52.

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Gelassen laufe ich durch die Ausgangstür des Internates und spüre die kalte und frische Briese Luft in mein Gesicht wehen.
Die Grad zahlen sind um einiges gesunken , was mich aber nicht stört denn ich mochte es wenn der Himmel anfing grauer zu werden und es ab und zu mal wieder regnete.
Es machte irgendwie ein gemütlicheres Feeling zuhause im Bett . Wenn man so ein Mädchen wie ich ist , dass nur zuhause ist und sich dort am sichersten fühlte dann war man irgendwie gezwungen bei schönem Wetter rauszugehen. Und eins was ich hasste war es jemanden etwas aufzuzwingen.
Lieber grau und regnerisch.

Da ich blass bin und mit viel Wasser versucht habe meinem Gesicht wieder etwas Farbe zu geben, hielt ich es auch für eine gute Idee ein wenig frische Luft zu tanken. Und jetzt bin ich hier draußen und laufe durch den Campus.
Den Campus einmal im Kreis zu durchlaufen bringt meiner Haut nicht viel weswegen ich mich dafür entschied das Gelände des Internates zu verlassen und bisschen außerhalb zu spazieren.

Ich versuchte über andere Gedanken zu kommen und nicht jedes mal an Jack zu denken. Ich wüsste nicht wie es an dem Abend weiter gegangen wäre wenn er nicht einen Abgang gemacht hätte.. Mein Drang mit ihm zu reden war zu groß und ein Stück meines Herzens wollte ihn wieder sehen.
Ich wollte eine Erklärung haben.

Mit etwas zittrigen Händen in meiner Jackentasche laufe ich den Bürgersteig entlang und entferne mich immer weiter dem großen Gebäude.

,, Kendall?" Ein Auto hält neben mir.
Ich zucke vor Schreck zusammen und schaue dem Übeltäter wütend ins Gesicht.
Aber meine wütende Miene verschwindet sofort als ich in die blauen Augen ,über die ich in den letzten Tagen eindeutig zu viel nachgedacht habe, schaue.
Wie soll ich regieren?
Ihn ignorieren ?
Wütend sein?
Normal sein?

,, Jack." War das einzige was ich rausbringen konnte. Ich wusste wirklich nicht wie ich reagieren soll.

,, Wie geht es dir?" Fragt er mich und sieht mich mit zusammengepressten Lippen an.
Ich seufze ,, Ganz gut dir."
Auch wenn er in seinem Auto saß und dieses neben mir angehalten hat, konnte ich sehen das er nicht so gut gelaunt aussah. Irgendwie sieht er wiedermal gestresst aus.
Sofort frage ich mich wieso.

,, Ja auch gut." Antwortet er etwas leiser und geht sich durch seine Haare.
Ich spürte bei seinen Worten und seinem Ton das bei ihm wahrscheinlich gerade etwas nicht so gut lief wie es sein sollte aber wieso konnte ich mir nicht beantworten.

Ein Wassertropfen fällt auf meine Nase und ich sehe in den Himmel.
Graue Wolken bedecken mittlerweile den Himmel was für mich heißt ,dass es gleich sehr wahrscheinlich anfangen würde zu regnen.

,, Steig ein es regnet." Sagt Jack und lächelt mich an.
,, Nur ein wenig . Ich laufe jetzt eh wieder zum Internat." Winke ich ab.
Er schüttelt aber sein Kopf ,, Es ist Kalt und du hast keine Jacke an."
,,Nein alles gut."
Natürlich ist mir kalt und man konnte dies auch dummerweise an meiner Position erkennen.
Meine Hände verdeckte ich mit meinen Ärmeln und etwas verkrümmt und zusammengezogen stehe ich auch noch .
Nein mir ist gar nicht kalt...

Ich schaue Jack dabei zu wie er seufzt , sich abschnallt und aus dem Auto steigt. Er läuft um das Auto herum , öffnet die Beifahrertür und hält sie mir auf.

,, Bitte."
Ich weiß das er nicht loslassen wird und deswegen musste ich wohl oder übel in sein warmes Auto einsteigen.
Der Grund wieso ich nicht einsteigen wollte?
Ich will diese peinliche und erdrückende Stimmung zwischen uns beiden nicht erleben.
Ich weiß nicht mal ob es ihn überhaupt interessiert ,dass ich mir meinen Kopf über Freitag Nacht zerbreche.
Jack sitzt mittlerweile wieder am Steuer und macht kein Anschein loszufahren.
Ich schaue ihn fragend an.
Was ist mit ihm los? Er wirkt immernoch so als würde er in Gedanken sein.

,, Tut mir Leid." Wieder sehe ich ihn fragend an.

,, Neulich bin ich ja einfach verschwunden und habe dich da sehen gelassen. Das tut mir Leid ."
Mit zusammengepressten Lippen nicke ich .
Eine Frage die mir aber schon seit Freitag in meinem Kopf schwirrt ist: Wieso?

,, Gibt es auch eine Erklärung dafür ?" Frage ich und hoffe das er mir antworten würde.
Es ging mir gewaltig auf die nerven das ich so viele offene Fragen habe auf die ich keine Antwort bekomme. Wenn er wenigstens eine Sache beantworten würde, würde es mich ein wenig beruhigend stellen.

Er beißt sich auf die Lippen und schaut mir dann in die Augen. Verzweiflung ist zu sehen.

,, Es gibt Sachen in meinem Leben die mich davon abhalten mein Leben wirklich zu führen und jemanden zu mögen." Er redet viel leiser und sieht mich nicht mehr an. Er wendet sein Blick ab und schaut aus dem Fenster.
Seine Worte hallen in meinem Kopf und ich versuche diesen Satz zu verarbeiten.
Was meint er damit? Und worauf ist es bezogen?

Er sieht mich wieder an und merkt meinen verwirrten Blick.

,, Kendall immer wenn ich bei dir bin und deine Nähe spüre , schleicht sich der Gedanke in meinen Kopf das ich kein guter Mensch bin und ich ebenso kein gutes Leben habe. Ein-Ein Mädchen wie dir sollte ich nicht an mich ranlassen dürfen." Zum Ende hin wird er leiser und geht sich mit seinen Händen übers Gesicht. Er ist sichtlich verzweifelt und schlecht gelaunt.
Seine Worte werden aber erst nach zwei Sekunden in meinem Gehirn verarbeitet.
Ein Mädchen wie mir darf er nicht an sich ranlassen...
ich zitterte. Es lag nicht an der Kälte , nein mich hat schon längst die Wärme umschlossen. Es lag an den Worten von Jack.
,, Wenn du so ein schlechter Mensch wärst , hätte ich dich niemals kennenlernen wollen." Sprach ich leise und sehe ihn verwirrt an.
Wie sollte ich das verstehen? Ich soll also nicht mehr mit ihm reden?

,, Kendall du verstehst das nicht. Du weißt nicht was in meinem Leben abgeht und vor allem wirst du mich verabscheuen , wenn du es weißt."
Er hat ein dickes Problem das steht fest. Ein Problem was ihn denken lässt das ich ihm aus dem Weg gehen werde.
Ich habe ihn aber in mein Herz eingeschlossen und auch wenn ich es nicht zugeben möchte... Ich mag Jack und genau aus diesem Grund könnte ich es nicht verkraften mich von ihm zu distanzieren.
Und das macht das ganze so kompliziert.

,, Was ist wenn ich dir sage das ich dir nicht aus dem Weg gehen möchte..." sage ich kleinlaut und schaue ihn auf den Lippen beißend an.
Meine Augen weiten sich abrupt. Warte kam das jetzt ernsthaft aus meinem Mund?
Er schaut mich leicht überrascht an.
,, Es-Es ist nur zu deiner Sicherheit." Er startet den Motor.
Es klingt so als würde es ihm schwer fallen diese sechs Wörter rauszubringen. Und mir fällt es schwer diese Wörter zu realisieren.
Ich hatte noch am Freitag das Gefühl ihn wirklich ein Stückchen näher gekommen zu sein. Auch wenn es nicht mit Absicht war , fühlte man schon eine gewisse Spannung zwischen uns. Die Momente die wir hatten waren zugegebenermaßen amüsante und schöne Momente auch wenn wir uns am Anfang oft geneckt haben. Mittlerweile habe ich ihn besser kennengelernt und auch wenn ich einen Großteil seines Lebens nicht kenne, fühlt es sich so an als wäre es so.

,, Kendall es geht einfach nicht ." spricht er aus und hält mittlerweile auf dem Parkplatz des Internates an. Mein Herz zieht sich bei seinen Worten ungewollt zusammen.

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Egal wie sehr ich es versuche, kein einziger Ton kommt über meine Lippen.
Er schaut weg und geht sich frustriert durch die Haare.
Alles was ich tun will ist das Auto zu verlassen.
Ich weiß nicht ob ich überreagiere oder es einfach an den Hormonen liegt , die oftmals auftreten wenn man die Periode hat. Aber ich will raus aus diesem verdammten Auto , denn es fühlt sich so an als hätte mir jemand die Kehle zugeschnürt.

Verletzt schaue ich in seine plötzlich emotionslosen Augen und öffne endlich die
Autotür.
Seine Augen Strahlten Kälte aus und sahen mich leer an. Als würde ich ihm nichts bedeuten.
Vielleicht ist es auch so.

Ich weiß nicht wieso er das tut und wieso er das was auch immer zwischen uns ist , kaputt macht.
Aber es verletzt mich mehr als ich jemals gedacht habe.

Und ab diesem Moment realisiere ich ,dass er nicht nur irgendein Junge für mich ist.

Er ist ein Junge den ich mittlerweile mehr mag als gedacht.

I'm your Babe  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt