René
»Hey, René! Schau mich an!« Ihre weichen Finger berühren meine Wange. Ich sehe auf. In ihr wunderschönes perfektes, bildschönes Gesicht. Ihre blauen Augen sehen mich musternd und aufmunternd zugleich an. Ihre vollen Lippen bilden ein Lächeln. Sie ist unglaublich. Atemberaubend. Wie macht sie das? »Ich weiß gar nicht, wieso dich die Leute als Badboy einstufen...Du hast so ein gutes Herz.« »Die Leute sagen es nicht ohne Grund! Sie sehen das, was ich sie sehen lasse.« »Und warum solltest du das tun?« »Um nicht verletzbar zu sein. Keine Ahnung...es hat viele Gründe...« »Bin einer der Gründe ich?«Sie beißt sich auf die Unterlippe. Ich schüttel den Kopf: »Nein! Du bist der Grund weiter zu leben...«
Ich schrecke hoch. Eine frische Windprise kommt durch das offene Fenster in mein Zimmer. Mich friert es. Meine Haut ist geschwitzt und mein Bett und das dunkle Laken sind ganz nass an der Stelle, an der ich lag. Mein Herz rast. Mein Atem geht schnell. Ich dachte ich hätte damit abgeschlossen. Mit ihr! Wieso musste das passieren?
Erschöpft stehe ich auf und schlürfe zum Fenster um es zu schließen. Reibe mir müde über die Augen und gähne dabei laut. Mein Blick fällt auf mein Wecker. 3:46. Auch wenn ich hundemüde bin, kann ich jetzt nicht mehr an schlafen denken. Ich würde eh nicht mehr einschlafen. Und außerdem will ich mich nicht in das voll geschwitzte Bett legen.
Es klirrt leise. Warum macht der Kühlschank immer so viel Lärm? Ich hole die Milch heraus und schenke sie in ein Glas ein. Dann stelle ich sie zurück, nehme mein Glas und setze mich auf die Couch.
„René?" Ich reagiere nicht. „Alles okay?" Meine Hand führt das Glas zu meinem Mund und ich nehme einen Schluck. „Hey, René!" Leck mich! Verpiss dich! Hau einfach ab! „Es ist die eine Sache, dass du Alex ignorierst. Aber dass du jetzt auch noch mich ignorieren musst ist echt übertrieben!"
„Verpiss dich, Zoé!" „Hör auf so mit mir zu sprechen!" „Hau ab!",zische ich ihr zu. Und wenn sie sich nicht gleich vom Acker macht, dann schreie ich das Haus zusammen und dann ist sie daran schuld, dass alle wach sind. „Hast du wieder geträumt?" Sie ist doch unfassbar. Zum einen, weil sie davon eigentlich gar nichts wissen dürfte und zum anderen, dass sie immer noch nicht gegangen ist. „Hau ab!" „Es ist jetzt ein Jahr her. Eigentlich solltest du längst damit abgeschlossen haben!" „Ich weiß nicht, was du meinst!"
Sie setzt sich zu mir auf die Couch. „Sehr wohl weißt du das! Ich bin nicht blöd, René!" „Da wäre ich mir nicht so sicher..." „Also?" Ich schweige. Das ist mir zu blöd. Wenn sie sich nicht mit meiner Antwort zufrieden gibt, dann hat sie Pech! „Es ist nicht deine schuld!" „Doch! Weil ich sie überredet habe!" Mir läuft eine Schauer über den Rücken. „Sie hätte nicht mit kommen müssen!" Sie hat mich enttarnt. Zoé ist unberechenbar. Sie versucht es mit allen Tricks. Und sie versucht es gerne über hinterlistige Fragen. „Was ist dort alles passiert? Es kann doch nicht alles sein, was du uns erzählt hast!"
