Wie alles begann

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Camilla´s Sicht:

Es war Nacht und auf der Ark war nicht viel los. Hin und wieder liefen ein paar Wachen herum, sonst war es still. Man konnte sich also richtig gut verstecken ohne gesehen zu werden, und wenn man dann noch Übung darin hatte, dann war es überhaupt ziemlich leicht. Aber zuerst beantworte ich ein paar Fragen… Wer bin ich? Was mache ich hier und wieso?...
…Also ich bin Camilla Jason und 15 Jahre alt, ich war auf dem Weg zu einer Luftschleuse um mich umzubringen. Wieso? Meine Mutter wurde letztes Monat umgebracht und mein Vater schlug mich. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich musste hier weg. Wo waren wir überhaupt? Wir waren im Weltall, auf einem riesigen Raumschiff namens Ark. Luftschleusen waren die Türen zum Tod und da wollte ich hin.

Jetzt waren es nur noch drei Gänge und dann war ich am Ziel. Also legte ich einen Zahn zu und lief schneller, aber immer noch leise. Zu dieser Zeit waren diese Abteilungen nicht mehr bewacht. Als ich zu einer Tür kam, schaute ich mich gründlich um. Niemand war zu sehen. Perfekt. Ich ging zur Tür und machte sie auf. Die ganze Zeit hatte ich die Schmerzen unterdrückt. Als ich die Tür öffnete und mir den Schweiß mit meinem Arm wegwischen wollte, wurde mir klar, dass es nicht ging. Meine Arme waren voller Blut. Stimmt, das stammte noch von meinem letzten Suizidversuch. Ich hatte versucht, mir die Pulsadern aufzuschneiden. „Mist!“, fluchte ich leise, als mir auf einmal schlecht wurde. Ich konnte immer noch kein Blut sehen. Hilfesuchend stütze ich mich an der Wand ab. Als es nach ein paar Minuten wieder besser ging, machte ich mich auf den Weg zu Tür. Ich brauchte jetzt vielleicht zehn Minuten, bis ich das Tor so manipuliert hatte, dass es automatisch aufging. Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich fertig war. Als auf einmal meine Fernbedienung anfing zu leuchten, war ich mir sicher, dass ich loslegen konnte. Ich atmete tief durch und schaute mich noch einmal im Gang um, um wirklich ganz sicher zu sein, dass niemand da war. Wieder vergingen ein paar Minuten der Stille. Dann nahm ich allen Mut zusammen und ging auf die Tür zu. Ich dachte die ganze Zeit an meine Freundin Clarke, welcher ich einen Brief geschrieben hatte, dass ich sie vermissen würde und sie lieb hatte. Es war echt schwer, so etwas zu tun. Gerade, als ich die Tür die schließen wollte, hörte ich meinen Namen. Hatte ich mir das nur eingebildet? „CAMILLA!“, jetzt hörte ich ihn wieder. Einen Moment überlegte ich, ob ich warten sollte. Nein, es hatte keinen Sinn, ich drehte mich um und ging auf die Tür zu. „Camilla, NEIN!“, hörte ich es wieder. Mit einem Schlag wurde mir klar, wer das war. Es war meine Freundin Clarke! „Clarke, ich kann nicht mehr“, sagte ich und ging einen Moment weiter. „Camilla, bitte“, flehte sie jetzt besorgt. „Es tut mir leid“, murmelte ich und ging über die Schwelle. Clarke rannte mir hinterher. Abby kam jetzt auch. Sie sah richtig geschockt aus. Vermutlich wegen meinen Armen. Abby blieb mit einer gewissen Entfernung stehen aber meine Freundin rannte auf mich zu. Ich bekam nicht viel mit… zu sehr war ich mit meinen Nerven beschäftigt. Sie riss mir die Fernbedienung aus der Hand und drückte mich fest an sich. Ich weinte krampfhaft an ihre Schulter. „Komm“, hauchte sie und ging mit mir zu ihrer Mutter. Ihre Mutter war die Chefärztin und hieß Dr. Abigail Griffin, aber ich durfte sie Abby nennen. „Mom sie braucht Hilfe“, murmelte Clarke. Abby nickt und nahm meine Arme. Ich zuckte zusammen. Einige Sekunden musterte sie sie und sagte dann was Unverständliches zu Clarke. Ich bekam nichts mehr mit. Langsam gingen wir zu der Krankenstation. Es vergingen unendlich viele Minuten und der Weg war unendlich lang. Die ganze Zeit wurde ich von Clarke und Abby gestützt. „Es tut mir so leid“, schluchzte ich immer wieder. Mehr konnte ich im Moment nicht sagen, mehr wollte ich auch nicht sagen. Abby ignorierte die Blicke von der Empfangsdame vor der Krankenstation und auch alle Wachen wurden eiskalt ignoriert. Sie ging zu einem der hinteren Behandlungsräumen und legte mich dort auf eine der Liege. Meine Arme drückte ich gegen mich. Ich schloss meine Augen und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. „Camilla, bleib einfach liegen. Ich gebe dir jetzt etwas zur Beruhigung und dann wird es dir besser gehen. Vertraust du mir?“, fragte sie fürsorglich und ich nickte. Dann kam auf jeden Fall ein Piks und ich spürte zwei Hände an meinen Armen, bis ich irgendwann in einen tiefen Schlaf fiel.

Zeiten ändern sich... und wir uns gleich mitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt