haben keine Schwimmsachen mit", erklärte ich, als Amy nicht antwortete, ihr hatte es wahrscheinlich die Sprache verschlagen.
"Na und?" Erik jonglierte mit drei Bierdosen. "Geht doch nackt genau so gut."
"Wenn nicht sogar besser" Erik bekam einen Lachanfall und musste deswegen die Dosen wieder auf den Tresen stellen. "Nein danke, Jungs", sagte ich lässig und trank aus dem Cocktail. "Das wird wohl euer Traum bleiben."
"Ja" Tiago schaute traurig zu Boden. "Leider" Amy gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und die beiden Typen fingen wieder am mit Lachen.
"Habt ihr was genommen?" Amy schaute prüfend von Erik zu Tiago und wieder zurück. "Nein" Eriks Augen wurden groß und er kicherte weiter.
"Wir doch nicht." Tiago hob seine Bierdose und zeigte in Richtung Tür. "Aber die bestimmt" Amy und ich verrenkten ums um sehen zu können wen er meinte. Es dauerte eine Weile bis ich die Vier erkannte, die sich gerade eine Zigarette anzündeten und begannen zu Rauchen. "Geraucht wird draußen!", rief Tiago ihnen zu. Zu den Vier gehörte der Junge, der heute früh mit seiner Schwester in den Ballettsaal gestürmt war. Er trug immer noch die gleichen Sachen wie vorhin.
"Roy" Erik hob die Hand und winkte alle heran. Außer Roy kamen noch die drei anderen, bis auf einen hatte jeder dunkle Haare.
"Erik" Roy begrüßte Erik mit einer Geste die bei Jungs üblich war, Schulter an Schulter.
"Was machst du hier, Alter?" Erik klopfte seinem Freund auf die Schulter, der weiter einen Zug von seiner Zigarette nahm.
"Jules hat 'ne Nachricht von Tiago bekommen" Roy nahm den einzigen blonden Jungen spielerisch in den Schwitzkasten und wuschelte ihm durch die glatten Haare. "Alter?!" Jules befreite sich erfolgreich und starrte dann Roy böse an. "Geh doch heulen."
"Was möchtet ihr trinken?" Roy lehnte sich an die Bar und zog noch einmal an seiner Zigarette. "Das was da ist." Erik zuckte mit den Schultern und reichte Roy ein Bier der es dann an Jules weitergab. Das ganze passierte viermal bis jeder von den Jungs etwas hatte.
"Geraucht wird draußen.", wiederholte Tiago wieder, diesmal ernster. Roy durchbohrte Tiago mit einem Blick, der noch viel schlimmer war als Erik seiner vorhin.
"Warum? Hast du Angst, dass Mommy dich ausschimpft, wenn es nach Rauch stinkt?!" Jules und die anderen beiden brachen in Gelächter aus, während Tiago, der viel kleiner war als Roy, erwiderte: "Mein Haus, meine Regeln" Roy lachte auch kurz. "Das ist doch gar nicht dein Haus."
Ich stupste Amy an, um ihr zu signalisieren, dass wir uns wohl lieber aus dem Staub machen sollten. Amy verstand meinen Wink, glücklicherweise. Wir hatten beide keine Lust in eine Schlägerei verwickelt zu sein. Ich rutschte also von Amys Schoß und lief davon ohne Roy oder Erik eines Blickes zu würdigen. Leider hatte ich die Rechnung ohne den großen schwarzhaarigen mit den Halstattoos, den dunkelbraunen Augen und dem Nirvana T-Shirt gemacht. "Wo wollt ihr denn hin?", er hielt mich am Handgelenk fest, sofort kam mir der Geruch von Rauch, Alkohol und zu viel Rasierwasser entgegen.
"Lass mich los!", giftete ich ihn an und probierte meinen Arm zu befreien. Erfolglos.
"Lass sie los" Ich konnte gar nicht fassen, wer mir gerade helfen wollte. Roy. Natürlich. Er drehte sich um und kam auf mich, Amy und dem Nirvana Typen zu.
"Lass sie los, Nick. Was willst du von ihr?" Nickte lockerte sofort seinen Griff und steckte die Hände in die Hosentaschen. Etwas überrascht zog ich schnell meine Hand zurück.
"Ich kenn dich doch." Roy zeigte mit seiner Zigarette auf mich. "Du bist doch das Ballettmädchen!" Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Und du der highe Punker." Roy fing plötzlich an zu grinsen. Okay? Noch nie hatte es jemand geschafft mich so schnell zu verwirren.
"Nicht schlecht, Ballettmädchen." Er nahm eine meiner Haarsträhnen und spielte damit. Ich wich keinen Schritt zurück, schließlich wollte ich nicht das es so aussah als hätte ich Angst.
Er hörte wieder auf mit Lächeln. "Wie war doch gleich dein Name?" Ich schluckte. "Das....Das geht dich gar nichts an."
"Na, komm schon. Du kennst meinen sicher auch und wenn nicht: ich bin Roy. Und das sind Julian oder Jules, Nick und Collin", er zeigte nach einander auf seine Kumpels. "Also?"
"Nancy", sagte ich so leise wie möglich. Endlich hörte er auf mit meinen Haaren zu spielen. "Ein wunderschöner Name. Wenn du willst, kannst du gern mal bei uns vorbei schauen, Ballettmädchen, wir werden dir bestimmt bei schöneren Hebefiguren helfen." Ich verdrehte die Augen. Was für eine billige Anmache! "Nein, danke." Roy zuckte mit den Achseln. "Wir werden sehen."

---------------------------------------------------------
Hey, liebe Leute! Ich wollte nur hinzufügen das alle Stories die auf unserem Profil hochgeladen werden, von zwei Leuten geschrieben wird, und, dass das mit dem Uploaden manchmal etwas schwierig ist, wir aber unser bestes geben😜
(Die andere tapfere Mitschreiberin findet ihr unter LaceyHomeward!)

MalibuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt