21.01.2015, Fjellgaten 44 in Norwegen

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Heute bin ich mit einem Schrei aufgewacht. Ich weiss es! Ich weiss wer es ist! Es kann nur er sein. Björn. Mein Partner aus Naturlehre. Ja, ich erkenne es an seiner Schrift. Das „A" oben rund und das „G" ist zu verwechseln mit dem „Y", weil er beim „G" noch so einen Bogen unten macht. Oh mein Gott! Der ist supersüss, ruhig und hat geilere Augen als ich. Und das will was heissen. Aber, was wenn er es doch nicht ist? Alle schreiben ähnlich, sodass es auch Harry sein konnte. Es war nicht zum aushalten. Ich musste wissen, wer er ist. Kurzerhand griff ich also zu meinem Laptop und übersetzte den Brief erst mal. Natürlich war er anonym, doch leider viel zu süss um von Harry oder Björn zu stammen.

„Liebe Kathrina, ich kann mir es nicht widerstehen, dich zu lieben. Ich will es sagen dir nur in einem Umschlag, im Leben traue ich mich nicht. Also: I love you! Bitte gehen zum Schullager mit mir ans Tanzball. Wer ich sein, wissen du dort. Ich dich mögen von erster Blick in dieser schöne Augen von dir. Schönes Aufenthalt, deine Spinne".

Der Translator konnte nicht ganze Sätze in einem logischen Zusammenhang übersetzen, aber immerhin wusste ich was er meinte. Oh mein Gott! Hmmm... Spinne... Ein recht merkwürdiger Deckname. Vieleicht mag er ja Spinnen. Hmmm... Dann kämen die Zwillinge Vladimir und Viktor in Frage. Naja, mindestens einer von ihnen. Oder der Absender will eben diesen Gedanken hervorrufen, um von sich abzulenken. Hmmm... Es könnte natürlich auch sein, dass er sich einfach einen beliebigen Namen ausgesucht hat. Meine Güte war das verwirrend... Unten in der Küche stand schon Jule und machte gerade Spiegeleier. Hmmm, duftete das lecker! Nach dem Frühstück rannte sie auf ihren Bus zu und erwischte ihn gerade noch. Ich erledigte meine Hausaufgaben und schaute fern. Doch länger konnte ich nicht mehr warten. Es war zwei Uhr nachmittags als ich die Nachricht für meine Schwester auf den Küchentisch legte und mich auf den Weg zur Post machte. Mit dem Paket unter dem Arm stapfte ich also los Richtung Süden. An der „Flekkefjord STOLPE", der örtlichen Post, gab ich mein inzwischen leeres Paket ab und erkundigte mich auf Englisch nach dem Absender. Die freundliche Frau am Schalter lächelte und erklärte mir erstaunlicherweise auf Deutsch, dass das im Berufsgeheimnis liege. Da war wohl nichts zu machen. Moment... Auf Deutsch? Jetzt erkannte ich sie! Das ist die Mutter von Harry, Nadine Weber. Logisch! Sie sind wegen besseren Lebenschancen von der Schweiz hierher nach Norwegen gezogen. Enttäuscht über die letzten Ereignisse schlurfte ich zurück nach Hause. Doch Jule war immer noch nicht zurück. Später erfuhr ich, dass sie bei Holga gewesen ist. Nach dem Abendbrod gingen wir müde nacheinander ins Bett. Genug für heute.

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