Für alle war ich immer das perfekte Mädchen mit dem perfekten Körper und dem perfekten Gesicht, zusammen mit der perfekten Familie. Gute Noten in der Schule, Freunde die immer für dich da sind, das Mädchen das nie Probleme hatte. So war das alles nicht. Niemals. Ich hatte Probleme mit mir selber, Stress in der Schule und Zuhause, mit Freunden und alle dachten trotzdem es würde mir gut gehen. Mir ging es eigentlich auch gut bis meine Schwester bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Ab diesem Tag an, zog ich mich immer mehr zurück, redete immer weniger und verlor meine Freunde. Mein Leben änderte sich, ich wurde zu einem anderen Menschen, fand neue Interessen und lernte auch andere Leute kennen. Ich versuchte die Gedanken an meine Schwester zu verdrängen auch wenn es schwer war, weil sie die wichtigste Person in meinem Leben war. Ja, es war plötzlich alles anders. In Sekundenbruchteile. Es sind nun 3 Jahre vergangen und ich fühlte mich immer noch verloren und leer. Ich hatte mich verändert. Mein blasses Gesicht war ausdruckslos und ich sah abgemagert und krank aus. Niemanden hatte ich an mich rangelassen außer einen Menschen. Luke. Er war mein bester Freund und immer für mich da gewesen. "Na kleines, wie geht's dir?" Luke umarmte mich und ich antwortete mit einem Schulterzucken. "Hey, du schaffst das, ich bin da" noch mal nahm er mich in den Arm. Als er mich wieder losgelassen hatte, liefen wir ein Stück in die Innenstadt. "Und wie war's gestern mit deiner Verabredung?" fragte ich lachend. "Erinner mich nicht dran" entgegnete Luke grinsend. Ich musste noch mehr lachen woraufhin Luke mir die Haare zerzauste und wir beide plötzlich stehen blieben und uns anschauten. Wir standen einfach so da und starrten uns in die Augen. Es war ein so emotionaler Moment, in mir war auf einmal alles hektisch, ich wusste nicht wieso. Hatte ich vielleicht Gefühle für ihn? Ich unterbrach die Stille und schlug vor in ein Cafe zu gehen. Doch den ganzen restlichen Tag ging mir dieser Moment nicht aus dem Kopf..
* 3 Stunden später *
Ich kam gerade nach Hause als das Telefon klingelte. "Hallo?" Stille am anderen Ende der Leitung. Ich dachte mir nichts weiter und legte einfach wieder auf. Im Haus war es still und langsam wurde es draußen auch dunkel. Diese Stille hatte ich jahrelang geliebt. Jetzt kam sie mir unwirklich vor. Ich lief in die Küche und machte mir etwas zu Essen, gedanklich war ich immer noch im Cafe. Plötzlich riss ein Klingeln mich aus meinen Gedanken. Schon wieder das Telefon. "Hallo, wer ist denn da?" fragte ich genervt. Doch eigentlich hatte ich Angst, als eine andere Stimme erwiderte:"Lia, weißt du nicht mehr wer ich bin?" Die Stimme klang wütend doch irgendwie gespielt ironisch. "Hör mal, wer auch immer da ist, das ist überhaupt nicht witzig! Lass mich in Ruhe" Sauer legte ich auf. Zurück in der Küche, schaltete ich das Radio an um mich ein wenig abzulenken. Laut sang ich mit und tanzte in der Küche. Auf einmal klopfte es an der Tür. Langsam lief ich auf sie zu und öffnete sie. Ich erkannte die Person sofort. "Nele was machst du denn hier?" fragte Ich glücklich und doch etwas traurig. Nele und Ich waren aller beste Freunde gewesen. Unsere Wege trennten sich vor 4 Jahren weil sie umgezogen war. Seitdem hatten wir nichts mehr voneinander gehört.
"Ich werde dir alles noch erzählen! Darf ich rein kommen?"
"Natürlich, ich hab gerade gekocht, hast du Hunger?" Sie grinste, was ich als 'Ja' hinnahm.
Es war ungewohnt, mit ihr an einem Tisch zu sitzen und zu essen. Sie hatte sich verändert, ich hatte mich verändert. "Dann erzähl mal, ich glaube ich habe viel verpasst" sagte Ich. "Meine Eltern hatten einen Autounfall und sie sind dabei ums Leben gekommen. Ich habe 1 Jahr bei meiner Tante gelebt, beschlossen an meinem 18.ten Geburtstag auszuziehen. Ich will von nun an für mich selbst sorgen. Da ich wusste das du noch hier lebst, bin ich jetzt wieder hier und zwar für immer!" Ich stand auf und nahm Nele in den Arm. Wortlos schauten wir uns dann an. "Du siehst gar nicht gut aus, Lia! Was ist hier passiert seit ich weg war?" Nele sah mir immer an wenn es mir schlecht ging. "Meine Schwester ist vor 3 Jahren gestorben. Du weißt das sie alles für mich war. Mittlerweile gibt es nur noch Luke für mich" Ich bekam Tränen in die Augen. Noch mal nahmen wir uns in den Arm. Diesmal war es fast wie früher..