3rd Sleep

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»Und? War doch gar nicht so schwer, oder?«

Schnaubend ließ ich mich auf dem kühlen Sand nieder.

»Ein zweites mal . . . mache ich so was nicht mehr mit.«

Mit einem seufzen gesellte sie sich nun zu mir.

»Hör mal . . . Du tust zwar immer so, als wäre dir alles zu anstrengend und als hättest du auf alles keine Lust, aber ich weiß, dass du eigentlich ein herzensguter Mensch bist.«

Ich konnte ihren Blick auf mir spüren, wahrscheinlich wollte sie mir in die Augen sehen, aber diese hielt ich geschlossen.

»Alles was du brauchst, ist ein Schubs in die richtige Richtung . . . daran glaube ich zumindest.«

Ich schlug meine Augen auf und begegnete somit ihrem Blick, da sie sich über mich gebeugt hatte.

Jetzt schien sie in Gedanken abzuschweifen und wurde sichtlich nervöser, was bei ihr nicht oft vorkam, weshalb ich fragend die Augenbrauen hoch zog.

»Deshalb wollte i-ich dich fragen, o-ob du vielleicht gewillt wärst . . . mich zu heiraten?«

Sonnenuntergang?
Check.
Strand?
Check.
Hübsches Mädchen?
Check.
Sie will mich heiraten?
Jackpot.

. . . eigentlich.

»Kaiti?«

Gespannt sah sie mich an, versuchte die erwünschte Antwort in meinem Gesicht zu lesen.

»Ich fühle mich wirklich geehrt, dass du bereit bist, mich zum Mann zu nehmen . . .«

Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht, da sie schon langsam sah, was folgen würde.

» . . . aber ich muss leider ablehnen.«

Ihre Gesichtszüge entgleisten und man konnte schon das verräterische glänzen in ihren Augenwinkeln erkennen, welche sie jedoch tapfer weg blinzelte.

»Linos, warum? Wir sind beide schon im perfekten Alter um zu heiraten und ein besseres Angebot wirst du wohl kaum bekommen!«

Sie lehnte sich zurück und gab mir Freiraum, damit ich mich aufsetzten konnte.

»Da hast du wahrscheinlich Recht . . .«

»Siehst du? Also warum lässt du so eine Chance verstreichen?«

Erschöpft fuhr ich mir durch das braune Haar.

»Ich bin niemand, den du fragen solltest. In diesem Dorf habe ich den niedersten aller Ränge; bin ein einfacher, nicht gerade pflichtbewusster Olivenbauer und somit könnte ich dir nichts geben.
Außerdem hast du als Tochter des Oberhaupts doch genug gute Anwärter, nicht wahr? Die können dir dann auch ein besseres Leben bieten als ich es je könnte.«

Die ganze Zeit hatte sie mir stumm zugehört, weshalb ich einen Blick zu ihr wagte und erschauderte.
Sie hatte angefangen, stumme Tränen zu vergießen und da ich sie nun ansah, unterdrückte sie auch die Schluchzer nicht.

Vollkommen überfordert ließ ich hilfesuchend den Blick schweifen, was mir jedoch überhaupt nichts brachte, weshalb ich wieder zu ihr sah.

»Du bist ein Idiot! Ein verdammter Idiot!«

Rasch erhob sie sich, während ich nur hilflos zu ihr Aufsehen konnte.

»Jeden einzelnen habe ich abgelehnt, egal wie reich sie waren oder wie schön sie auch aussahen, und das alles nur weil ich dich schon seit Kindesalter liebe!«

Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, aber es kamen sofort neue nach, als müssten sie die alten ersetzten.

»Es ist mir egal welchen Stand du hast, dass du arm bist und fauler als die Sünde, ich liebe dich mit allem was ich habe und möchte dich nicht mehr missen.«

Wieder begegnete sie meinem Blick, wobei sich mein Herz zusammen zog.
Sie war wirklich aufgewühlt, ihre Augen waren rot angeschwollen vom weinen und sie zitterte ununterbrochen.

»Ich genoss die Tage, an denen wir zusammen gespielt und etwas unternommen haben und am meisten habe ich es geliebt, als du mir manchmal ein leichtes lächeln geschenkt hast, als würdest du unsere gemeinsame Zeit ebenfalls genießen-«

Ich schluckte hart und senkte schuldbewusst den Blick.

»Ich kann dich nicht glücklich machen. Das hier beweist es doch zu genüge.«

Weiter vernahm ich noch vereinzelte Schluchzer, bevor ich das charakteristische knarzen des Sandes erkannte und aufblickte, wodurch ich registrierte, dass Kaiti gegangen war.

Ein weiteres mal ließ ich mich zurück fallen und starrte resigniert gen Himmel.

Sie hatte den Mut gefasst und mir einen Antrag gemacht, aber ich habe sie einfach abgelehnt.

Es stimmte dennoch, ich wäre nicht in der Lage dazu, sie glücklich zu machen, denn ich bringe nur Kummer durch meine fehlende Sensibilität.

Außerdem wäre jeder gegen diese Verlobung, schwerwiegender Bereich läge dann in Kaitis Familie, da diese auf keinen Fall einen dahergelaufenen Faulpelz akzeptieren würden, wodurch dies von Anfang an keine Zukunft gehabt hätte.

Somit habe ich ihr doch einen Gefallen getan, oder etwa nicht?

. . .

Aah, das ist alles so kompliziert . . .

Abermals schloss ich meine Augen und entschied, hier einfach eine Runde darüber zu dösen.

Dabei brauchte ich mir auch keine weiteren Gedanken über Kaiti, ihre Familie, den Antrag und meine Ablehnung machen.

Ich rollte mich etwas von einer Seite zur anderen, suchte eine bequeme Position zu schlafen, auch wenn Kore mich und das Essen bestimmt schon sehr stark vermisste.

Sollte ich ihr davon erzählen, sobald ich wieder zurück bin?
Einerseits hätte ich nichts gegen einen Rat, aber andererseits kenne ich sie schon lange genug, weshalb ich mir denken kann, worauf das hinauslaufen wird.

Um ehrlich zu sein, hatte ich für eine Strafpredigt weder die Nerven noch die Energie, außerdem würde ich es auch liebend gerne umgehen, auch wenn ich sie nur ungern anlügen will.

Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, wird es natürlich fragen aufwerfen, wenn Kaiti so völlig verweint in das Dorf marschiert und sich dann wahrscheinlich die nächsten Tage in ihrem Zimmer einsperrt.

Sicherlich hatte uns auch jemand zusammen das Dorf verlassen sehen, wodurch bestimmt wieder irgendwelche Theorien gesponnen und Gerüchte in die Welt gesetzt werden, an dessen Ende ich dann der böse, böse Missbraucher bin, welcher die Tochter des Oberhauptes geschändet hat.

Warte, aber was wird dann geschehen?
Es ist unwahrscheinlich, dass mir jemand außer Kore und vielleicht noch Heron glauben werden.
Und so wie ich Kaiti kenne, wird sie niemanden mehr an sich ranlassen, geschweige denn mit irgendjemanden ein Wort wechseln.

Ich gebe es zwar nicht gerne zu, aber im Dorf gibt es genug Leute, die mich liebend gerne loswerden wollen würden, weshalb ich gar nicht daran zweifelte, dass sie diese Chance, mich zu verbannen, nicht einfach so links liegen lassen würden.

Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als zurück zu gehen und mich möglichen Konsequenzen zu stellen.

Wie anstrengend.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 02, 2016 ⏰

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Sloth (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt