3. Rose

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Jungs.
Das war schon immer ein Thema, das ich nie leiden konnte. Meine ganze Schullaufbahn drehte sich um Jungs. Aber das schlimmste war, dass ich mich nie für sie interessiert habe, weshalb ich befürchtete lesbisch zu sein. Aber das ist eine andere Geschichte.

Bei meinen Freunden drehte sich alles um Jungs. Morgens fiel die frage, was für ein Outfit ihnen gefallen könnte. In den Pausen wurden die Toiletten gestürmt, um ja nicht die Toilette zu benutzen, sondern sich zurecht zu zupfen und nochmal dick aufzutragen. Manchmal frage ich mich, wieso es überhaupt  auf den Mädchentoiletten Klos gibt, wenn sie sowieso nicht benutzt werden.

Jungs machten mir schon immer angst. Im Kindergarten hielt ich mich von den kleinen kurzhaarigen Zwergen fern, abgesehen von meinem besten Freund Casper. Doch von dem blieb leider auch nicht viel übrig, da wir in der fünften  Klasse jeglichen Kontakt verloren haben.
Ich zog also in eine kleine armselige Stadt nach Kanada und ließ mein ganzes noch armseligeres Leben hinter mir. Ich dachte mir, dass mein Leben echt nicht mehr schlimmer werden kann, bis ich von meinem Vater nach Colorado geschickt wurde, um dort auf meinen Großvater aufzupassen.

Also sitze ich jetzt hier mit meinen Skiern in der Hand und versuche ganz alleine einen wenigstens etwas spaßigen Tag zu haben, was mich noch mehr runter macht, da ich hier keine Menschensseele kenne. Eigentlich hasse ich die Nacht, aber mein Opa hat mich solange auf die Palme gebracht, bis ich von selber meine Skier gepackt habe und aus der schweren Stahltür verschwunden bin. Ich trampelte mit meinen Stiefeln im tiefen Schnee herum und versank langsam immer tiefer in der schweren Masse.
An den Gondeln angekommen, setzte ich mich hinein und sah vom Fenster aus den Nachthimmel. Die Nacht ekelt mich an. Alles ist einfach nur leer und gefühlslos. Der Wald ist voller gespenstischen Tieren, von denen ich noch nicht einmal alle Namen kenne und der Mond wirfst erschreckend hässliche Schatten, von denen man sich nur gruseln kann.

Das einzige, was mir den Tag wenigstens etwas versüßt hat, ist der Typ in der Gondel, dem ich schonmal begegnet bin. Ich konnte einfach nicht anders, als ihn anzustarren, weil sein Schlitz weit weit unten war und ich seine blaukarrierte Unterhose sehen konnte. Seine Blicke klebten an mir wie Sekundenkleber und ich fand es nur zu lustig, wie er dachte, dass ich Interesse an ihm hätte. Erbärmlich...
Aber das bin ich auch.

Ich betrachte gerade, wie die Sterne die Nacht füllen.

Es ist atemberaubend, wie manche Sterne in ihrem hellen Licht versinken, und manche von einem kühlenden Feuer erloschen werden.

Auch wenn ich die Dunkelheit hasse, bin ich mir sicher, dass es irgendwo da draußen etwas gibt, was auf mich wartet.
Etwas...

Das die Dunkelheit zu einem Licht macht.

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