Einmal wöchentlich musste ich zum Psychologen. Ich hatte keine Scheu davor, denn meine Psychologin war richtig nett und dazu noch eine ziemlich gute Freundin von Abby, man konnte ihr wirklich vertrauen. Heute war wieder ein Tag, an dem ich Sprechstunde hatte. Jeden Montag hatte ich zwei Stunden früher aus. Was ich natürlich ziemlich gut fand, weil Mathe und Physik ausfielen, aber scheiße war es auch, weil Clarke dadurch ganz alleine war. Dafür durfte sie die letzte halbe Stunde Physik schwänzen, weil sie auch manchmal dabei sein musste. Besonders mit meiner besten Freundin konnte ich alles sagen. Sie gab mir das Gefühl, in Sicherheit zu sein. „Kommst du?“, fragte meine Psychologin, die gerade meinen Klassenraum betrat. „Warte noch eine Sekunde, ich muss Clarke noch Tschüss sagen und dass ich heute später komme, weil ich noch Mathenachhilfe hab“, erklärte ich glücklich und ging zu meiner besten Freundin. „Wir sehen uns später, ich komm eine halbe Stunde später, ich bekomm Mathe noch erklärt, kannst du es bitte Abby sagen?“, murmelte ich fragend. „Ja klar mach ich, ich weiß nicht, wo meine Mom ist, wenn ich nicht daheim bin und dir niemand aufmacht, dann zur Krankenstation und frag dort, ob ich da bin“, erklärte meine beste Freundin. Ich nickte und umarmte sie noch einmal fest, dann nahm ich meine Schultasche und ging mit meiner Psychologin mit. Es gab zwei Psychologen. Wir gingen in die Nähe der Krankenstation, bogen aber einen Gang früher ab. Es waren zwei kleine Räume, wo das alles stattfand. Ich setzte mich auf einen Sessel und atmete tief durch. Es vergingen ein paar Sekunden, bis meine Psychologin vor mir saß und die Tür geschlossen war. „Also, du kennst es ja, schieß los, wie geht es dir?“, wollte sie wissen. Sie war echt freundlich. „Mir geht’s in letzter Zeit wirklich gut. Mit Clarke fühle ich mich sicherer und selbstbewusster“, erklärte ich fröhlich. „Das klingt sehr gut… wie sieht es mit deiner Sucht aus? Ist noch ein Drang da oder ist der weniger geworden?“, fragte sie weiter. „Der ist fast weg“, grinste ich ziemlich stolz. Auch sie begann zu grinsen. Das ging eine ganze Weile hin und her.
Als ungefähr die Hälfte der Zeit rum war, kamen wir zu einem Thema, welches wir noch nie hatten und welches ich auch mied. „Camilla, hör mir zu, wir müssen drüber reden. Ich weiß, du willst das nicht und es fällt dir schwer, aber es ist wichtig. Du kannst nicht zu deinem Dad zurück, das ist zu gefährlich. Wir müssen das entscheiden, sonst kommst du ins Waisenhaus“, erklärte sie besorgt. Waisenhaus?! Die hatte sie wohl nicht mehr alle. Ok, nicht ausrasten. Ein paar Minuten überlegte ich, was ich sagen sollte. „Welche Möglichkeiten gibt es denn?“, kam es nach einiger Zeit kleinlaut aus meinem Mund. „Also wie gesagt das Waisenhaus, bis du 18 bist, oder Dr. Griffin und ihr Mann sind einverstanden und sie adoptieren dich“, erklärte sie wieder. Zu Clarke ziehen? Oh mein Gott, das wäre perfekt. „Was muss ich tun, dass ich zu Clarke kann?“, wollte ich wissen. „Also als erstes müssen wir prüfen, ob es überhaupt noch geht, ob Platz ist und dann müssen beide Elternteile und deine Freundin unterschreiben, dass sie einverstanden sind und dann wird entschieden, aber ich glaube, es sollte kein Problem geben“, sprach sie. Mein Kopf begann zu nicken. Ich sagte, dass ich es heute noch erzählen würde und dass es eilig war. Abby und Jake waren beide richtig nett und irgendwie war ich auch optimistisch was das Einverständnis anging. „Was passiert mit meinem Dad?“, kam es mir plötzlich in den Sinn. Ich sprach die Frage aus, wollte sie aber eigentlich nur denken. ‚Mist!‘, fluchte ich innerlich. Jetzt war es aber auch schon zu spät. „Nun ja, dein Vater wird wahrscheinlich gefloatet werden. Es steht Missbrauch und Aufsichtsverletzung im Raum und das Erste trifft auf jeden Fall zu und eigentlich steht darauf die Todesstrafe“, erklärte sie besorgt. Auch wenn mein Vater mich schlug und ich ihn hasste, würde er sterben. Okay, es war mir egal, aber trotzdem. Nachdenklich schluckte ich.Nach den zwei Stunden wurde es Zeit zu gehen. Ich verabschiedete mich und machte mich auf den Weg zurück zu unserem Klassenraum. Da hatte ich jetzt Nachhilfe mit meiner Mathelehrerin. Sie war eine ältere Frau, Mitte 50. Sie war groß und schlank und hatte lange braune Haare. Wartend schaute sie mich an. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich wurde kurz von Clarke aufgehalten“, entschuldigte ich mich sofort. „Kein Problem, lass uns anfangen“, sagte sie und ich nickte. Schweigend und breit grinsend holte ich meine Mathe Sachen und hielt ihr das Tablet hin. Die Seite mit dem Thema, das ich nicht verstand, hatte ich bereits aufgerufen. „Das ist ganz leicht“, begann sie. Die halbe Stunde verlief schneller als gedacht, wir nutzten sie komplett aus und am Ende verstand ich auch das Thema. Glücklich und dankbar verabschiedete ich mich von ihr. Als nächstes ging es nach Hause. Viel war im Moment nicht los. Schnellen Schrittes ging ich zur Wohnung. Dort klopfte ich an die Tür. Wir hatten eine Kombination wie wir klopfen mussten, dass die Tür aufging. „Hey“, sagte Abby, als sie die Tür aufmachte. „Hey“, gab ich von mir zurück. „Wie geht’s?“, fragte sie müde. „Gut dir? Wo ist Clarke?“, wollte ich wissen. Normalerweise wurde ich von Clarke begrüßt. „Müde, der Tag war anstrengend, Clarke ist bei Wells. Er hat gesagt, dass es wichtig sei, sie kommt aber gleich wieder“, erklärte sie. „Okay ist gut, wenn Jake und Clarke da sind, muss ich mit euch was besprechen“, murmelte ich. „Klar, kein Problem, machen wir. Hast du Hunger?“, fragte sie lächelnd. Bevor ich antworten konnte, knurrte mein Magen. „Das heißt dann wohl ja“, kicherte ich und sie machte mit.
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Zeiten ändern sich... und wir uns gleich mit
Fanfic100 Jugendliche werden auf die Erde geschickt, mit ihnen Clarke und Camilla, zwei beste Freundinnen seit Kindertagen. Auf der Erde gelandet kommt jedoch alles anders. Camilla wird von den Groundern entführt und das nicht ohne Folgen. Und was passier...