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Ein großer, stämmiger Mann trug sie auf der Schulter. Sie zappelte und merckerte. Ihre Hände verdeckten fast ununterbrochen ihren Rock. "Lass mich runter! Man kann unter meinen Rock gucken!!", schrie sie ein paar mal. Es war ein kurzer, schwarzer Reifrock, weswegen er schwer runter zu halten war. In einem leeren Zimmer wurde sie abgesetzt und der Koffer hinterher geschleppt. Es war ein sehr großer Koffer. Was hat die da drin? Backsteine?! Und die Leute auf dem Gang konnten in das violett-gestrichene Zimmer sehen, in dem die junge Frau mit verschränkten Armen und Schmollmund auf dem weißen Bett saß. Abgesehen von den rosanen -fast weißen- Samthandschuhen, die ihr bis über den Ellenbogen reichten, trug sie nur schwarz. Das nächste Mal als ich sie sah, war erst ein Tag danach, in der Cantine. Sie saß dort ganz allein und stocherte in ihrem Rührei rum. Ich und die anderen Jungs, die ich mit Stolz meine Freunde nannte, fragten, ob wir uns zu ihr setzen dürfen. Sie zuckte nur mit den Schultern. Ich beobachtete sie still und heimlich, bis jemand sein Tablett mit voller Wucht auf den Tisch knallte. Es war einer meiner Freunde. Er verschränkte die Arme und drehte seinen Kopf zur Seite. "Ich ess das nicht!", hatte er gesagt und war schlecht gelaunt gegangen. Ich hatte daraufhin nur seine Augen verdreht. Patrick, also der,der even ging, hatte ein Stück Speck auf seinem Teller liegen. Es war nicht so, als wäre er Vegetarier. Nein, er konnte einfach kein Schweinefleisch essen. Immerhin war er hier, weil sein bester Freund ein Schwein war. Es hatte harmlos angefangen, aber irgendwann artete es so aus, dass er bei einem Bauer eingebrochen war und die Schweine freigelassen hatte. Noch dazu war sein Zimmer voll mit Kuscheltieren in Form von Schweinen. Das war der Grund, warum seine Mutter ihn hier her brachte. Aber genug von Patrick!
"Ich bin Manu!",versuchte ich ein Gespräch anzufangen. Sie schaute auf. Dann wieder auf ihren Teller. "Und wie heißt du?" Sie murmelte nur kurz den Namen Emily.
"Willst du das nicht essen?" Sie schüttelte den Kopf. "Warum nicht?"
"Weil sie wollen, dass ich vergesse..." Sie hatte eine hohe, weiche Stimme. So ordnete ich ihre Stimmen zumindest zu, als ich sie dann zum ersten Mal hörte.
"Was hat das mit deinem Essen zu tun?" Ja, ich war immer so neugierig!
"Antibiotika", flüsterte sie. Dann ließ sie die Gabel sinken und ging. Gesprächig war sie schonmal nicht...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 02, 2016 ⏰

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