Geduld üben

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Etwas genervt ließ Felix seinen Blick quer durch die Kantine schweifen.
Einer seiner Mitstudenten, Jakob, war heute besonders anhänglich, fand er.
Und selten schaffte er es, ihn nach der Uni abzuschütteln, um wenigstens auf dem Nachhauseweg in der Bahn für sich zu sein, da er die Stille sehr schätzte. Zumindest ab und zu.
Natürlich mochte er den jüngeren Studenten, das war es nicht.
Nicht im Geringsten.
Sie verstanden sich sogar ziemlich gut und hatten nach all der Zeit eine besondere Beziehung aufgebaut.
Doch dennoch hatte Jakob manchmal so eine derart aktive und eifrige Art an sich, dass er sich manchmal sehnlichst wünschte, ihn zumindest ab und an bremsen zu können.
Und heute würde er ihm gewiss beibringen, was es bedeutete, sich in Geduld üben zu müssen.
Ein schmutziges, breites Grinsen zierte seine fülligen Lippen, und schnell setzte er sein fröhliches Gesicht auf und winkte, als Jakob ihn erkannt hatte und strahlend auf ihn zugeschritten kam. Wie ein treuer, süßer Welpe. Mal sehen, wie lange er noch so friedlich bleiben würde, dachte Felix und unterdrückte weitestgehend die Vorfreude auf das, was er mit seinem Freund vorhaben würde. Ja, das wäre eine interessante Aufgabe. Mal sehen, wie Jakob das meistern würde. Und vor Allem, wie gut er wohl schauspielern konnte.
Mittlerweile hatten sie nur noch zwei Freistunden vor sich, in welcher sie eigenständig an einem Projekt weiterarbeiten sollten.
Das würde sich sehr interessant gestalten, schmunzelte Felix und zog im nächsten Moment den vollkommen ahnungslosen Brünetten in seine Arme und lächelte ihn an.
"Mein lieber Jakob, ich möchte mit dir etwas besprechen. Für unser neues Projekt.", teilte er ihm im möglichst harmlosen Ton mit, vor Allem auch, da sie nicht alleine waren.
"Worum geht es?", wollte dieser fragend wissen und löste sich zuerst aus der Umarmung, um ihn ansehen zu können.
Oh, wenn du wüsstest.
"Lass uns das doch unten bei den Toiletten besprechen."
Mit 'unten' meinte er tatsächlich den Raum, der die Garderobe für Veranstaltungen sein sollte, und dieser war knapp hinter dem Annahme Tresen, quasi ein kleiner Pausenraum und zum Verstauen von Taschen. Und dort hatte er bereits gut versteckt etwas Kleines und etwas Größeres untergebracht. Zwei Spielzeuge, welche er vor einigen Tagen bestellt hatte, und welche er nun mit größter Freude an seinem Freund testen würde.
"Und was soll das jetzt sein?"
Jakob kam gerade die Treppe hinuntergetrottet und sah ihn erwartungsvoll an.
Felix grinste nun breit und zog Jako an sich, spürte trotz des dickeren Pullovers die wärmende Körperwärme, die darunter ausgestrahlt wurde.
"Das erfährst du, wenn du ab jetzt mitmachst. Ich verspreche, es wird dir gefallen. Aber ich kann nicht versprechen, dass du die Art und Weise mögen wirst, in welchem Zusammenhang ich es an dir testen möchte. Also: Wirst du mitmachen?
Als mein Testkätzchen?"
Verwirrt, wie zu erwarten, starrte Jako ihn unwissend an und sah ihn etwas unsicher an.
"Was genau willst du machen, Felix?"
"Das sage ich dir, wenn wir in den kleinen Raum dort gehen. Der hat nämlich keine Kameras, deswegen habe ich ihn gewählt."
Er konnte kaum mehr seine Aufregung zurückhalten.
Er wollte endlich wissen, wie Jako reagieren würde.
"Na schön.", willigte der Langhaarige schließlich lächelnd ein und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Wenn du es schon derart spannend machst, kann es nur gut sein."
Felix biss sich auf die Lippe, um nichts zu verraten, nahm Jakobs Hand und zog ihn bestimmt mit sich zum kleinen Raum hinter der Garderobe.
Sie betraten den kleinen Raum und kaum waren sie drin, drehte der Jüngere sich noch mehr verwirrt um und hatte nun noch weniger Ahnung als ohnehin schon.
Felix deutete auf das Sofa und brummte ein 'Hose aus'.
Zuerst ratterte es eine Zeit in Jakos Kopf, ehe er überrascht und schmunzelnd den Wunsch erfüllte.
"Kannst du dich schon jetzt nicht mehr zurückhalten?", schnurrte er und legte sich kichernd auf das Polster. "Ich glaube, das musst eher du üben, mein Hübscher.", meinte Felix dunkel brummend und ging mit ruhigen Schritten zum Regal, schob den Deckel des kleinen Kartons beiseite und holte den Gegenstand heraus, welcher die weiche Form eines Dreiecks hatte, und einen kleinen, fast unscheinbaren Knopf am breiten Ende. Das würde sehr wohl eine harte Geduldsprobe für ihn sein.
Vielleicht auch für ihn.
Felix hob den Gegenstand in die Höhe, sodass Jako ihn nun gut erkennen konnte. "Was...ist das?"
Fragend und auch etwas neugierig betrachtete er das Dreieck, ehe er ganz langsam verstand.
"Warte...Felix. Ist das etwa ein...."

Daddy's little girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt