Ein unglaublich muffiger Gestank kam dem alten Mann entgegen, der gerade noch durch die dunklen Straßen Londons gehetzt war. Es roch nach Alkohol, Rauch und seltsamerweise auch nach Lavendel.
Er sah sich in der fast schon menschenleeren Kneipe um, zwei Männer saßen in einer dunklen Ecke und raunten sich leise Worte zu, während sie sich immer wieder versicherten, dass ihnen niemand zuhörte.
Dann wanderte der Blick des Mannes zum Tresen, an dem außer dem Barmann, der dahinter stand und Gläser polierte, noch ein seltsamer Kerl auf einem Barhocker davor saß und ein Glas Milch trank. Das musste er sein. Ein pinkfarbener Zylinder lag neben seinem Getränk auf dem Tresen und ein rosa Schirm lehnte an seinem Stuhl, der Mann glaubte Kätzchen darauf zu erkennen, doch schüttelte dann den Kopf, das war jetzt nicht wichtig. Mit schnellen Schritten bewegte er sich auf den Fremden zu und setzte sich neben ihn. Er bestellte sich ein Glas Whiskey und sah dem Barmann dabei zu wie er das Glas befüllte, welches er zuvor noch auf Hochglanz gebracht hatte. Erst als er einen Schluck des kalten Getränks genommen hatte begann er zu sprechen.
"Sind sie der dem ich das Päckchen geben sollte?"
Der Mann, der einen wirklich schrecklichen Kleidungstil hatte - mit seinem giftgrünen Halstuch, seiner roten teilweise geflickten Weste und mit der dunkelgrünen Hose - war etwas verwirrt als er den Mann erblickte, aber verbarg es schnell hinter einem Lächeln.
"Ist es nicht viel höflicher sich erst einmal einander vorzustellen als gleich zum Geschäft überzugehen?"
Fordernd hielt er dem alten Mann seine Hand hin, die dieser zögernd ergriff.
"Mein Name ist Hubertus Frederico Fidelius Cadeg, stets zu ihren Diensten."
Immer noch etwas verdattert, antwortete der Alte.
"Ich bin Baltasar Key... Sohn von Edward Key".
Jetzt schien dem Mann ein Licht aufzugehen.
"Oh... ich bin hocherfreut euch kennenzulernen, war euer Vater verhindert? Oder hatte er einen anderen Grund seinen alten Freund nicht selbst zu besuchen?".
"Nein... ehm... wie sollte ich das erklären... Er ist ... Er ist verstorben.".
Cadegs Gesicht hat für einen kurzen Moment einen dunklen Gesichtsausdruck.
"Wie ist es passiert?"
"Ehm... er wurde erschossen"
"Von wem?"
"Das weiß ich nicht"
"Wann?"
"Am dreiundzwanzigsten vierten"
"Jahr?"
Obwohl Key nicht wusste warum Cadeg so am Tod seines Vaters interessiert war, beantwortete er so gut es ging seine Fragen.
"Es war erst letzte Woche."
"Wo?"
Warum war der Tod von Edward Key ihm bloß so wichtig? Er schien nicht zu trauern, er war eher wütend.
"In einer alten Bruchbude vor Denver nahe am Stadtrand." sagte der alte Mann und hoffte, dass das jetzt genug der Fragen waren. Cadeg nickte nur abwesend.
"Hat er gesagt was er da wollte?"
Noch eine dieser seltsamen Fragen.
"Nein hat er nicht, aber könnten wir bitte zu dem Buc..."
"Schhht... nicht hier." unterbrach er Key, leerte die restliche Milch mit einem Zug aus und stand auf, er setzte sich seinen Hut auf und nahm den rosa Regenschirm, auf dem tatsächlich kleine spielende Kätzchen abgebildet waren - was sein Aussehen noch seltsamer wirken ließ - und marschierte dann zielgerichtet auf die Tür zu, die nach draußen führte.
"Sir ich denke es ist keine Gute Idee na..."
"Schlüssel" unterbrach ihn Cadeg. "Und nennen sie mich bitte Hubertus, Baltasar."
Er wartete ungeduldig während der alte Mann, die Kette von seinem Hals nahm und Hubertus übergab. Dieser nahm den Schlüssel, steckte ihn ins Schloss und drehte ihn dreimal.
"Aber die Tür ist doch gar nicht abgeschlossen... und da draußen hat mich jemand verfolgt wir können da jetzt nicht hin."
Baltasar war verwirrt doch Cadeg winkte bloß ab.
"Alle Türen sind verschlossen, wäre ja blöd wenn nicht, und da wo wir hingehen wird uns niemand folgen." Mit diesen Worten öffnete er die Tür und erblickte zum ersten Mal seit langem sein altes Haus.
"Willkommen bei mir Zuhause Baltasar",
Hubertus Stimme klang erleichtert. Doch Baltasar starrte nur verwirrt auf das Haus inmitten eines Lavendelfeldes, der Geruch stieg Baltasar sofort in die Nase. Irgendwie wirkte das riesige Haus etwas deplaziert.
"Wie kann das...?, das ist doch nicht möglich." stotterte dieser.
"Oh natürlich ist es möglich das siehst du doch, also komm jetzt oder die anderen bemerken es auch noch." sagte Cadeg und zerrte Baltasar durch die Tür welche er hinter sich wieder verschloss. Er drehte den Schlüssel dreimal im Schloss bevor er sich wieder von der Tür abwandte.
Im selben Moment kam eine düstere Gestalt durch die Tür des 'Silver Stone' und sah sich verstohlen um. Er sah zwei Kerle, die sich in der Ecke etwas zuraunten und er erkannte den Barkeeper der gerade ein Whiskey Glas säuberte. Langsam und bedrohlich, schlenderte der junge Mann auf den Barkeeper zu und fragte ihn dann mit rauer Stimme: "Haben sie eventuell einen alten Mann gesehen? Hat diese Bar erst vor wenigen Minuten betreten, sie wissen schon weiße Haare, in etwa 1,60 groß, schwarzer langer Mantel?",
Der Barmann sah ihn nur gelangweilt an.
"Und wissen sie wo er hingegangen ist?" fügte er noch hinzu.
"Das kommt alles auf die Bezahlung drauf an." entgegnete dieser und stellte das Whiskey Glas ins Regal. Der düstere Mann nickte, murmelte etwas von Ausbeuterei und legte einige Scheine auf die Theke, welche der Barmann sofort in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
"Ja, er war hier, hat sich mit einem Freak unterhalten und ist dann mit ihm durch die Vordertür wieder verschwunden. Sie hätten ihn gar nicht verfehlen können." erzählte der Barmann gelangweilt. Doch der andere Mann wurde ganz aufmerksam.
"Kann es sein, dass dieser Freak Hubertus Cadeg hieß?"
Der Barmann nickte.
"So denke ich hieß er, war schon ein seltsamer Kerl."sagte er nachdenklich.
Er hatte ihn endlich gefunden und dann war er doch wieder so haarscharf entkommen. Hubertus Cadeg. Irgendwann würde er ihn doch noch in die Finger bekommen.
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Hubertus Cadeg und das Erbe der Zeit
FantasyHerr über Zeit und Raum. Klingt gut nicht war? Doch als der verrückte Zeitreisende Hubertus Cadeg den Sohn seines verstorbenen Freundes trifft, läuft einiges schief. Nicht nur, dass das Buch das dieser ihm übergibt, ihm etwas ungewöhnliches offenbar...