Es war kalt,der Herbst hatte Deutschland erwischt. Radiomoderatoren freuten sich über neue "Herbst-Hits", die Läden über Herbstmode, die Supermärkte über Schokoladennikoläuse im September und die Kinder über Herbstferien.
Mir war einfach nur kalt und elend zumute, die Pause zog sich ewig hin.
Ich schlang meinen Schal enger um mich, ließ mich erschöpft gegen den Baumstamm sacken. Neben mir rückte er unruhig hin und her, räusperte sich um dann doch still zu sein. Ich seufzte. "Was?"fragte ich ihn scharf. Wie ein geschlagener Hund sah er mich an. "Ich...ich habe doch gar nichts gesagt, Cat. Nichts habe ich gesagt!" rechtfertigte er sich sichtlich überrascht über meine Aufmerksamkeit.
"Warum sitzt du hier bei mir? Warum verfolgst du mich um dann still neben mir zu sitzen? Bleib doch lieber bei den anderen....von deiner Sorte." schnarrte ich, mir bewusst dass das ein Schlag unter die Linie war.
Seine Augen funkelten.
"Du hast wirklich keine Ahnung wie das ist oder?"
Verwirrt blickte ich ihn an. Natürlich hatte ich keine Ahnung wie es war im Rollstuhl zu sitzen. Wie auch?
Anscheinend wollte Julius aber auch gar keine Antwort.
"Wie das ist für jemanden anderen zu leben. Egal wie idiotisch der auch ist. Du interessierst dich einfach für ihn. Mehr als für alles andere. Das rückt alles in den Hintergrund. Alles,verstehst du?Was ZÄHLT das schon, wenn da so etwas unglaubliches wie die Person existiert? Man will einfach alles wissen."
Kurz holte er Luft.
"Man möchte einfach verstehen. Um jeden Preis. Egal wie hoch. Und glaub mir er ist zu hoch.
Es ist so verdammt scheiße, wenn man sich nicht mal mehr auf sich selbst konzentrieren kann."
Stille. Julius blickte zu Boden,seufzte.
Bedrückende Stille.
Zum ersten Mal seit langem fehlten mir die Worte.
Nichts schien mir irgendwie angemessen, also beschloss ich zu schweigen.
"Dieses Gefühl,dass immer wieder bestätigt wird. Es gibt jemanden besseren als dich. Jeder ist besser. Wer interessiert sich schon für dich?"
schloss er. Er schaute an mir vorbei, eine Träne lief aus seinem grünen Auge.
"Aber....du hast doch Freunde. Siehst gar nicht so schlecht aus, dafür dass du im Rolls.... also ja. Du findest schon jemanden, vielleicht eine die im Rollstuhl...ach du weißt doch was ich meine." versuchte ich mich, doch schon im gleichen Moment wurde klar dass ich alles noch viel schlimmer gemacht hatte.
Julius blickte hoch, ein trauriges Grinsen auf seinem Gesicht.
"Stimmt ich schütte dir mein kleines,dummes Herz aus um mir dann eine von meiner Sorte zu suchen. Vielleicht eine die noch sabbert und zuckt damit ich mich auch so über sie stellen kann wie du dich über mich. "
Er drehte sich um.
"Ich hasse dich."
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Oneshoots 2
القصة القصيرةIch möchte mit meinen alten Oneshoots abschließen. Hier werden neue,mehr oder weniger traurige,glückliche und nach Ohrenschmalz schmeckende Kurzgeschichten folgen. Since '16 Alle Rechte vorbehalten.