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Ich wimmer leicht in seiner Hand hinein. Er macht keine Anstalten mich los zu lassen oder mir nicht meine Luft abzuschnüren. Plötzlich lockert sich sein Griff und die Hand auf meinen Mund übt keinen Druck mehr aus.

»Spaß«

Meine Augen weiten sich , Spaß ? Er meint es nicht ernst ? Seine raue Lache löst mich aus meinen Gedanken die alle wirr durch meinen Kopf schwirren. Seine Hand löst sich von meinen Hals und dann auch von meinen Mund. Plötzlich werde ich umgedreht und blicke genau auf seinen Oberkörper. Langsam und zitternd hebe ich meinen Kopf leicht um in sein Gesicht zu blicken. Wut durchzuckt mich leicht und bauscht sich immer mehr auf bis es zu einem riesigen großen Bündel wird. Ich balle meine zierlichen Hände zu kleine Fäuste und hole mit meiner rechten Hand aus. Durch seinen Lachanfall kann er nicht mehr so schnell reagieren und sein Kopf fliegt nach links wobei sein Körper an Punkt und stelle bleibt. 

Seine Augen weiten sich leicht aber ich seh keinen Funken Bosheit oder Wut in seinen Augen aufblitzen. Ich schnaubt leicht belustigt und fasst sich an seiner Wange.

»Dass habe ich wohl verdient. Hast einen ziemlich festen Schlag drauf , Kleine«

Er grinst mich freudig an und Tritt einen kleinen Schritt zurück. Sein Grinsen verschwindet und ein aufrichtiges Lächeln nimmt dessen Platz ein. Und auf einmal wirkt der mysteriöse Junge garnicht mehr beängstigend , Arrogant und Gefährlich.
Er wirkt Nett , Aufrichtig und Glaubenswürdig.

»Wieso ? Wieso bist du in dieser Stadt ?«

Ich versuche so stark wie nur möglich zu klingen , schaue ihn aber trotzdem nicht wütend an.

»Begleitest du mich ein Stück ? Bis zum Südtor.«

Er nickt in die Richtung wo das Südtor liegt und ich nicke. Ich möchte wissen was er in dieser Stadt verloren hat.

»Weißt du , als wir uns am Fluss gesehen haben, ich hab noch nie ein Menschen Mädchen gesehen.«

Er ist also einer dieser Kreaturen.

»Du bist also eine Kreatur ?«

Er schnaubt verächtlich und schüttelt seinen Kopf.

»Kreaturen ... So nennt ihr uns also. Ja ich bin einer dieser ,Kreaturen'. Aber wir sind keine Monster. Wir verteidigen uns nur...
Du musst wissen , wir haben uns nicht selbst erschaffen. Ihr wart es , ihr Menschen getrieben nach Macht und Rum habt uns erschaffen. Ihr entwickelt euch weiter und wir tun es auch. Ihr macht es zwar nicht mit eurem Körper , aber wir tun es. Wir wollen auch Leben. Und in einer Zelle eingesperrt zu sein ist kein Leben.«

»Wir Leben auch nicht. Durch Angst geprägt verlassen wir nicht das Dorf. Nur um Wasser zu holen und Wäsche zu machen. Wir leben auch nicht aber wir kommen damit aus. Ihr tötet uns. Ihr verletzt uns. Wegen euch haben Kinder Angst vor Schatten und der Nacht. Wegen euch habe ich meinen Vater und meinen Bruder verloren. Ist nicht dies Grund genug euch wieder hinter Gitter zu bringen ?«

»Aber ihr macht doch jagt auf uns. Würdet ihr uns nicht jagen würden wir euch in Frieden lassen. Hör zu , ich kam in dieses Dorf weil ich auch mal erleben wollte wie so ein Fest ist. Und es ist schön. Wirklich.
Ich bitte dich erzähle es nicht dem Dorfältesten dass ich hier war. Könntest du dass Tor eventuell auf machen.«

Wir sind am Tor angekommen und ein tiefer Kloß sitzt jetzt in meiner Kehle. Wen soll ich trauen ? Den Menschen ? Oder den Kreaturen ? Zu wem soll ich halten ?
Mit meiner ganzen Kraft presse ich mich gegen das kalte Eisen. Die Wachen sind höchstwahrscheinlich auch beim Fest. Wenn dass der Dorfälteste wüsste...

»Bitte«

Es ist nur ein hauchen. Aber er hat es gehört.

Vor dem Tor bleibt er stehen und dreht sich zu mir um macht meinen Schritt vor und schlingt seine Arme um mich. Ich bewege mich nicht , rühre mich nicht vom Fleck.
Selbst das Atmen habe ich verlernt.

»Danke. Sehen wir uns am Fluss morgen? Du musst bestimmt wieder Wasser holen. Dann kann ich dir mehr erzählen von mir und auch was ich bin.«

»Wir werden uns morgen ni-«

Sein Körper knackt. Markerschütternde Geräusche entstehen und sein Körper verformt sich. In seinem Augen steht Schmerz geschrieben und seine Kleidung reißt jetzt schon an manchen stellen.
Zu erschrocken kneife ich meine Augen zu um dieses Monster nicht zu sehen.

Nach einer Weile öffne ich meine Augen und alles was ich sehe ist der Dunkle Wald und in mitten von diesem Dunklen Wald liegt ein Lilagraues Augenpaar auf mich und beobachtet jede meiner Bewegungen.
Und dann ist da nichts nur noch Schwärze.
Ich umfasse das Tor und ziehe es mit meiner ganzen Kraft wieder zu.

Sicherheit ?

Nicht ganz. Zu wissen dass die Kreaturen trotzdem rein kommen können lässt mich erschaudern.

Vielleicht muss ich morgen ja garnicht Wasser holen...

Hoffentlich.

The Time between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt