19. Kapitel - Übung macht den Meister

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Die drei freien Tage waren schnell um gewesen, doch sie hatten mir gut getan. Wir konnten es zwar irgendwie immer noch nicht ganz glauben, dass wir weiter gekommen waren, doch es wurde von Tag zu Tag realer. In diesen Tagen machte ich viel mit meinen neu gewonnenen Freunden. Lars, Alicia, Josy, Emily, Merle und ich wurden eine richtig coole Truppe. So kam es zum Beispiel dazu, dass wir bei einem Mittagessen in der Stadt zusammen "Never forget you" sangen und ziemlichen Applaus von den umstehenden Personen ernteten ernteten. Uns war nichts aber auch wirklich nichts peinlich. Nicht selten geschah es so, dass wir aus dem nichts laut anfangen mussten zu lachen. Es war lustig, die verschiedenen Reaktionen der Leute einzufangen. Die Miesepeter, die genervt die Augen verdrehten, die Stillen, die uns nur beobachteten, die Verrückten die einfach mitlachten oder die Freundlichen, die uns wohlwollend zu lächelten. Nach diesen Tagen sollten wir wohl so gut wie jedem in der Berliner Innenstadt aufgefallen sein. Es war einfach immer eine angenehme Atmosphäre, wenn wir zusammen waren.
Wir waren uns bewusst das wir nicht ewig zusammen in der Show sein würden. Das würde gar nicht klappen, aber wir hatten uns gesagt, dass wir uns gegenseitig unterstützen und keinen großen Kampf raus machen wollten. Mir war klar, dass wahrscheinlich Lars oder ich einer der ersten sein werden die, die Show verlassen musste, da wir gegeneinander sangen. Aber ich würde es ihm gönnen. Ich fand er konnte mega gut singen, zumal er mit sehr viel Gefühl sang und förmlich mit dem Lied verschmolz. Trotzdem würde ich mein bestes geben. Natürlich skypte ich auch regelmäßig mit meiner Familie und berichtete von allem. Wenn es nach Mum gehen würde, wäre sie wahrscheinlich schon in einee Woche wieder nach Berlin gereist, doch die Arbeit und Jennys Schule standen ihr da im Weg. Zu unseren Battles würden sie und Luke dann allerdings wieder her kommen. Ich war jetzt schon furchtbar aufgeregt.

"Ich bin dann mal weg!", verabschiedete ich mich von Merle. "Ja, viel Spaß..." nuschelte sie und zog ihre Decke höher. Ich schloss die Hotelzimmertür extra leise, damit sie wieder ungestört einschlafen konnte. Die hatte es aber auch gut! Ihre Probe begann erst um 14.00 Uhr, das hieß sie konnte schön lange ausschlafen, und sich dann in Ruhe um ihr Styling kümmern. Ich hingegen musste mich jetzt voll kommen auf die Fähigkeiten der Stylisten verlassen. In der Empfangshalle angekommen, traf ich auf Lars. "Hey, und gespannt welches Lied es wird?", begrüsste er mich und zog mich dabei in eine Umarmung. "Hi, ein bisschen schon.", sagte ich und untertrieb dabei schamlos. Ich war unglaublich gespannt, was Mr. Bourani sich da für uns ausgedacht hatte. "Hoffentlich ist es kein englischer Rap...", überlegte ich laut. Lars nickte zustimmend. Wir machten uns auf dem weg zum Bus und fuhren für ein Team-Treffen ins Studio. Dort angekommen führte uns ein Security typ in den Sofa/ Chill-Raum, wie er von uns Kandidaten liebevoll genannt wurde. Wir mussten nicht lange warten, da Andreas allen Anscheines nach ein pünklicher Mensch war. "Guten Morgen!", sagte er laut und euphorisch als er den Raum betrat. "Alles gut geschlafen? Also ich super...", plapperte er los. Ich musste schmunzeln, meine Mutter hätte sicher gefragt ob er irgendwelche Pillen geschluckt hatte, da man morgens um neun nicht so gut gelaunt sein konnte, doch Andreas schien übermotiviert. "Heute werden wie ja schon bekannt die Battlesongs bekannt gegeben. Ihr zwei habt das Glück, die erste Gruppe zu sein, denn wie heißt es so schön: 'Der frühe Vogel fängt den Wurm'" fasste er grinsend zusammen und fügte noch hinzu: "Ich würde sagen, ihr zwei geht erst mal in die Maske und dann sehen wir uns am Set wieder. Also zack-zack, wir haben für jedes Battle-Paar erst mal nur zwei Stunden Zeit!"
"Folgen Sie mir bitte.", forderte uns einer der Sicherheitsmänner auf. Wir standen auf und folgten ihm. Im Dressing-Room angekommen, wurden uns jeweils eine Kleiderstange in die Hand gedrückt und wir wurden in die Umkleiden geschoben. Die verschiedenen Outfits hatten wir schon kurz nach den Blinds eigenständig zusammengestellt. So schlüpfte ich also in eines meiner Lieblings-Alltags-Outfits, bestehend aus einer schwarz-grauen Skinnyjeans, einem bordo-roten Pullover, der extrem weit saß und meinen weißen Nikes. Als ich aus der Umkleide trat, wartete Lars schon auf mich. "Na du siehst ja mal toll aus!", sagte er grinsend, während eine Make-Up-Artisting mit dem Puderpinsel in seinem Gesicht zu Gange war. "Danke Blödmann. Du aber auch.", konterte ich und wurde von einer anderen Frau auf einen Stuhl vor einen Spiegel gedrückt. "Hallo, ich heiße Lizzy und bin heute für dein Styling zuständig. Du bist Joy, nicht?", erkundigte sie sich und lächelte mich durch den Spiegel freundlich an. Ich nickte bloß und sie erklärte: "Ich habe gedacht, wir machen erst mal ein schlichtes Make-Up, ein bisschen Betonung auf die Augen setzen und vielleicht einen dunklen Lippenstift. Was sagst du dazu?" "Ja das ist eine gute Idee. Was ist mit meinen Haaren?" Sie schien kurz zu überlegen. "Leicht angelockte Spitzen, ansonsten aber offen?" "So machen wirs.", sagte ich grinsend und lehnte mich im Stuhl zurück während Lizzy sich ans Werk machte. Es tat gut, mal so umsorgt zu werden. "Und vist du schon aufgeregt?", fragte Lizzy, während sie meinen Concealer gekonnt verblendete. "Ja schon, aber nicht halb so schlimm wie vor den Blind-Auditions!", gab ich zu. "Das habe ich schon öfters gehört. Die Blinds sind wohl das wichtigste vom ganzen - mach mal kurz deine Augen zu." "Ja das stimmt schon, da entscheidet es sich, ob man in der Show aufgenommen wird oder nicht.", gab ich zu bedenken, während Lizzy mir zwei beinahe perfekte Lidstriche zog. "Du hast eine sehr interessante Augenfarbe!", lobte sie, als sie mir die Wimpern tuschte. "Dankeschön. Die habe ich von meiner Mutter. Die hat genauso grün-braune Augen wie ich." Nachdem sowohl mein Anke-Up, als auch meine Frisur fertig waren, entließ Lizzy mich mit den besten Wünschen. Endlich mit einem etwas weniger verschlafenen Gefühl lief ich also zu Lars, der in sein Handy vertieft auf der Couch gammelte. "Hey, du Suchti! Kommst du, wir haben nicht mehr viel Zeit!" Lars sah von seinem Handy auf und warf mir einen entrüsteten Blick zu. "Ich bin hier nicht der jenige der stundenlang für sein Styling braucht!", beschwerte er sich. Ich sagte lachend: "Naja, jetzt bin ich ja fertig!" "Wurde auch langsam Zeit...", grummelte er und hiefte sich vom Sofa. "Komm jetzt lächel mal wieder ein bisschen! ", sagte ich vorwurfsvoll und pickste ihn provozierend in die Seite. "Ist ja gut, ist ja gut!", rief er lachend. "Lass uns jetzt machen, dass wir zu unserem Coach kommen." Er wacktelte vielsagend mit den Augenbrauen und ich folgte ihm kichernd. Als wir den Raum betraten, fielen natürlich sofort die Kamera-Teams auf. Der Grund, warum wir oder ich zumdindestens uns so heraus geputzt hatten. Auf dem Sofa saß Andreas und sprach gerade mit einem Regieassistenten. "Oh, hallo, Lars und Jolina!", begrüsste uns Andreas und umarmte jeden. "Du kannst ruhig Joy sagen.", meinte ich grinsend. Er nickte. Dann wandte sich der Regieassistent an uns und erklärte das Vorgehen. Es war eigentlich ganz einfach. Dann setzten wir uns auf das Sofa und die Crew begann zu filmen. Nach einer erneuten Begrüßung für die Kameras, kam Andreas auch direkt zum Punkt:
"So für euch hab ich eins meiner Lieblingslieder rausgesucht." Er machte eine bedeutungsvolle Pause und mein Herz begann zu klopfen. "'Traum' von Cro." verkündete er. Mir war nur allzu sehr bewusst, dass unsere Reaktionen gerade haargenau von dem Kameras aufgenommen wurden und doch konnte ich mir ein dämliches Grinsen nicht verkneifen. Ich liebte diesen Song. Demensprechens bekam ich nach dem ersten Durchgang mit Piano-Begleitung auch ziemlich große Anerkennung von Andreas. "Wow, du hast echt eine interessante Stimmfarbe! Und auch vorallem zusammen klingt ihr super. Eure Stimmen hamonieren richtig gut miteinander. Da habe ich wohl die richtige Entscheidung getroffen." Ich sah zu Lars hinüber und konnte das selbe zufriedene Grinsen in seinem Gesicht erkennen, das wohl auch meine Lippen zierte. "Nun würde ich sagen: Text lernen, Text lernen, Text lernen, damit die Rappasagen genau so gut sitzen." Wir nickten bestätigend. "Seit ihr denn auch zufrieden?", fragte Andreas jetzt. "Ohja! Ich glaube es hätte fast nicht besser werden können!", sagte ich strahlend. "Na dann! Das wird super mir euch, ich hab das im Gefühl!", sagte Andreas mit einem zuversichtlichen Lächeln. "Dann bis zum nächsten Mal! Schlagt ein!" Wir gaben Andreas noch ein Highfive und dann war die erste Probe auch schon vorbei.