Mir schießen Tränen in die Augen. Ich hoffe Zoé sieht sie nicht. Ich hasse es schwach zu wirken. „Ich habe euch alles erzählt!", sage ich mit fester Stimme. Ich weiß, dass sie mir das nicht abkaufen wird. Zoé hat nun mal ein Gespür für die Wahrheit. Und ich weiß ganz genau, dass sie weiß, dass ich lüge. „Lüg mich nicht an!" „Mache ich nicht!",knurre ich. Sie geht mir auf die Nerven mit ihren Fragen. Warum lässt sie mich nicht einfach in Ruhe? Warum ist ihr das nicht so egal wie Mum und Dad? „Wie du meinst...Aber sei deshalb nicht so zu Alex! Er kann dafür nichts. Und er gibt sich wirklich mühe! Vielleicht solltest du dir auch mal Mühe geben und dich zusammenreißen. Dein Badboy getue geht mir so auf die Nerven! Außerdem bist du nicht mehr unter dem Badboy Image bekannt, sondern als Mister Arrogant...ich würd mir mal Gedanken machen." „Weißt du wie egal mir das ist..." „Ich weiß, dass es dir egal ist! Mir aber nicht. Ich will nicht die Schwester von Mister Arrogant sein. Alles was du tust, fällt irgendwie auf mich zurück." „Tut mir leid, aber wenn du dir kein eigenes Image aufbauen kannst. Ist das nun mal so. Ich kann auch nichts daran ändern."
Zornig sieht sie mich an. „Immer denkst du nur an dich! Wann hast du das letzte Mal Rücksicht auf deine Mitmenschen genommen?" „Lass mich mal überlegen...äh, ist mir egal!" Sie ballt ihre Hände zu Fäusten. Presst ihre Lippen aufeinander. Dann holt sie aus um mir eine zu scheuern. Doch ich kann ihrer flachen Hand noch ausweichen. Düster sehe ich sie an. Sie soll nicht denken, weil sie meine Schwester ist hat sie sonder Rechte. Sie schaut mich wütend an. „Du bist so egoistisch!", zischt sie. Ehe sie sich versieht habe ich ihre Handgelenke gepackt und sehe ihr direkt in die Augen. Ich bin aufgestanden und baue mich vor meiner eigenen Schwester auf. Sie versucht aus meinem Griff zu kommen. „Lass mich los, René!" „Hör auf mich ändern zu wollen! Ich bin nun mal so! Und das kannst auch du nicht ändern!" Ich ziehe sie auf ihre Beine. „René, du tust mir weh!" „Hast du mich verstanden!",entfährt es mir etwas zu laut. Sie zuckt zusammen. Plötzlich wirkt sie nicht mehr so stark. Ihre große Klappe ist verschwunden. „Ich will doch nur, dass du dich nicht selbst verlierst."
„Ob du mich verstanden hast!" „René bitte..." Plötzlich werde ich an meiner Schulter nach hinten gerissen. Ich bin so perplex, dass ich Zoé los lasse. Und noch mehr bin ich überrascht, als ich Alex sehe. Dieser steht in einem gestreiftem Pyjama vor mir und flucht irgendetwas auf Deutsch. Ich habe keine Ahnung, was er von mir will. Ohne auf ihn einzugehen, gehe ich an ihm vorbei auf mein Zimmer. Was habe ich gerade getan? Ich habe meine eigene Schwester bedroht!? Wieso habe ich das getan? Wieso hat sie mich nicht einfach in Ruhe gelassen? Warum lässt mich der Gedanke an diese eine Nacht nicht endlich in Ruhe? Verdammt, ich habe das Gefühl durchzudrehen!
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J'adore les idiots
General FictionIch liebe diese Idioten. Jedenfalls muss ich sie lieben. Zumindest dieses halbe Jahr. Dieses eine halbe Jahr, welches ich in Frankreich verbringe und mein altes Leben solange hinter mir lasse. Der Austausch auf den ich mich anfangs noch gefreut ha...