Arman
Ein überraschter Schrei riss mich zurück in die Gegenwart, als ich aufblickte, rannte Sergej mit einem Morgenmantel auf mich zu, hinter ihm versammelte sich mein Volk und blickte verwirrt auf ihren König herunter. Mal abgesehen davon, dass ich vollkommen nackt dastand, schauten sie, als würden sie mich zum ersten Mal in ihrem Leben sehen... Okay, einige von den Kleineren taten das wirklich, aber ich merkte schnell, dass viele der Blicke gar nicht mehr auf mir lagen, sondern an dem verletzten Mädchen. Ein Raunen ging durch die Reihen und auch, wenn ich die Worte nicht verstand, ich wusste dass sie das Kind meinten. Rasch schnappte ich mir den Morgenmantel von Sergej's Arm, der mittlerweile ebenso ungläubig starrte, und zog ihn mir über, dann hockte ich mich vorsichtig neben sie. Ganz vorsichtig schob ich einen Arm unter ihre Knie, den Anderen an ihre Schultern und zog sie sanft an mich. Ein leises Wimmern erklang und es zerriss mir fast das Herz, sie so leiden zu sehen. Auch wenn ich sie nicht kannte.Langsam, um ihr unnötige Schmerzen zu ersparen, stand ich auf und ging ein paar Schritte. Sie war so leicht, fast wie eine Feder, so zerbrechlich und schutzlos. Wortlos ging ich an den Dragonianern vorbei, die Treppe zum Schloss hoch. Treppenstufe um Treppenstufe nahm ich und fühlte, wie sehr das vergangene Jahr an meinen Kräften gezehrt hatte, ich musste ab Morgen unbedingt mal wieder anfangen zu trainieren... Hinter mir hörte ich Schritte, doch mit einem Seitenblick erkaannte ich, dass es bloß Sergej war, der uns folgte. " Ich bringe sie in eines der Zimmer, bitte hole deine Sachen. Ich zähle darauf, dass du sie gesund machen wirst. " Antwortete ich auf seine unausgesprochene Frage und er nickt, er würde mich nicht enttäuschen. Sergej war der beste Mediziner den es je gab, er hatte schon vielen das Leben gerettet. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass es mit diesem merkwürdigen Geschöpf in meinen Armen anders war.
Ein Wachmann öffnete schwungvoll die Tür und es quietschte laut. Unwirrkürlich grummelte ich leise auf, Autsch, die musste dringend mal geölt werden! Aber es half nichts, wir mussten schnell weiter, bevor es zu spät war. Da ich im Moment anscheinend nicht so klar denken konnte und wir ein großes Zimmer mit vielen Fenstern brauchten, ließ ich das Bett in meinen alten Gemächern fertig machen und legte sie dort vorsichtig nieder. Das engelsgleiche Wesen wimmerte zwar nicht auf, allerdings seufzte es leise und ihre Hand verkrampfte sich. Sergej kam durch die Tür gerast und schnellte an ihre Seite, eine der Frauen aus dem Dorf brachte seinen Koffer. " Tut mir leid Arman, du musst leider das Zimmer verlassen " Ich wollte schon empört ablehnen, da fuhr mein Freund gelassen fort " Ich brauche Ruhe und sie auch, mit deinem herumgetiegere machst du mich noch wahnsinnig. Also geh bitte." Resigniert und wütend stürmte ich zur Tür hinaus und stromerte durch die vielen Gänge, bis zum kleinen Balkon im 6. Stock. Seufzend setzte ich mich und beobachtete das geschäftige Treiben unter mir. Irgendwie beruhigte es mich und langsam schoben sich wieder die vielen Fragen um das seltsame Geschenk des Ozeans.* Warum ist sie hier?* dachte ich.* Und vor allem, wie hat sie die Glutbarriere überlebt? Selbst ein Drachenmann wäre ohne seine Flammengestalt verbrannt... Und woher hat sie das viele Blut?* Ich schaute ratlos gen Himmel, als würde ich ihm diese Fragen stellen, doch es kamen keine Antworten, genau wie auch sonst immer, wenn ich welche brauchte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Sergej nach mir rufen und ich rannte beinahe ein Dienstmädchen um, als ich mich stürmisch durch die zahllosen Gänge schob. Endlich im Ballsaal angekommen, musste ich erst einmal Luft holen, so sehr war ich außer Atem. Der junge Arzt sah mich überrascht an. " Wie... Wie geht es ihr?" keuchte ich zitternd. " Öh... wenn ich dich so ansehe, würde ich sagen, auf jeden Fall besser als dir. Sie schläft gerade und die Blutungen lassen nach. Wenn du möchtest kannst du Sie besuchen, aber sei bitte leise. Das Kind braucht viel Ruhe um gesund zu werden. " Ich nickte brav und wollte schon los, da sprang eine letzte Frage über meine Lippen. " Was hat man ihr angetan ? " Sergej sah mich bedauernd an. " Drei Schusswunden, zwei in den Bauch und eine an der Schulter. Außerdem noch üble Prellungen, ein verstauchtes Handgelenk und eine saftige Erkältung. Und sie soll aufrecht liegen, anscheinend ist Sie fast ertrunken... Armes Ding... " Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Ich schluckte, dann machte ich mich auf dem Weg.
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Dragon Prince
FantasyAlles begann auf einer Insel, auf der ein uraltes Volk zuhause ist. Sie alle tragen ein Geheimnis in ihrem Herzen und jeder hat es zu akzeptieren. Wie in vielen Königreichen zu dieser Zeit, hatte auch dieses einen König und eine Königin gehabt, und...