6 Thomas

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Heute war ein guter Tag, heute war Freitag. Es war hart sich durch die vielen langweiligen Stunden zu quälen, wenn man die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass man es kaum bis zum Nachmittag erwarten konnte. Das einzige Fach, dass für mich da eine Ausnahme machte, war Geschichte. Mein Blick auf das Mädchen direkt vor mir gerichtet,fiel es mir nicht so schwer das ewig währende Geschnatter meiner Lehrerin zu ertragen. Es machte unglaublich viel Spaß. Immer wiederdrehte sie sich zu mir, sich nur zu bewusst, dass ich sie ebenso ansah. Wenn sich dann unsere Blicke trafen, sah sie mich an als wäre ich die Ausgeburt der Hölle. Im Moment fand ich nichts besser als diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht.

Gerade als Mrs Lancester sich zur Tafel wandte und etwas anschrieb, drehte Angelique sich erneut zu mir und zischte leise, doch hörbar gereizt:"Könntest du bitte aufhören mich anzustarren?"

Belustigt bewegten sich meine Mundwinkel in die Höhe.

"Das wäre ziemlich schwierig, da du unmittelbar vor mir sitzt und dein schönes rotes Haar so stark aus der Menge heraussticht",begründete ich meinen Zwang sie ansehen zu müssen, ob ich nun wollte oder nicht.

Sie zog ihre Augen zu engen Schlitzen zusammen. Ich konnte die Hitze, die ihre Wut zu mir sandte förmlich spüren.

"Freust du dich auch schon so unglaublich auf unser Date nach der Schule?",fragte ich sie und versuchte verführerisch zu klingen. Ich genoss ihre Reaktion darauf, die genau welche war, die ich erwartet hatte.

"Das ist kein Date!", informierte sie mich gerade noch leise genug,dass wir nur von einigen um uns herum Sitzenden verdutzt angesehen wurden, die sich kurz darauf jedoch wieder auf das Tafelbild konzentrierten, dass Mrs Lancester gerade erstellte.

"Aber es könnte eines sein. Ich weiß doch, dass du es willst."

"Weißt du was ich gerade mehr alles andere will?", flüsterte sie. Ich wusste, dass es eine rhetorische Frage war und wartete nur auf den Moment der Auflösung. 

"Ich würde dir gerne einmal zeigen, was für ein eingebildeter,ekelhafter Widerling du bist. Um das jetzt klarzustellen bevor du dir noch mehr einbildest als du eh schon tust. Ich habe keine Lust auf dich und deine schleimerhaften Flirt-Versuche nur um mich bloßzustellen. Ich weiß doch, dass du und deine dummen Freunde einen riesen Spaß daran habt. Aber vergiss es, ich spiele da nicht mit. Wir machen unser Referat und dann lässt du mich gefälligst inRuhe!" Von Wort zu Wort hatte sie sich um ihrer Lautstärke gesteigert. Und so musste unsere Geschichtslehrerin es bemerken und betrachtete uns nun fragend.

"Was ist denn hier los?", wollte sie wissen. Wie nicht anders abzusehen spielte Angelique das unschuldige Lämmchen und lächelte unsere Lehrerin liebreizend an.

"Wir haben nur über unser Thema für Ihren Unterricht gesprochen und ich habe wohl etwas zu laut geantwortet", redete sie sich raus. Mit einem skeptischen Blick schien Mrs Lancesters Gehirn gerade zu realisieren, dass sie log, es jedoch der Lüge nicht wert war weiter"kostbare" Zeit ihres Unterrichts zu verschwenden.

"Nun gut. Aber das ist nicht der passende Augenblick, dies zu bereden.Machen sie das bitte bei den außerschulischen Treffen. Und übertragt lieber das, was ich an die Tafel schreibe. Es könnte schließlich sein, dass ich vorhabe nächste Stunde gerade einen von Ihnen Beiden dazu zu befragen." Damit verloren wir Mrs Lancesters Aufmerksamkeit und bevor Angelique sich wieder zu ihrem Platz drehte und machte wie geheißen, zwinkerte ich ihr noch kurz zu. Sie ließ deutlich hörbar einen genervten Ton vernehmen.

Ich wusste nicht genau wieso, aber es reizte mich enorm sie zu provozieren, sie ein Gesicht machen zu sehen als würde gleich ihr Geduldsfaden platzen. Oder es eben bis genau dahin zu treiben. Wenn sie die Kontrolle verlor und mir einfach laut und direkt ins Gesicht sagte, dass ich sie mal kreuzweise konnte. Es tat vielleicht nichts gutes für meine Wette, aber irgendwie wollte ich es nicht anders. So gefiel sie mir viel besser als wenn sie immer so aufgesetzt lächelte und sich als nettes und anständiges Mädchen verkaufte. Für so ein Mädchen würde ich ganz sicher kein Geld ausgeben.

Als der Unterricht durch ein Klingeln beendet wurde, schnappte ich mir schnell meinen Rucksack und eilte zu Angeliques Tisch vor. Nahe beugte ich mich zu ihr heran. So nah, dass ihre Haare mich leicht an der Nase kitzelten, ich ihren blumigen Duft wahrnahm und meine Lippen ihr Ohr fast berührten. Ich merkte, dass sie von meiner plötzlichen Annäherung nervös wurde. Ob dieser Erkenntnis konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Also vergiss unser Date nicht", wisperte ich ihr leise zu.

Sobald ich mich von ihr entfernte schlug ihr ausdrucksloses Starren wieder in Gift sprühende Augen um.


Ich ging lässig zur Tür und drehte mich bei ihr angekommen noch einmal um und rief, die anderen Schüler ignorierend: "Ich warte dann bei meinem Auto auf dich."


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