2. Advent

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Er schaute mich noch einen Augenblick an, bevor er meine Hand losliess und immer noch lächelnd ins Badezimmer verschwand.

Was hatte ich da gerade gesagt? 'Es ist schliesslich Weihnachten', was wollte ich damit sagen? Ich hasste Weihnachten. Was machte es also für einen Unterschied?

Verwirrt schüttelte ich den Kopf ob mir selbst als ich mich an Dads Kleiderschrank machte.

Was für Scheisse ich sagte, wenn ich unter Menschen war...

Ich beschloss, nicht mehr darüber nachzudenken und suchte stattdessen nach Kleider für Harry.

Er war grösser als mein Dad, dafür etwas schlaksiger und schlanker. Es warschwer etwas zu finden, was nicht so förmlich aussah, wie Dad's Hemden, die er immer trug. Am Schluss fand ich graue Trainerhosen und ein einfaches, schwarzes T-Shirt.

Das würde schon reichen.

Die Kleider legte ich Harry vor die Badezimmertür. Da würde er sie schon finden.

Dann ging ich hinunter. Irgendwie hatte ich total gute Laune. Und das obwohl Weihnachten war.

Als ich unten war, schaltete ich den Radio ein, auf dem natürlich nur Weihnachtslieder liefen. Ich stöhnte genervt auf und wollte ihn gerade wieder ausschalten, als ich es mir anders überlegte.

Einmal Weihnachtslieder hören konnte ja nicht schaden, oder?

Dann setzte ich mich aufs Sofa und schrieb Katy. Und zwar alles über den Fremden Mann in meinem Haus.

Nach einer Weile hörte ich, wie die Treppe knarzte und kurz darauf stand ein frisch geduschter Harry in meinem Wohnzimmer.

Etwas schüchtern setzte er sich ebenfalls auf das Sofa.

Dann faltete er die Hände und stüzte sie auf den Knien auf. Sein Blick lag auf mir.

"Hat dein Vater nichts dagegen, wenn ich seine Kleider trage?", fragte er etwas unsicher.

Ich hob meinen Blick von meinem Handy und schaltete es aus.

"Bestimmt nicht. Er hat noch genügend andere.", ich lächelte ihn beruhigend an.

Etwas beruhigt sah er sich um. Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Er schien nach etwas zu suchen.

"Dekoriert ihr nicht für Weihnachten?", fragte er plötzlich.

Ich zögerte.

"Ich mag Weihnachten nicht wirklich. Und meine Eltern hatten keine Zeit.", sagte ich und zuckte die Schultern.

Harry sah mich fassungslos an.

"Du magst WEIHNACHTEN nicht??", rief er aus.

Dann schüttelte er etwas ratlos lachend den Kopf.

"Wieso das denn?", wollte er wissen.

Erneut zuckte ich mit den Schultern.

"Keine Ahnung. Für mich ist es ein Tag wie jeder andere. Nur dass man sich sinnlose Geschenke macht, die man gar nicht braucht und kitschige Weihnachtslieder singt."

Harry lachte.

"Ich mag kitschige Weihnachtslieder.", grinste er und stand auf. Er ging zum Radio und drehte es lauter. Natürlich lief gerade ein kitschiger Christmas Song. Im Moment schien es auf der ganzen Welt keine andere Musik mehr zu geben. Ugh.

Harry schien das anscheinend zu gefallen. Er bewegte sich im Takt und versuchte mitzusingen. Ich verdrehte grinsend die Augen.

Während er sang grinste er von einem Ohr zum anderen und hielt sich ein imaginäres Mikro vor den Mund.

Harry ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt