8. Traumata

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Hektisch schaute ich mich in meinem Zimmer um. Die Alarmanlage die plötzlich angesprungen war hatte mich aus einem meiner Albträume hochschrecken lassen und obwohl ich eigentlich aufgewacht war, war es als ob ich immer noch in ihm feststeckte.

Das ohrenbetäubende Geräusch des Feuermelders wollte einfach nicht aufhören, weshalb ich mir die Ohren zu heben musste als ich aus meinem Bett kroch. Ich musste so langsam anfangen zu husten, denn ich sah den grauen Rauch unter meinem Türschlitz hervor kriechen. Was war hier los?

Ganz dumpf hörte ich meine Mutter von unten schreien. Bei diesem Schrei realisierte ich die Situation erst in vollem Ausmaße, ließ meine Hände von meinen Ohren sinken und sprintete die Treppe runter. Meine Familie war in Not!

Meine Mutter versuchte verzweifelt den Vorhang der in Flammen stand zu löschen, während mein Vater hektisch telefonierte.

Erst versuchte ich ihr zu helfen in dem ich immer wieder kräftige Windstöße zu dem Feuer aussendete. Es war das Einzige was mir auf die Schnelle einfiel doch es kostete mich schon meine volle Kraft denn ich war einfach noch nicht stark genug, aber das verschlimmerte die gesamte Situation nur noch. Das Feuer war nun auf den Rest des Raumes übergesprungen und es brannte lichterloh. Noch nie in meinem Leben hatte ich so ein Feuer gesehen!

Das einzige was nun noch in mein Bewusstsein dringen konnte waren die Schreie und das Schluchzen meiner Mutter. Nein. Halt da war noch etwas. Aus dem Schlafzimmer meiner Eltern drangen weitere Schreie. Aber Diese waren anders. Es waren nicht die Schreie eines Erwachsenen. Nein, es waren die Schreie eines Babys. Meiner kleinen Schwester. Wie konnte ich sie nur vergessen, verdammt?

Sofort verließ ich meine Eltern im Wohnzimmer und rannte in ihr Schlafzimmer. Mit Sophie auf dem Arm kehrte ich zurück aber ich erkannte, es war hoffnungslos.

Meine Wangen waren feucht geworden als ich sah wie die Haare meiner Mutter Feuer fingen und der Geruch von verbranntem Plastik und Rauch meine Sinne betäubten. Ich musste Sophie hier raus bringen, sofort. Das wäre was meine Eltern wollen würden, rationales Denken. Das hatten sie mir mein gesamtes Leben beigebracht. 'Kontrolliere dich und deine Stärke'.

Inzwischen stand das halbe Haus in Flammen doch meine Sicht verschwamm vor lauter Tränen. Ich konnte nicht erkennen wo ich hin lief aber das war mir egal. Hauptsache weg hier. Weg von meiner toten Familie. Weg von all meinen brennenden Erinnerungen. Weg von der Liebe die man mir in diesem Haus geschenkt hatte und hinaus in die Kälte.

Plötzlich traf mich etwas hartes auf den Kopf, vermutlich ein brennendes Stück Holz das sich gelöst hatte, und lila Punkte tanzten vor meinem Sichtfeld bevor ich umkippte und in eine tiefe, endlose Ohnmacht fiel.

Als sich meine Sicht langsam wieder klärte war das gröbste von dem Feuer verklungen und alles was nicht in einem Umkreis von einem Meter bei mir war, war zu schwarzer Asche verbrannt. Abrupt stand ich auf und drehte mich einmal um meine eigene Achse. Komischer Weise war ich unversehrt und es hatte sich ein symmetrischer Kreis um mich gebildet, in dem auch alles unbeschadet war. Woran das lag wusste ich einfach nicht. Es gab keine wirklich logische Erklärung warum gerade ich nicht verbrannt war.

Ich traute mich kaum nach unten zu schauen. Ein riesen großer Kloß hatte sich in meiner Kehle gebildet und ich gab mir die größte Mühe nicht auszuflippen.

Ich hörte niemanden schreien, das sagte eigentlich auch schon das Meiste aber ich musste mich mit eigenen Augen von meiner Vermutung überzeugen. Gebannt senkte ich meinen Kopf und fiel noch im selben Moment auf die Knie als ich erkannte was dort lag. Oder besser gesagt, wie sie dort lag. Sie war tot. Eiskalt und regungslos. Ihre Hautfarbe hatte zu einem gräulichen eisblau gewechselt und es war als ob sie mich mit ihren toten Augen anstarrte. Ich hatte sie bei meinem Sturz zerquetscht. Sie muss unter mir gelegen haben als ich umgekippt war...

Verdammt, ich war an allem Schuld. Ich war Schuld dass Sophie und meine Eltern tot waren. Ich hätte irgendetwas machen sollen, irgendwas!

Ich wollte nur noch weg hier. Heulend und total aufgelöst rannte ich in die dunkle Nacht hinaus, in einen verlassenen Wald hinein. Hinter mir verklangen langsam die Sirenen und die Feuerwehrleute gaben es auf noch irgendetwas retten zu wollen. Der Brant war zwar gelöscht, doch das Haus verloren.

Die Sanitäter trugen die Leichen aus dem Haus und verfrachteten sie in Plastiksäcke, als wären sie Abfall. Einfach ein weiterer Körper den man irgendwie entsorgen musste. Sie taten so als hätten diese Menschen nicht gelebt. Als hätten sie keine liebenden Familien gehabt. Als hätten sie kein Leben gehabt das lebenswert gewesen war. Als hätten sie nicht alles verloren. Als wären sie nicht für jemanden das Ein und Alles auf dieser Welt gewesen. Für diese Menschen waren sie einfach nur der Alltag in einem Job.

Kein einziges Mal schaute ich zurück. Ich lief und lief und lief bis mich meine Kräfte irgendwann voll und ganz verlassen hatten und sackte vor einer alten Hütte in mich zusammen. Ein traumloser Schlaf übermannte mich und insgeheim wünschte ich mir nie, nie wieder aufzuwachen und mich einfach dem Nichts zu überlassen.

„Saphira!!! Saphira verdammte Scheiße, wach auf!! Es brennt!!!"


A/N: Heute mal ein nicht ganz so langes Kapi aber hier musste einfach ein Cut hin.

Was sagt ihr zu ihrer Vergangenheit? Voten und kommentieren nicht vergessen, seh ich immer gern.

Bis Bald. Ich genieße jetzt dann mal meine letzte Ferienwoche. Bye

<3


Saphira - Tochter der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt