Kälte

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Zitternd warte ich auf den Bus, der seit zwanzig Minuten nicht kommt.
Es ist ja nicht so, dass es kalt warm wäre.
Die Temperatur schwankt zwischen 0 und -1°C.
Ich habe die dickste Jacke angezogen, die ich nur finden konnte, aber es nützt alles nichts.

Genervt starre ich auf den Sekundenzeiger meiner Uhr und bin wie hypnotisiert.
Alle Probleme scheinen weit weg.
Die Kälte ist nur noch nebensächlich und uninteressant.
Tick, tack, tick, tack...

,,Willst du mitfahren, Mädchen?", fragt eine unbekannte Stimme.
Ich blicke auf und schaue in die kalten Augen des Busfahrers, der scheinbar unter Zeitdruck steht.
Ich nicke verwirrt und steige ein.

Ich lasse mich ganz hinten im Bus nieder und versuche langsam ein- und auszuatmen.
Wann ist denn der Bus gekommen?
Ich habe eigentlich nur auf meine Uhr geschaut, um nach der Zeit zu sehen.
Verwirrt starre ich aus dem verdreckten Fenster.

Ganz vorne sitzt ein älteres Ehepaar, dass sich leise unterhält.
Ihre Stimmen dringen vermischt mit den lauten Motorgeräuschen zu mir nach hinten.
Ich verstehe nichts, aber es ist irgendwie beruhigend.
Hatte ich schon erwähnt, dass Henry echt am Ende der Welt lebte?

Ich krame in meiner Tasche und ziehe meine Kopfhörer raus.
Irgendwie muss man die Fahrt ja überstehen.

Zwei Stunden später steige ich als Eisklotz aus dem Bus aus.
Ja, der Bus hat natürlich keine Heizung gehabt.
Ich meine, dass unsere Steuern ja nicht dafür reichen würden.
Kugelschreiber und neue Autos für unsere Politiker sind da ja schon von größerer Priorität.

Dicke Flocken fallen vom Himmel und ich ziehe meine Kapuze über meinen Kopf.
Die Straßenlaternen leuchten hell.
Ich gehe die Straße entlang und schaue mich um.
Keine Menschenseele ist zu sehen.
Vereinzelte Autos rasen an mir vorbei, um schnell aus dem Dorf zu kommen.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken.

Eigentlich habe ich nie Angst, aber ich bin jetzt auch kein Freund von ,,Ich gehe alleine durch ein verlassenes Dorf".

Ich erreiche Henry's Laden ohne weitere Zwischenfälle.
Ich tappe zur Fußmatte; das Ladenschild quietscht im stärker werdenden Wind.
Ich hebe die Fußmatte hoch und muss erkennen, dass dort kein Schlüssel mehr liegt.
,,Shit!", rufe ich empört.
Wo ist der Schlüssel?
Er lag immer dort.

Der Wind wird stärker und mir rutscht die Kapuze vom Kopf.
Ich rapple mich auf und trete einen Ast weg.
Der Schnee klatscht mir ins Gesicht und ich kann meine Augen kaum noch aufhalten.
Was passiert hier?

,,Runter!", schreit jemand.
Reflexartig werfe ich mich auf den Boden und ein dicker Ast fliegt an mir vorbei.
Entsetzt reiße ich meine Augen auf.
Was ist hier los?

Jemand zieht mich nach oben und ich blicke in hellgrüne Augen.
,,Komm, schnell!", sagt eine männliche Stimme und zieht mich mit.

Wie in Trance folge ich ihm.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 28, 2016 ⏰

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