Am Mittwochmorgen komme ich nach einer unruhigen, von schrägen Träumen durchzogenen Nacht nur schwer aus dem Bett. Gestern Abend habe ich noch mit Ben telefoniert. So spät wurde es nicht, aber etwas hielt mich danach noch lange wach, und ich wusste auch was. So im Unterbewusstsein. Meine Mum sieht mich besorgt an, als ich zum Frühstück herunter schlurfe.
"Ella, Spätzchen. Geht es dir gut?"
"Ja.", murmele ich und muss aufpassen, mit dem Gesicht nicht in meinem Marmeladebrot zu landen. Mein Kopf sowie meine Augenlider sind heute so schwer, dass ich sie kaum offen halten kann. Im Auto, auf dem Weg zur Schule, döse ich sogar noch einmal ein, sodass meine Mum mich wecken muss.
"Was ist denn los mit dir? Bist du krank?"
"Nein, müde." Und wie zur Bestätigung muss ich gähnen. Meine Mum holt schon Luft, um mich zu fragen, wie lange ich gestern auf war oder um mir einen Vortrag zu halten, aber ich bin schon aus dem Wagen.
"Bis später, Mum."
In der Schule hoffe ich, dass mein Gehirn sich wieder anschaltet und endlich funktioniert. Aber die Lehrer erzählen nur langweiliges Zeug, bei dem ich mich nicht dazu aufmachen kann, zuzuhören. Den Kopf in die Hände gestützt, hänge ich meinen Gedanken hinterher.
Der Vormittag geht schnell vorbei, Kaylee ignoriert mich in den Pausen- wow, schon am dritten Tag habe ich mich bei mindestens einer Person unbeliebt gemacht. Henry versichert mir, dass ich mir keine Gedanken machen soll, das komme bei Kaylee öfter vor und gehe wieder vorüber. Beim Lunch sitze ich mit geschlossenen Augen neben den anderen, mische mich nur wenig in die Gespräche mit ein.
Plötzlich fällt mir auf, dass ich Ethan heute noch gar nicht gesehen habe und frage mich unwillkürlich, ob er wohl krank ist. Oder habe ich ihn einfach nur übersehen? Oder war er einfach in keinem meiner Kurse?
Nach der Pause habe ich Biologie. Bei Mr. Taylor. Das weiß ich schon, das hat er mir ja schon gesagt.
Was ich nur noch nicht weiß, ist, dass ich später Ethans Geheimnis herausfinden werde.*** Ethan ***
Seit gestern geht ihm ein einziger Gedanke nicht aus dem Kopf. Ich hatte recht. Recht, dass sie sich nicht mehr neben ihn setzen würde. Weil sie ihn für komisch hält und er sie mit seinem Verhalten verschreckt hat. Und er ist unendlich sauer auf sich selbst.
Schlafen kann er in dieser Nacht nicht und als er aufsteht, ahnt er schon, dass heute kein guter Tag werden wird.
"Mo-mo-morgen.", grummelt er.
"Guten Morgen, Ethan.", begrüßt ihn sein Vater. Er sitzt mit Anzug und Krawatte am Tisch und trinkt eine Tasse Kaffee. Ethan geht zur Kaffeemaschine, gießt sich ebenfalls eine Tasse ein und stürzt diese hinunter, schwarz, genau wie er es jetzt braucht. Irgendwo hat er mal gelesen, dass Psychopaten ihren Kaffee auch schwarz trinken.
Sollte er da jetzt irgendeinen Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Freizeitautor finden? Er muss ein bisschen grinsen. Darüber macht er sich jedes Mal Gedanken, wenn er seinen Kaffee trinkt. Er stellt die Tasse in die Spüle, dann nimmt er sich einen Apfel aus dem Obstkorb. Frühstücken tut er morgens nie, er hat so früh noch keinen Hunger.
Er sieht auf seine Armbanduhr, bemerkt, dass sein Bus in fünf Minuten fährt und schnappt sich schnell seinen Rucksack. Er verlässt das Haus, in dem er mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Alyssa wohnt und wirft ohne einen Abschied die Tür hinter sich zu.
Seine Mutter schläft morgens meistens noch, wenn er das Haus verlässt, seine Schwester auch. Sein Vater steht immer früher auf als er und verlässt das Haus später. Er hat Ethan auch schon angeboten, ihn zur Schule zu fahren, aber Ethan hat abgelehnt. Sein Vater ist nämlich Anwalt und wenn die anderen noch herausfinden würden, dass er der Sohn ist- er mag sich nicht vorstellen, was dann passiert.
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Stunning
Подростковая литература>>Du bist wirklich atemberaubend. Aber wenn ich bei dir bin, habe ich das Gefühl, alles sagen zu können.<< Ethan stottert. Schon immer. Er wird gemobbt. Von allen. Schon immer. Ella ist neu in Perth. Sie ist umgezogen. Schon wieder. Aber Ella ist...