Verblüht!

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Kinder können grausam sein... Doch, wenn Erwachsene grausig handeln, ist das eine Entscheidung ihres freien Willens. Meist sind die kleinen Bälger sich gar nicht bewusst, was sie einer Person antun, wenn sie, sie pausenlos verspotten oder sie verprügeln. Alles was sie sehen ist ein lustiger Zeitvertreib, der Möglichkeiten gibt Anschluss zu finden, sich selbst besser zu fühlen und Dinge zu tun, die die Eltern meist verbieten. Aber, wenn eine geistig ausgereifte Person anfängt diese Grässlichkeiten anderen anzutun, tut sie das hauptsächlich aus freiem Willen. Oftmals um das eigene Selbstwertgefühl aufzubügeln, Neid zu verstecken oder um auf der Karriereleiter weiter aufzusteigen. Manchmal ist es aber auch aus Verzweiflung, weil man keine andere Möglichkeit mehr sieht... Welche dieser Begründungen auch immer die von Grells Vater gewesen war, er hasste ihn abgrundtief dafür... Wie sich das früher alles ereignet hatte? Das ist eine lange Geschichte:

Geld macht das die Welt sich dreht, das war schon immer so gewesen und würde sich auch nicht ändern, das wusste der junge Rothaarige. Denn warst du arm, hattest du schon verloren, das ließ man ihn täglich, erneut aufs Neue spüren. Wie sehr er sie alle dafür hasste, es war eine abgrundtiefe, seelenzerfressende Verachtung, die er all diesen Leuten gegenüber empfand, die ihn Tag für Tag demütigten und verletzten. Nur eine Ausnahme gab es... Seine Mutter, Belladonna. Ganz egal, wie oft sie ihn in der Schule verspotteten, mit Namen, wie „Mannsweib", „Haifischfresse", „Brillenschlange", „Monster", wie viel sie ihn schlugen, würgten, mit den Haaren an den Fahnenmast banden, ihm den Rock herunterzogen oder anspuckten... Jeden Tag, wenn er von der Schule nach Hause kam, teilweise weinend, schloss sie ihn in ihre tröstenden, warmen Arme. Sie war die Einzige, die ihn akzeptierte, seine Geschlechtswahl, seinen Kleidungstil... Täglich teilte sie ihm mit, wie sehr sie ihn liebhatte und dass er das hübscheste Mädchen der Schule wäre. Für ihn war sie Alles... Für einen 14-jährigen mochte sich das lächerlich anhören, aber er konnte sich ein Leben ohne seine Mutter nicht vorstellen, ohne jeden Tag nach der Schule von ihr begrüßt zu werden, abends von ihr ins Bett gebracht zu werden... Das waren die Dinge, die ihn durch den Tag brachten, durch die Hölle, die man lächerlicherweise Schule nannte und seinen Alltag.

Die meiste Zeit war sein Vater nicht zu Hause, da dieser in einer großen Fabrik arbeitete, der Job war sehr schlecht bezahlt, viel Geld hatten sie noch nie gehabt. Aber das hatte Grell nie weiter gestört, zwar schikanierten ihn seine Klassenkameraden deshalb, doch das taten sie sowieso wegen jedem Atemzug, den er tat. Ebenso kümmerte es seine Mama recht wenig, sie war froh mit ihrer kleinen Familie, den Mann, den sie abgöttisch liebte, egal, wie mies er sie behandelte und ihrer kleinen Rose, Grell. Ihr Gatte behandelte sie wahrhaftig miserabel, verbot ihr zu arbeiten, obwohl sie das Geld dringend nötig hatten und erwartete von ihr völlige Selbstaufgabe, dass sie nur in der Küche stand, kochte und sich seinen Bedürfnissen widmete. Für seinen Sohn oder besser seine Tochter, hatte er nichts übrig, für ihn war das Kind missraten, gestört, ein Fehler... Das ließ er den Kleinen auch mit jedem seiner hasserfüllten Blicke spüren. Trotz der Tatsache, dass ihr Mann, Clark, zu Gewalt neigte, nahm sie ihren Sprössling immer in Schutz. Früher hatte Grell das nicht so bemerkt, aber mittlerweile hatte er so grässliche Schuldgefühle deshalb, sie ließen ihn nachts nicht mehr schlafen und verfolgten ihn in seinen Träumen. Immer wieder hörte er die Schreie seiner Mutter, er solle aufhören und sie in Ruhe lassen. Danach vernahm er nur noch Schluchzen und Wimmern. Das Problem war, es war nicht nur ein Traum, das passierte viel zu oft in Wirklichkeit und noch nie hatte sich der Rothaarige getraut sich aufzulehnen und die Sache zu beenden. Nicht etwa, weil er es nicht versuchen würde, nein, er hatte oft genug Prügel bezogen, immer wieder... Aber Clark hörte einfach nicht auf. Es zerriss dem Kleinen das Herz, wenn er seine Mama schreien hörte und er gab sich die Schuld daran. Zu diesen Zeiten konnte er seinen Vater nicht mal mehr ansehen, ohne puren Hass in seinen Augen funkeln zu haben und sich nichts mehr zu wünschen, als seinen nichtsnutzigen, armseligen Erzeuger qualvoll zu töten. Leider wusste er, wie sehr Bella ihren Ehemann liebte, trotz der blauen Flecken und blutigen Wunden, die er ihr zufügte. Eine Trennung kam gar nicht in Frage, da sie finanziell und alleinerziehen gewesen wäre und sie keinesfalls überlebt hätten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 10, 2016 ⏰

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