Nach circa 45 Minuten und dem einem kleinen Interview, bei den uns due typischen Fragen wie 'Und wie findet ihr das, usamen in einem Battle gegeneinander anzutreren?' oder 'seit ihr mit Andreas Liedauswahl zufrieden?', saßen Lars und ich mit Kopfhörern in den Ohren auf seinem Zimmer im Hotel und lernten den Text. Es war schon anspruchsvoll, da wir an einigem stellen zweistimmig sangen, doch es machte unheimlich Spaß. Die Aufnahmen für die Battles waren in zwei Wochen. In dieser Zeit hatten wir mehrere Proben, aber such viel Freizeit. Laut Plan, den wir bekommen hatten, würden wir in drei Tagen die nächste Probe haben. Bis dahin sollten wir zumindest den Text können, hatten Lars und ich vereinbart.
Mein Handy vibrierte, es war eine Nachricht von Merle. "Merle fragt, ob wir mit ins Freibad wollen.", gab ich die Info an Lars weiter. Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass wir ganz gut eine Abwechslung gebrauchen konnten und packten sofort unsere Sachen zusammen.
Wir trafen uns vor der Rezeption, wo Merle die 'nette' Frau gefragt hat, welches Freibad das beste wäre. Und 15 Minuten später saßen wir alle zusammen im Bus. Merle, Alicia, Lars und ich. Josy und Emily trafen bekannte in der Stadt und konnten deshalb nicht mitkommen. Auf der Fahrt fiel mir erst auf wie lange ich schon hier war. Ein bisschen mehr als vier Wochen, dachte ich. Bisher war es einfach nur toll. Ich fand Andreas spitze und hatte auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen. Merle erzählt viel von Michi und Smudo, sie schienen auch im 'echten' Leben so verrückt zu sein. Smudo hatte beim ersten Treffen eine Wasserschlacht begonnen und dabei musste eine Vase ihr Leben lassen. Merle fühlte sich wohl in ihrem Team.
Beim Freibad angekommen, rannten wir Mädchen soforr kreischend ins angenehm kühle Wasser. Es wurde aber auch von Tag zu Tag heißer. Da die Sommer-Ferien für die Schulkinder vor einer Woche schon begonnen hatten, war es ziemlich voll im Freibad. Doch das hinderte uns nicht daran, so verrückt wie sonst immer zu sein. Als wir uns gerade auf unseren Handtüchern auf der Liegewiese sonnten, fing Alicia plötzlich wie wild an zu kreischen. Mit gerunzelter Stirn richtete ich mich auf, schirmte meine Augen gegen die Sonne ab und warf Alicia einen verwirrten Blick zu. Die saß mit weit aufgerissenen Augen vor ihrem Handy und begann plötzlich total hektisch ihre Sachend zu packen. "Alles gut bei dir...?", fragte ich skeptisch. "Ich habe sofort meine erste Battle-Probe! Das habe ich total verpennt! Ich schaffe es niemals in einee viertel Stunde zum Studio!" Sofort begannen wir alle schallend zu lachen. "Das kann aber nur dir passieren!", japste Merle und brachte uns damit nur noch mehr zum Lachen. "Hört auf zu lachen und wünscht mir lieber Glück! Wir sehen uns am Hotel wieder.", rief Alicia uns schon im Gehen zu und presste ihr Handy ans Ohr, um sich wohl ein Taxi zu rufen. Immer noch lachend ließ ich mich auf mein Handtuch zurück sinken. Wir drei blieben noch etwa eine Stunde am Freibad, bis auch wir uns dann auf den Rückweg ins Hotel machten. Total kaputt fiel ich ins Bett und konnte nur noch ein "Gute Nacht, Merle" grummeln, bevor ich auch schon eingeschlafen war.

Sooooo, das ist also unser nächstes Kapitel:-)
Wir hoffen natürlich es hat euch gefallen! Bald fängt TVoG wieder an! Mit Samu! Das wird super! Naja dann würden wir mal sagen, bis zum nächsten Kapitel und immer schön fresh bleiben ;-)
LG, Miminewyork

Eine Show, die mein Leben verändertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt