Unendlichkeit

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"Nur weil du es nicht sehen kannst, heißt das nicht, dass es nicht da ist."

Vielleicht hat sie ja Recht. Vielleicht gibt es da draußen wirklich noch etwas.

Nichts ist unendlich. Das hatte mir meine Mutter früher oft gesagt.

Und dennoch gibt es so etwas wie Unendlichkeit. Sie lässt sich nicht beschreiben oder erklären, sie existiert einfach.

Es gab Momente in meinem Leben in denen ich mir wünschte, sie wären unendlich. Und dann gab es Momente, in denen ich wünschte, sie wären es nicht.

Unendlichkeit ist ein paradoxer Begriff. Sie lässt sich nicht in Worten oder Zahlen ausdrücken. Sie hat keine Grenzen in Zeit und Raum. Sie ist die Definition von etwas Unfassbaren, Unvorstellbaren.

Alles endet irgendwann. Die Schulzeit, die erste Beziehung, eine Freundschaft und irgendwann auch das Leben.

Ich dachte zurück an früher. Wie ich meine beste Freundin kennen lernte. Als ich in die Schule kam. An meinen ersten Kuss. Wie ich das letzte Schuljahr wiederholen musste. Als ich endlich mein Abschlusszeugnis in der Hand hielt.

Sie griff nach meiner Hand. Mit der anderen deutete sie in den Himmel. "Er ist wunderschön heute Nacht."

Ich folgte ihrem Blick und musste unwillkürlich lächeln. Ja, ja das ist er.

Der Mond leuchtete, als bestünde er aus flüssigem Silber und die Sterne funkelten dort oben am dunklen Nachthimmel, wie klitzekleine Diamanten.

Eine lauwarme Brise zog über die Landschaft hinweg, lies die Blätter der Bäume rascheln, spielte mit ihrem Haar.

In diesem Moment genoss ich einfach die Schönheit. Die Schönheit der Natur, des Himmels, des Planeten. Ihre Schönheit. Warum konnte das nicht für immer bleiben?

Vorsichtig legte sie ihren Kopf auf meine Schulter und schloss die Augen und schlief fast sofort ein.

Sie lächelte im Schlaf. Das war irgendwie süß.

Woran sie wohl dachte?

Verträumt sah ich wieder nach oben und stellte mir vor, was es wohl noch dort draußen alles gab.

Was würde wohl passieren, wenn es dort draußen noch viel mehr gäbe, viel mehr, als das es uns möglich wäre, es uns vorzustellen. Etwas, das über unsere menschliche Vorstellungskraft hinausginge.

Tief in mir drin verspürte ich ein Bedürfnis. Das Bedürfnis, alles dort oben entdecken zu wollen, bevor die Menschheit es zerstörte.

Der Planet auf dem wir leben, unser Leben, wir, das alles ist ein Geschenk, auf das wir gut acht geben sollten. Denn auch wir sind vergänglich.

Viele Menschen sagen, nichts wäre unendlich, außer dem Universum vielleicht.

Aber war es das wirklich? Unendlich?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Eines Tages, sagte ich mir, eines Tages würde ich es herausfinden.

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