{-2-} SPURLOS

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Er schaut dem wunderschönen Mädchen in ihre blauen Augen,
wie eingefroren schaut er sie an.

,,Wen meinst du mit "Sie" ..?"

Sie erwidert ,,Die Stimme eines Mädchens das zu mir sprach, ein letzter Satz vor ihrem Tod, so klar und deutlich wie es noch nie jemand zuvor tat"

James schaut sie nur fragend an und findet keine Worte da er überfordert mit der Situation ist.

,,Wer gibt euch Menschen den Willen eures gleichen zu töten?''

James denkt über die Worte des Mädchens nach und antwortet mit Verzögerung ,,Niemand... Nein Niemand! Niemand hat das Recht jemanden zu töten... Aber wieso.. Wieso sagst du das? Hat dir jemand Leid zu getragen? .. und wer bist du?''

Das wunderschöne Mädchen dreht sich mit dem Rücken zu ihm, sie lässt ihr Cape fallen und steht mit ihrem blass weißen Körper nackt vor ihm. Sie läuft auf den Abgrund zu.
James realisiert was sie vor hat und rennt auf sie zu..

,,HALT! Bitte nicht!"

Noch bevor seine ausgestreckte Hand ihre Schulter berühren konnte, stürzt sie sich den Abhang hinunter.

James fliegt auf den Boden, vor Verzweiflung übersah er eine Wurzel welche aus dem Boden hervorgehoben war und krabbelt auf allen Vieren zum Abhang zu, auf dem bis eben noch ein Mädchen stand. Zögernd wagt er einen Blick nach unten. Von seinen Augen fließen Tränen hinab über sein Gesicht, so als ob er einen ihm wichtigen Menschen verloren hätte, es sind Tränen der Angst und des Verlustes.

Er blickt hinunter und sieht nichts. Nur das Tal und sonst nichts. Das Mädchen liegt nicht auf dem Boden, es schwimmt nicht leblos im Wasser, auf den Klippen ist außer Grün und Nester auch nichts zu erkennen. Er sucht ihren vermutlich toten Körper aus der hohen Sicht des Abhangs. Doch finden kann er sie nicht. Sein rasendes Herz beruhigt sich wieder und der Wille nach ihr zu suchen packt ihn.

Seine Beine lassen ihn jedoch nicht aufstehen, sein Körper zittert und er ist wie ein angewurzelter Baum an der Stelle festgesetzt.

Er sitzt dort noch einige Minuten, nach wenigen Minuten ist das Zittern zurück gegangen und seine Beine erlauben ihm aufzustehen. Erneut blickt er auf das Tal und findet nach wie vor keine Spur des Mädchens. Vielleicht liegt es daran dass es noch sehr dunkel war, wobei der Mond das Tal so hell erleutet, dass er sie vermutlich erkannt hätte, wenn sie unten im Tal liegen würde.

Seine Gedanken spielen verrückt, er stellt Vermutungen auf, Theorien und Möglichkeiten.

Er läuft rasch den Weg zurück den er gekommen war, er sucht Stunden Lang nach ihr, er fürchtet sich vor ihrem Anblick. In seinem Kopf stellt er sich vor wie ihr Körper blutüberdeckt und deformiert auf dem harten Untergrund liegt und sie leblos mit offenen Augen vor ihm liegt. Jedoch findet er rein garnichts vor, selbst aus der Nähe kann er kein Anzeichen ihrer bloßen Existenz auffinden.

(Könnte sie noch leben? War sie überhaupt echt? Träume ich?, wie kann sie spurlos verschwunden sein.. ich..muss die Polizei informieren!)

James rennt den langen Weg zum nächsten Dorf entlang über die Felder, sein Fahrrad zu benutzen ist ihm bei all der Aufregung nicht in den Kopf gekommen. Im Nachbardorf gibt es eine Polizeiselle welche immer besetzt ist. Er rennt und rennt, links und rechts von ihm nur Felder, am Horizont ein rötliches aufgehen der Morgensonne. Die Wälder in der Ferne sind wie schwarze Schatten hinter denen eine rote Kugel hervorscheint.

James kommt ins schwitzen und seine Renngeschwindigkeit nimmt langsam ab.

Jeder Schritt trägt Sorge, Angst und Selbstzweifel mit sich.

In Gedanken versunken entsinnt er sich an die Worte des Mädchens.
(Was meinte sie nur.. warum sagt man solche Dinge.. und wieso war sie dort... und wieso nackt!? Wurde sie vielleicht entführt und missbraucht? Wollte sie sich darum umbringen? Aber wieso fande ich keine Spur von ihr.. )

James bleibt stehen.

(Die Polizei wird mich für gestört halten wenn ich ihnen das erzähle und keine Spur von ihr zu finden ist.. oder wenn doch.. dann denken sie noch ich hätte sie heruntergechubst oder sowas.. was soll ich nur tun?..)

James schaut nachdenklich auf den Boden, eine innere Leere überkommt ihn, er spürt nichts mehr, nur ein leichter Wind getragen von den ersten Strahlen des Sonnanaufgangs, welche seine vor Schweiß glänzende Haut berühren.

Er denkt immer wieder an ihr Gesicht, er ist der festen Überzeugung dass sie echt war, auch ihre zarte Stimme war echt, die Worte waren ihm zu fremd und unerwartet, dass sie aus seiner Fantasie entstanden sein könnten.

Mit langsamen Schritten und einem geneigten Kopf mit dem Blick auf den Boden läuft er wieder in Richtung seiner Heimat.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 30, 2018 ⏰

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